01.05.2021

Der Heilige Geist – Gott in uns

Als Christen glauben wir an Gott, den Vater, den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde, an Jesus Christus, seinen Sohn, und an den Heiligen Geist, der uns im Apostolischen Glaubensbekenntnis als die dritte göttliche Person genannt wird. Damit glauben Christen an den einen Gott, der sich uns in der Form dreier Personen zu erkennen gibt, was auch als Dreifaltigkeit bezeichnet wird.
Für uns heute ist der Heilige Geist von allergrößter Bedeutung. Darauf hat bereits Jesus hingewiesen, als er seinen Jüngern sagte, dass es gut ist, wenn er die Welt verlässt, weil ihnen dadurch der Heilige Geist geschickt wird, der an allen Orten gleichzeitig sein kann, bei allen Christen überall auf der Welt. Genau das erleben Christen heute. Jesus ist seit seiner Himmelfahrt bei seinem Vater. Doch sein Geist wirkt überall auf der Welt, insbesondere durch Menschen, die ihm in ihren Herzen Raum dafür geben.

Als Jesus auf dieser Erde war, konnten die Menschen ihn sehen, einige lebten sogar mit ihm. Das ist beim Heiligen Geist anders. Er lebt zwar tatsächlich in uns, wenn wir ihm den entsprechenden Raum in unseren Herzen schaffen. Dennoch ist er für uns unsichtbar. Es gibt in der Bibel allerdings auch Stellen, wo uns vom Heiligen Geist in einer sichtbaren Form erzählt wird. So schreibt der Evangelist Matthäus, dass der Geist bei der Taufe Jesu wie eine Taube sichtbar vom Himmel herabstieg (vgl. Matthäus 3,16). Doch viel wichtiger als sein Äußeres, ist das was er in uns Menschen bewirkt.

Im biblischen Urtext steht für das deutsche Wort „Geist“ im Alten Testament „ruach“ (Hebräisch) sowie „pneuma“ (Griechisch) im Neuen Testament. Beide lassen sich mit Hauch, Luft oder Wind übersetzen. Diese Worte stehen für einen besonderen Wesenszug des Heiligen Geistes. Wie ein Wind, der kräftig oder kaum spürbar in uns ist, so spüren wir den Heiligen Geist mal mehr und mal gar nicht - und doch ist er stets in uns. In den deutschen Übersetzungen werden die verschiedenen  Bezeichnungen in der Regel mit „Heiliger Geist“ oder „Geist Gottes“ übersetzt. Wer sich die Bibel allerdings genauer ansieht, wird merken, dass im Neuen Testament noch viel klarer als im Alten Testament vom Heiligen Geist die Rede ist.  

Der Heilige Geist im Alten Testament

Im 1. Buch Mose 1,2 wird uns erstmals in der Bibel vom Geist Gottes berichtet. Daraus geht hervor, dass es den Heiligen Geist schon vor der Schöpfung gab. In der Folge berichtet das Alte Testament mehrfach davon, wie der Geist einzelne Menschen „erfüllte“, die dann im Namen Gottes sprachen oder handelten. Der Geist Gottes stattete einzelne Menschen auch mit besonderen Gaben aus. So wird z. B. Josua, der Nachfolger von Mose, vom „Geist der Weisheit“ erfüllt (vgl. 5. Mose 34,9). Das Volk Israel wiederum stand nach dem Auszug aus Ägypten unter dem besonderen Schutz des Geistes (vgl. Jesaja 63,11). Auch bei der Salbung Davids zum König von Israel lesen wir davon, dass der Heilige Geist ihn erfüllte, um der königlichen Verantwortung nach Gottes Willen gerecht zu werden. In den Büchern der Propheten begegnen uns solche Aussagen dann immer wieder. Männer und Frauen wurden auserkoren, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen und taten dies in der Kraft und der Autorität des Heiligen Geistes.

