
Ein Gebet für die ganze Welt. Und für mich.
Klar, wir dürfen mit Gott auch so reden, wie Jesus es getan hat. Vertraut und persönlich wie Kinder mit ihrem Vater. Wir dürfen unser Herz bei ihm ausschütten. Wir dürfen ihm erzählen, was uns auf der Seele liegt. Wir dürfen ihm unsere höchstpersönlichen Wünsche vortragen, mit eigenen Worten. Und doch sollen wir immer wieder Maß nehmen am Vaterunser, am Gebet aller Gebete.
Wir können es immer neu zu unserem Gebet machen, vor allem dann, wenn uns die eigenen Worte ausgegangen sind. Solche vorformulierten Gebete sind zuweilen wie ein Sessellift, der unsere Gedanken und Gefühle in himmlische Höhen trägt.
Das Vaterunser ist ein Gebet fürs stille Kämmerlein, aber ja. Vor allem aber ist es ein Gebet für den Gottesdienst. Der Gott, mit dem wir sprechen, ist eben mehr als nur „mein“ Vater. Er ist „unser“ Vater. Der Gott der ganzen Gemeinde, der ganzen Kirche. So wird es auch zu einem Bindeglied zwischen Menschen. Gemeinsam loben, bitten, danken wir.
Ich habe das Vaterunser einmal zu einem Liedtext verarbeitet, mit eigenen Worten nachgebetet, was Jesus vorgegeben hat. Vielleicht tun Sie das auch einmal. Sie werden staunen, dass Ihr ganzes Leben, ja, dass die ganze Welt Platz findet in diesem Gebet.
Hier „mein“ Vater unser:
Vater unser, unser lieber Vater
Gott im Himmel, Gott in unsrer Welt
Guter Schöpfer, Helfer und Berater
Der sich treu zu seinen Kindern stellt
Deinen Namen halten wir in Ehren
Du bist heilig, und durch dich auch wir
Durch dein Wort willst du uns leben lehren
Und wir lernen liebend gern bei dir
Schick den Himmel auf die dunkle Erde
Hilf uns hoffen, weite unsren Blick
Sprich noch einmal laut und klar „Es werde“
Lock die ganze Welt zu dir zurück
Deinen guten Willen lass geschehen
Wie im Himmel so auch bei uns hier
Lass uns Wunder deiner Liebe sehen
Überwinde Hass und Neid und Gier
Bitte gib uns, was wir heute brauchen
Brot und Liebe und ein gutes Wort
Lass die Sorgen in Vertrauen tauchen
Wirf die Ängstlichkeiten über Bord
Und vergib uns all unser Versagen
Jede große, jede kleine Schuld
Und auch wir woll‘n andern nichts nachtragen
Schenk uns Gnade, Liebe und Geduld
Und begrenze, Vater, die Verführung
Sei du selber für uns auf der Hut
Untersag dem Bösen die Berührung
Unsrer Herzen. Du allein bist gut
Denn nur du allein bist zu verehren
Du gibst Hoffnung, Heil und Herrlichkeit
Bald sind wir erlöst von allem Schweren
Und wir lieben dich in Ewigkeit
Jürgen Werth