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29.04.2025

Christentum in der Geschichte

Alles begann vor rund 2000 Jahren in Jerusalem und verbreitete sich anschließend über Antiochien, Alexandrien und Rom bis in viele weitere Städte und Länder der damaligen Welt. Plinius der Jüngere (61–114 n.Chr.) schrieb an Kaiser Trajan (53–117 n.Chr.), dass die Christen sich „durch einen feierlichen Eid“ dazu verpflichteten, „Diebstahl, Raub, Ehebruch, Treulosigkeit und Unterschlagung anvertrauten Gutes“ zu meiden. Das bedeutete, dass sie einen Lebensstil praktizierten, der sich rigoros gegen die gängigen Praktiken des Römischen Reiches richtete.

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Die römischen Praktiken waren – neben den genannten – u. a. auch Abtreibung, Tötung oder Aussetzung von Kindern, Selbstmord, Homosexualität und Erniedrigung der Frau. Allgemein war den meisten römischen Kaisern menschliches Leben nicht viel wert und Töten und Quälen ihr alltägliches Geschäft. Kaiser Tiberius (14–37 n.Chr.) schaute mit Vorliebe zu, wie Gefolterte ins Meer geworfen wurden. Caligula (37–41 n.Chr.) ließ alle, die in seinem Palast dienten, umbringen, und Claudius (41–44 n.Chr.) war ein begeisterter Liebhaber der Gladiatorenspiele. All dem setzte das Christentum völlig neue Prinzipien entgegen. Die Folge davon war, dass Christen wegen ihres Glaubens über drei Jahrhunderte brutal verfolgt und getötet wurden. Das änderte sich, als Kaiser Konstantin im Jahr 313 das Mailänder Toleranzedikt erließ und damit den christlichen Glauben mit dem römischen Viel-Götter-Glauben gleichstellte.

Christentum als Staatsreligion

380 n. Chr. erhob Kaiser Theodosius I. den christlichen Glauben für alle Bürger des römischen Reichs zur Staatsreligion. Die Zeit der Verfolgung war nun vorerst vorbei. 325 n. Chr. war es bereits zum ersten allgemeinen Kirchenkonzil unter Vorsitz des Kaisers gekommen. Jetzt begann der sagenhafte Aufstieg des Christentums und damit die Veränderung der Welt. Der christliche Glaube hat sowohl Nationen als auch Individuen verändert. Es hat völlig neue soziale Normen in die Welt gebracht und Regierungen ihren Stempel aufgedrückt. Kunst, Musik und Literatur wurden vom Christentum veredelt und erlebten einen enormen Aufschwung. Ebenso wurde das Recht humanisiert und die Bildung der Menschen im Laufe der nächsten Jahrhunderte immer weiter verbessert. Liebe und vor allem die Nächstenliebe bekamen einen völlig neuen Stellenwert. Treue, Verlässlichkeit, Beständigkeit, Ehrlichkeit wie auch die Fähigkeit zur Vergebung wurden zu den großen christlichen Tugenden und prägten die Gesellschaften.

All das brachte eine große Veränderung in den Gesellschaften der damaligen Zeit mit sich. Vieles wurde durch das Christentum völlig neu gesehen. Das betraf besonders kranke und arme Menschen. Jesus selbst heilte viele Kranke und widmete sich den Ausgestoßenen, schenkte Blinden das Augenlicht und erweckte sogar Tote wieder zum Leben. Vor allem Frauen bekamen durch sein Wirken eine völlig neue Stellung und Bedeutung. Vieles davon wurde von der katholischen Kirche aufgegriffen und weitergetragen. Durch die Christianisierung West- und Mitteleuropas wie auch Lateinamerikas kam es zur Verbreitung der Alphabetisierung. Es kam zur Gründung von Universitäten sowie zur Errichtung von Kranken- und Armenhäusern. Durch die westliche Tradition des christlichen Mönchtums im 4. Jahrhundert kam es zu weiteren positiven Entwicklungen, vor allem in den Bereichen  Bildung und Armenfürsorge, aber auch im Bereich der Künste, der Medizin und Forschung. In all diesen Bereichen war die Kirche die treibende Kraft.

Gladiatorenspiele, die 264 v. Chr. als Teil von Beerdigungsfeierlichkeiten in Rom eingeführt wurden und ein eindrückliches Beispiel der Gnadenlosigkeit dieser Zeit gegenüber menschlichen Lebens waren, wurden von Christen verurteilt und boykottiert, bis die christlichen Kaiser die Gladiatorenspiele schließlich abschafften.