Gott berief diese Propheten vor allem, wenn das Volk der Juden sich von Gott abzuwenden begann und nicht mehr auf ihn hören wollte. In diesen Momenten schickte Gott die Propheten, um das Volk vor den Folgen dieser Abkehr von Gott zu warnen. Die Propheten waren diejenigen, die Gottes Botschaft an sein Volk weitergaben (vgl. 2. Samuel 23,2; Micha 3,8). Der Prophet Micha war übrigens auch einer der Propheten, die voraussagten, dass jemand kommen wird, der in besonderer Weise vom Heiligen Geist erfüllt sein wird (vgl. Micha 3,8).

Die Aussicht auf Jesus, als den Messias, gab den Menschen zu allen Zeiten neue Hoffnung und Zuversicht. Auch in unserer Zeit hat das Warten auf die Wiederkunft Jesu eine große Bedeutung. Es gibt vielen Menschen Hoffnung. Vor allem ist wichtig, dass wir wissen, dass Jesus bei seinem zweiten Kommen auf diese Erde als Messias in Macht und Herrlichkeit kommen wird und dass alle, die zu ihm gehören, bei ihm sein werden, um diese Welt in ein neues Reich des Friedens umzugestalten, wie die Bibel es uns sagt.  

Der Heilige Geist im Neuen Testament

Im Neuen Testament wird uns das Wirken des Heiligen Geistes noch viel ausführlicher beschrieben. Bereits in seiner Abschiedsrede versprach Jesus wiederzukommen. Bis es aber soweit ist, wird der Heilige Geist als Statthalter Jesu unter den Menschen sein. Jesus sprach in diesem Zusammenhang vom „Paraklet“. Luther übersetzte dieses griechische Wort mit dem deutschen Begriff „Tröster“. Offenbart hat sich der „Paraklet“ erstmals beim Pfingstereignis vor rund 2000 Jahren, als er die Jünger dazu befähigte, furchtlos und kraftvoll die Botschaft Gottes in vielen Sprachen zu verkündigen. Jeder der Anwesenden hörte ihre Worte in der eigenen Muttersprache und konnte verstehen, was die Apostel sagten. Das war ein gewaltiges Wunder, dessen Zeugen eine große Menge von Menschen wurden, ungefähr 3.000 Menschen fanden damals zum Glauben an Jesus Christus. Davon wird uns in der Bibel, in der Apostelgeschichte 2, ausführlich berichtet.
Im Brief an die Korinther wird uns später berichtet, dass der Heilige Geist nachforscht (vgl. 1. Korinther 2,10-13). Er besitzt einen eigenen freien Willen (vgl. 1. Korinther 12,11), wie er auch uns Menschen von Gott gegeben wurde. Paulus schreibt übrigens auch, dass es vorkommen kann, dass wir den Heiligen Geist betrüben (vgl. Epheser 4,30). Der Heilige Geist redet (vgl. 1. Timotheus 4,1), er vermittelt Wissen (vgl. Johannes 14,26) und gibt uns auch Anweisungen, wenn das nötig ist (vgl. Apostelgeschichte 8,29).

Seit Jesu Tod am Kreuz, so sagt uns die Bibel, ist die Kluft zwischen Gott und uns Menschen, die sich Jesus anvertrauen und ihm glauben, aufgehoben. Als sichtbares Zeichen dafür, so wird uns in der Bibel berichtet, zerriss der Vorhang im Tempel von Jerusalem am Tag, als Jesus am Kreuz auf Golgatha starb (vgl. Matthäus 27,51). Seither kann jeder, der sich Jesus als Herrn und Heiland anvertraut, wieder im Gebet mit Gott reden und zu ihm kommen.

Vor dem Kreuzestod Jesu war das nicht der Fall. Da trennte der Vorhang im Tempel das Heiligtum Gottes von der normalen menschlichen Welt. Der Vorhang war das sichtbare Zeichen für diese Trennung. Dass der Vorhang, wie es in der Bibel heißt, am Tag der Kreuzigung Jesu „von oben an bis unten“ zerriss, zeigt, was sich seitdem verändert hat: Seither wirkt Gottes Geist in jedem Menschen, der sich Jesus Christus anvertraut und ihm glaubt.

