24.08.2022

„Überlegen Sie nochmal…“

Die übrigen 90.643 Babys wurden allerdings abgetrieben, weil es z. B. der falsche Zeitpunkt war, weil es Probleme mit dem Partner gab, keine entsprechende Unterstützung durch die Familie oder nicht genügend Finanzen. Heute gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Unterstützung, die schwangeren Frauen helfen, so schwierige Situationen zu meistern. Außerdem geht es bei einer solchen Entscheidung immer auch um die Frage, welche Werte uns wichtig sind.

Dr. med. Denise Wrobel, Gynäkologin in Bamberg, ist der Lebensschutz der ungeborenen Kinder ein großes Herzensanliegen. Für sie ist klar, dass das Leben eines Menschen ab der Befruchtung beginnt und bereits von diesem Zeitpunkt an schützenswert ist. Deshalb arbeitet sie auch seit mehreren Jahren in einem Krankenhaus, in dem grundsätzlich keine Abtreibungen vorgenommen werden. Als Assistenzärztin hat sie einmal einen Schwangerschaftsabbruch miterlebt, der für sie zu einem bedrückenden Erlebnis wurde. Es handelte sich um ein Kind mit Anenzephalus, einer schweren Fehlbildung, bei der große Teile des Gehirns fehlen und das Kind nur wenige Stunden oder Tage nach der Geburt überleben kann. Sie sagt: „Ich spürte eine Schwere im OP-Saal. Man sieht Beine und Händchen, die einzeln geborgen werden. Man kann den Tod schmecken.“

Denise Wrobel erzählt auch von einer 60-jährigen Frau, die bei der Frage, ob sie schon einmal schwanger war, plötzlich in Tränen ausbrach. Sie hatte in der Vergangenheit Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen und wurde nun das erste Mal darauf angesprochen. Sie berichtet aber auch von jüngeren Frauen, die sachlich und ohne mit der Wimper zu zucken die Anzahl ihrer bisherigen Abtreibungen nennen. Ein Erlebnis blieb der Frauenärztin besonders im Gedächtnis: „Eine Frau kam einmal mit Blutungen in der Frühschwangerschaft notfallmäßig in die Klinik. Sie war eigentlich nicht sehr offen dafür, über ihre Schwangerschaft zu reden, und sagte, dass sie schon einen Abtreibungstermin hätte. Ich habe ihr nur gesagt: Überlegen Sie sich das doch nochmal. Zwei oder drei Jahre später habe ich die Frau wieder getroffen und sie hat mich angesprochen. Sie erzählte, dass sie im Nachhinein sehr froh war, dass ich ihr geraten habe, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Ich war die Einzige – alle anderen in ihrem Umfeld hatten ihr zu einer Abtreibung geraten. Meine schlichte Bemerkung, es sich nochmal zu überlegen, hat ihr bereits geholfen, sich anders zu entscheiden. Sie hat nun ein kleines Mädchen, ihre Eltern helfen ihr bei der Betreuung, sie hat ihren Partner geheiratet und eine Ausbildung gemacht.“ Das war im wahrsten Sinne des Wortes eine Entscheidung für das Leben – und damit eine gute Entscheidung.

Solche Erfahrungen zeigen, dass es sich lohnt, wenn wir uns für das Leben ungeborener Kinder einsetzen. Es gibt empfehlenswerte Beratungsstellen, die Frauen im Schwangerschaftskonflikt wirklich zuhören, ihnen mögliche Wege für sie und das Kind aufzeigen und praktische Unterstützung für Mütter anbieten. 

Sarah Burkhardt

 

Beratungsstellen:

• Profemina (auch Online-Beratung):
  www.profemina.org
• Österreichische Lebensbewegung (auch Online-Beratung):
  www.lebensbewegung.at
• Bewegung für das Leben Südtirol:
  www.bewegungfuerdasleben.com

(1) Zahlen vom Statistischen Bundesamt www.destatis.de. In Österreich gibt es keine offizielle Statistik über die Zahl der Abtreibungen pro Jahr weil diese dort nicht meldepflichtig sind.

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