Minucius Felix, ein Schriftsteller und Jurist aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., zitiert einen Römer, der den Christen vorwirft: „Ihr besucht keine Schauspiele, nehmt an den Festzügen nicht teil (…), ihr verabscheut die Spiele zu Ehren der Götter.“ Aber genau daraus erwuchs der enorme Einfluss der Christen, der schließlich die ganze Welt zu verändern begann. Denn anstatt die heidnischen Veranstaltungen zu besuchen, traten Christen für die Schwachen und Unterdrückten ein, lehnten Mord und Selbstmord ab und wandten sich rigoros gegen Menschenopfer, sexuelle Unmoral, Ehebruch, Unzucht, pornographische Darstellungen und die damals weit verbreiteten Praktiken der Homosexualität, in die auch Kinder miteinbezogen waren, was übrigens schon bei den Griechen der Fall war. Heute zeigt sich, wie durch den Rückzug des Christentums all diese Dinge wieder neu hervorbrechen und Christen, die ihr Leben nach den Maßstäben der Bibel ausrichten, auch wieder verachtet, angegriffen und gehasst werden. Dennoch ist die Erfolgsgeschichte unserer Gesellschaft unbestreitbar auf den Einfluss des Christentums zurückzuführen. Ob es der Bereich der Bildung ist oder der Fortschritt im Bereich der Wissenschaft, die Bedeutung der Arbeit oder die Abschaffung der Sklaverei; überall waren es Christen, die den Anstoß gaben und die die Entwicklung auch später immer wieder vorantrieben.

Status der Frau

Der Einfluss der Christen auf den Status der Frau war „tiefgreifend“ und „nachhaltig“ schreibt Dacre Balsdon, Experte für römische Geschichte, in seinem Buch „Die Frau in der römischen Antike“. Tatsächlich war die Stellung der Ehefrau im antiken Griechenland wie auch in Rom eine sehr niedrige. Eine Ehefrau durfte nur mit einem vertrauenswürdigen männlichen Begleiter das Haus verlassen und neugeborene Mädchen wurden häufig sogar getötet oder ausgesetzt. All diese Praktiken lehnten Christen radikal ab und lösten damit eine komplette Veränderung der griechisch-römischen Einstellung zur Frau aus. Dadurch veränderte sich auch das Bild der Familien. Wer sich heute die Stellung der Frau in einem arabischen oder Dritte-Welt-Land ansieht, die von Migranten sogar bis in unsere Gesellschaft mitgetragen wird, bekommt eine Vorstellung, wie die Stellung einer Ehefrau damals war. Das änderte sich erst durch den Einfluss des Christentums. In diesen Ländern, in denen dieser Einfluss des Christentums noch nicht vorgedrungen ist, ist die Stellung der Frau noch bis heute mehr oder minder die gleiche.

Rückzug des Christentums

Inzwischen sind die Kirchen in unseren Ländern immer mehr auf dem Rückzug. Die Zahl der Kirchenaustritte steigt von Jahr zu Jahr. Mord, Diebstahl, Betrug, Lüge, Verrat und Gewalt werden zwar bis heute noch verurteilt. Im Grunde liegt das aber daran, dass wir alle in einer christlichen Ethik aufgewachsen sind, die uns gelehrt hat, dass das menschliche Leben heilig ist.

Den Römern war das Töten keineswegs unangenehm, im Gegenteil. Der römische Historiker Sueton (ca. 69–122 n. Chr.) erwähnt in seinem Werk „Leben der zwölf Cäsaren“ die frühen Christen und berichtet auch über den römischen Kaiser Tiberius (42 v. Chr.–36 n. Chr.), indem er schreibt: „Kein Tag verging ohne Hinrichtung, nicht einmal Feier- und heilige Tage.“ So schreibt auch der Kirchenhistoriker Philip Schaff: „Die alte römische Welt war ohne Barmherzigkeit.“ Das änderte sich durch das Christentum. Wobei auch eingefügt werden muss, dass es im Laufe der Kirchengeschichte eine ganze Reihe von Entscheidungen gab, die nicht auf den Grundsätzen der christlichen Lehre gefällt wurden und deshalb auch viel Leid und Verirrungen mit sich brachten. Aber zu all diesem Versagen kam es immer nur, weil Menschen die Grundlagen der biblischen Lehre, wie wir sie von Jesus Christus kennen, nicht respektierten. Das gilt für alle Bereiche des Versagens der Kirche.

Heute, da der Einfluss der Kirche in unseren Gesellschaften immer geringer wird, können wir beobachten, wie diese zunehmende Abkehr vom Christentum sich auf die Gesellschaft auswirkt. Interessanterweise treten jetzt wieder Zustände ein, wie sie in der Antike normal waren, die den biblischen Prinzipien aber diametral entgegenstehen. Das fängt an beim Ehebruch, der inzwischen zur Modeerscheinung geworden ist, und geht bis zur massenhaften Verbreitung von Pornographie. Im gewissen Sinn entwickelt sich das alles unter dem Deckmantel des Fortschritts. Die Frage ist allerdings, ob es wirklich ein „Fortschritt“ ist, wenn die Grundlage unserer gesellschaftlichen Ordnung zerstört wird. Viele als fortschrittlich deklarierten gesellschaftlichen Entwicklungen sind letztlich zum Schaden der Menschen. Das können wir in unserer Zeit bereits deutlich erkennen.

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