Zur Zeit des Alten Testamentes durfte niemand außer dem Hohepriester, der dafür auserwählt war, einmal im Jahr in das Heiligtum gehen. Seit dem Kreuzestod Jesu kommt Gottes Geist direkt in unsere Herzen, wenn wir anfangen, uns zu Jesus Christus zu bekennen, ihm zu glauben und zu vertrauen. Christen sind seither der neue Tempel Gottes, in dem Gottes Heiliger Geist wohnt (vgl. 1. Korinther 3,16).
Mit dem Tod Jesu schließt sich der Kreis der Heilsgeschichte Gottes. Die gebrochene Beziehung zwischen Gott und Mensch ist wieder geheilt und Gottes Heiliger Geist kann beginnen, uns von innen heraus zu verändern und uns zu den Menschen machen, die wir eigentlich alle sein möchten.

Im Grunde ist es Gott höchstpersönlich, der in uns „wohnt“, wenn wir zu Jesus Christus gehören. Diese Verbindung zu Gott, dem Vater, hält der Heilige Geist bis zur Wiederkunft Jesu und der Vollendung der neuen Schöpfung aufrecht.

Aufgaben des Heiligen Geistes

Das Wirken des Heiligen Geistes lässt sich in zwei große Bereiche aufteilen.

1. Die Aufgaben des Heiligen Geistes für mich persönlich

Die Entscheidung eines Menschen, sein Leben mit Jesus Christus zu leben, ist eine durch und durch persönliche Entscheidung jedes Einzelnen. Aus eigener Kraft sind wir nicht in der Lage, in Gott den himmlischen Vater und in Jesus den Weg zum Vater zu erkennen (vgl. Johannes 14,6).

Deshalb hilft uns der Heilige Geist in dieser Phase unseres Lebens, d. h. noch bevor wir uns für ein Leben mit Jesus entschieden haben. Er zeigt uns, wer Gott ist und welche Bedeutung Jesus für jeden Menschen hat. Er hilft uns auch zu erkennen, dass wir von Natur aus vor Gott schuldig sind und allein keine Chance haben, etwas daran zu ändern. Erst durch Jesus wird der Weg zu Gott für uns Menschen frei (vgl. Johannes 16,7-11).

Er hilft uns auch zu erkennen, dass wir von Natur aus vor Gott schuldig sind und allein keine Chance haben, etwas daran zu ändern. Erst durch Jesus wird der Weg zu Gott für uns Menschen frei (vgl. Johannes 16,7-11).

Haben wir uns dann für ein Leben mit Jesus entschieden, beginnt Gott uns erstmals von unseren Sünden zu „reinigen“. In der Bibel lesen wir davon, dass alle unsere Fehler durch das „Blut Jesu“ wie Dreck von unserem Körper abgewaschen werden. Erst dann kann der Heilige Geist Wohnung in uns nehmen und damit beginnen, unser Leben neu zu machen. Das ist freilich ein Prozess, der über Jahre andauert. Jahre allerdings, die uns zu einem neuen Leben verhelfen, in dem wir falsche Verhaltensweisen und Denkmuster Stück für Stück ablegen dürfen, um von allen Abhängigkeiten und Lastern frei zu werden, die unser Leben zerstören.
Wenn Christen dann wieder Dinge tun, die sie von Gott trennen (Lügen, andere verletzen, neidisch sein, usw.), gibt es den Weg der Vergebung. Aber das alles können wir mit der Hilfe des Heiligen Geistes immer mehr ablegen, bis wir es „nicht mehr tun müssen“, sondern aufrichtig und ehrlich, hilfsbereit und bescheiden sein können.

So werden wir im Laufe dieser Jahre als Christen durch die Hilfe des Heiligen Geistes auf eine ganz natürliche Art und Weise Jesus immer ähnlicher. Der Heilige Geist bringt uns auf sanfte, zurückhaltende Art und Weise auch bei, was Recht und Unrecht und gut und böse ist.

Er schenkt uns die Kraft, gegen die Sünde, die immer wieder in uns aufstehen und uns beherrschen will, anzugehen, bis sie allmählich immer mehr gezwungen wird, uns frei zu geben.

