
Menschen, die Leuchtspuren hinterlassen
„Einer lehrte mich laufen.
Einer lehrte mich tanzen.
Einer schenkte mir Worte. Und ein anderer ein Lied.
Einer formte mein Denken.
Einer prägte mein Leben.
Einer zeigte mir das, was man mit Augen nicht sieht.
Einer lehrte mich fragen.
Einer lehrte mich glauben.
Einer half mir zu lachen. Einer weinte mit mir.
Einer säte die Liebe.
Einer pflegte die Hoffnung.
Einer zeigte den Himmel. Einer war meine Tür.
Vielen Dank, ihr Gefährten
in den Gefahren des Lebens.
Vielen Dank, ihr Begleiter durch das Lachen, das Leid.
Gerne will ich euch geben,
was ich selber bekommen.
Und ich will für euch dasein als Gefährte auf Zeit.
Und ich will nach euch sehen.
Und ich will auf euch hören.
Zu verstehen versuchen, wie ihr mich meist versteht.
Und ich will für euch hoffen.
Und ich will für euch beten.
Und des Nachts will ich zeigen, wo der Morgenstern steht“
Es waren Menschen. Immer sind es Menschen. Wenn einer erzählt, was ihn fürs Leben geprägt hat, wie er sich selbst entdeckt und entwickelt hat, seine Talente gefördert und seine Torheiten gebremst hat – vor allem auch, wie er seine eigene Gestalt des Glaubens gefunden hat –, dann erzählt er meistens von Menschen.
Was ja passt. Weil alles wirkliche Leben Begegnung ist. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber hat das gesagt. Und auch dieses Wort stammt von ihm: Der Mensch wird am Du zum Ich.
Jeder braucht andere als Augenöffner und Beinemacher, als Denk- und Glaubenslehrer, als Lichtanknipser und Horizonterweiterer, durch deren irdische Gestalt das Licht des Himmels blitzt, die Barmherzigkeit Gottes. Menschen. Keine Helden.
Einer von ihnen war für mich der Schriftsteller Manfred Hausmann, literarischer Vater des kleinen „Martin“. Nach einem gemeinsam verbrachten Tag in seinem Haus an der Weser schenkte er mir ein kleines Buch mit dem Titel: „Kleine Begegnungen mit großen Leuten“. Als Widmung schrieb er mir auf die erste Seite:
„In der Begegnung erleben beide Teile, dass ihnen etwas geschenkt, dass ihrem Wissen etwas hinzugefügt, dass sie mit etwas begnadet wurden.“
Wir brauchen Menschen. Menschen brauchen uns. Lassen wir uns auf sie ein. Vielleicht bekommt unser Leben nur so einen besonderen, bleibenden Wert.
Jürgen Werth