Der Heilige Geist hilft uns, im Laufe unseres Christseins einen Lebensstil anzueignen, der Freude und Friede mit sich bringt, wie wahrscheinlich jeder von uns es sich schon immer gewünscht hat (vgl. Johannes 14,16 und Johannes 14,26).

2. Aufgaben des Heiligen Geistes für die Gemeinschaft

Da das Leben eines Christen in der Beziehung zu anderen und in der Gemeinschaft mit Gott erfolgt, verändert der Heilige Geist uns auch in diesem Lebensbereich. Deshalb ist die Gemeinschaft mit anderen Christen auch ein wichtiger Bestandteil eines jeden Gläubigen. Jesus sagt, dass er gerade da unter uns ist, wo wir in seinem Namen als Gemeinschaft versammelt sind. Wir kennen alle die Stelle der Bibel, wo es heißt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18,20).

Gottes Gaben sind eben nicht nur für uns allein da, sondern sollen auch dazu dienen, dass andere Menschen von Gott erfahren, ihn kennen lernen und gerettet werden. Alle „Geistesgaben“, die wir durch unseren Glauben an Jesus Christus durch den Heiligen Geist empfangen, sollen dazu dienen, dass noch viele Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Jede dieser Gaben ist wie ein Werkzeug Gottes, mit dem er sein neues Reich des Friedens und der Versöhnung aufrichtet. Wenn ich dafür die Gaben, die er mir schenkt, einsetze, verherrliche ich damit seinen Namen und werde deshalb auch immer mehr von ihm beschenkt. So werde ich zu einem Gefäß des Heiligen Geistes, das er immer mehr mit seinen Gaben füllt.

Was bedeutet es, dem Heiligen Geist Raum zu geben?

Je mehr Raum ich dem Heiligen Geist gebe, desto mehr wird er sich in mir zu erkennen geben. Dazu muss ich lernen die Bibel zu lesen, denn dadurch verstehe ich immer mehr, was Gott von mir erwartet und was gut und richtig für mich ist. Ich muss mir aber auch Zeit dafür nehmen, tagtäglich in der Bibel zu lesen und das Gelesene dann auch verstehen, um es in meinem Alltag umzusetzen.
Raum gebe ich dem Heiligen Geist auch, wenn ich täglich mit Gott in der Stille bin, um mit ihm zu reden, ihm alle meine Wünsche und Nöte zu sagen und dann auch lerne, darauf zu hören, was Gott mir im Heiligen Geist darauf antwortet. Vielleicht antwortet er mir durch mein Gewissen oder durch das Wort der Bibel oder durch einen anderen Menschen. Wie auch immer diese Antwort Gottes zu mir kommt, ich muss lernen, sie zu hören und zu verstehen. Denn nur so gewinnt der Heilige Geist immer mehr Raum in meinem Leben und kann mich an Dinge erinnern, die ich ohne ihn vergessen würde, um auch so mein Leben immer mehr zu ordnen und zu veredeln.

Kann ich Gottes Geist auch wieder verlieren?

Der Apostel Paulus schreibt in einem seiner Briefe, dass es möglich ist, den Geist zu „dämpfen“ (vgl. 1. Thessalonicher 5,19). Das heißt, wenn ich so lebe, dass ich für Gottes Geist immer weniger Raum in meinem Herzen habe, dann werde ich ihn auch immer weniger „spüren“. Ich werde ihn also „dämpfen“. Wenn das der Fall ist, werde ich von diesem Weg umkehren müssen, um mich wieder Gott zuzuwenden.
Grundsätzlich gilt, dass uns Gott verspricht, dass sein Geist „in Ewigkeit“ bei und in uns bleiben wird (vgl. Johannes 14,16-17), auch wenn er nicht immer direkt spürbar ist. Allerdings heißt das nicht, dass wir uns auf die faule Haut legen können. Vielmehr will Gott von uns, dass wir beginnen, mit den Gaben des Geistes zu arbeiten und uns dafür einzusetzen, dass die „Revolution der Liebe“, die mit Jesus begonnen hat, zu allen Menschen auf der ganzen Welt weitergetragen wird. Das war noch nie so leicht wie heute. Gottes Heiliger Geist wird uns dabei helfen und uns überall hin begleiten.

 

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