Der Wunsch nach Leben
Im Tofet von Karthago in Griechenland stand um das Jahr 320 v. Chr. eine große Bronzestatue des Götzen Kronos. Seine Hände waren ausgestreckt, die Handflächen zeigten nach oben und seine Arme neigten sich leicht nach unten. Legte man ein Kind auf diese Arme, rollte es nach unten und fiel in einen Feuerschlund. Während die Körper der Kinder von den Flammen verzehrt wurden, übertönten laute Trommeln ihr Schreien. Wann immer die Karthager in Not gerieten, wurden Kinder geopfert. Im Jahr 310 v. Chr. fiel der griechische Tyrann Agathokles in Afrika ein. Das Volk war der Meinung, es habe Kronos erzürnt und er habe sich deshalb gegen sie gewandt. „In der Absicht, dieses Vergehen wieder gut zu machen, wählten sie zweihundert der vornehmsten Knaben aus, und opferten sie öffentlich.“1 Das ist nur ein Beispiel von vielen aus der Zeit, bevor das Christentum die Welt durch seine Revolution der Liebe zu verändern begann.
Inmitten einer Kultur, in der Kinder „weggemacht“, „weggeworfen“ und „geopfert“ wurden, kämpften die ersten Christen für den Schutz des ungeborenen Lebens. Christen adoptierten Kinder, die man ausgesetzt hatte, und fanden auch deutliche Worte dafür, die verabscheuungswürdige Praxis der Abtreibung und Kindesaussetzung zu verurteilen. Bis heute setzen Christen sich für das noch ungeborene und gefährdete Leben im Mutterleib ein, sei es in den Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, in Frauenhäusern, als Pflegeeltern und durch Adoption. Dadurch erweisen Christen ihre Liebe denen, die durch eine Schwangerschaft vielleicht tatsächlich in Not geraten. Bei vielen ist das ja gar nicht der Fall. Sie wollen nur, dass sich in ihrem Leben nichts ändert oder dass sie nicht auf etwas verzichten müssen. Andere greifen zur Abtreibung, weil sie Angst haben, dass die unsichere Beziehung zu ihrem Partner ein ungeplantes Kind nicht aushalten würde.
Lesen Sie auch
„Was haben Toleranz, Menschenwürde und das Recht auf Selbstbestimmung gemeinsam? …
Gestern und heute
Heute sehen viele in der Abtreibung ein typisches Phänomen unserer Zeit. Das stimmt aber nicht. Kinder wurden – vor allem in vorchristlicher Zeit – immer wieder getötet, ausgesetzt oder irgendwelchen dämonischen Götzen geopfert, die natürlich als Götter bezeichnet wurden. Heute werden kleine Kinder zwar nicht mehr Bronzestatuen in die Arme geworfen und umgebracht, dennoch ist die Zahl der ungeborenen Babys, die weltweit „geopfert“ werden, gerade heute wieder erschreckend hoch. War es früher der Aberglaube oder der „Moloch“, dem Kinder geopfert wurden, so sind es heute die Götzen „Bequemlichkeit“, „Egoismus“, „Vergnügungssucht“ und „Selbstverwirklichung“. Ihnen werden Kinder weltweit durch Abtreibung millionenfach geopfert.
Als Christen sollten wir uns davor hüten und auch keiner noch so raffinierten Argumentation zum Opfer fallen, wenn es darum geht, für den Wert und den Schutz des Lebens einzutreten. So wie die ersten Christen aus Prinzip darauf beharrten und darauf vertrauten, dass Gott ihnen helfen wird, wenn sie ihre Stimme gegen Kinderopfer und die Aussetzung von Kindern erheben, genauso sollten auch wir unsere Stimme erheben.
Wer von uns wünscht sich nicht Vertrauen, Sicherheit und Liebe? Wenn wir nicht dazu bereit sind, einem Kind im Mutterleib diesen Wunsch zu erfüllen, was erwarten wir für uns in den Wirren der Welt? Wenn der Mutterleib kein Ort der Geborgenheit mehr ist, in welcher Zeit leben wir dann?
Sehnsucht nach einem besseren Leben
Jeder von uns spürt in sich diese Sehnsucht nach einer Welt ohne Trauer, Leid und Tod, ohne Krankheit, Angst und Bedrängnis. Doch diese Sehnsucht kann nur durch Gott, den Schöpfer, gestillt werden. Deshalb formulierte Augustinus bereits um 400 n.Chr. in seinen „Confessiones“: „Unruhig ist mein Herz, ehe es nicht ruhet in dir, oh Gott.“ Genau diese Unruhe und Sehnsucht ist es, aufgrund derer wir uns immer wieder auf die Suche nach diesem besseren Leben machen und dabei aber leider in immer neue Abhängigkeiten und Fallen geraten, bis wir zu egoistischen, selbstsüchtigen Menschen werden, die zum Teil sogar über Leichen gehen. Abtreibung ist eine Form davon, wo genau das geschieht.
Gott selbst hat diese Sehnsucht in unser Herz gelegt
Nun wissen wir aber auch, dass Gott dieses Verlangen, diese Sehnsucht nach einem erfüllten Leben und diese Unruhe in unser Herz gelegt hat. So viel muss es Gott, dem Schöpfer bedeuten, dass er die vielen Risiken, die damit verbunden sind, in Kauf nimmt, um uns zurückzuholen in das Reich seiner Liebe. Als Jesus Christus auf dieser Welt war, sagte er: „Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben zu geben, Leben im Überfluss.“ (Johannes 10,10) Liegt darin nicht die Antwort auf unsere Sehnsucht? Als Ebenbilder Gottes sind wir dazu geschaffen und bestimmt, in paradiesischen Zuständen zu leben. Nur kommen wir nicht über den Weg des Hochmuts dorthin. Wenn wir allerdings Gott in Jesus Christus kennen und lieben lernen, beginnen wir auch zu begreifen, was es heißt, in Demut vor ihm zu leben und seine Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Dadurch verstehen wir auch, warum es so wichtig ist, dass wir seinem Wort gehorchen. Wer die „Hausordnung Gottes“, d. h. die zehn Gebote nicht kennt und in seinem Leben nicht respektiert, dem bringt auch Gottes neues Leben nicht viel. Weil wir es wieder verspielen, so wie ein Süchtiger bis zuletzt wieder alles verspielt, was immer man ihm gibt. Erst wenn wir anfangen zu begreifen, wie wertvoll, lebenswert und wichtig dieses neue, ewige Leben ist, das uns durch den Glauben an Jesus Christus geschenkt wird, werden wir auch verstehen, dass es sich lohnt, alles daran zu setzen, dass wir es bekommen.
Wenn Sehnsucht in Erfüllung geht
Jesus Christus kann dieses Verlangen in unserem Herzen stillen. Das können Millionen von Menschen bezeugen, die Jesus Christus kennen und lieben gelernt haben. Jesus selbst sagt von sich: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten“ (Johannes 6,35). Wenn das nicht eine Perspektive für unser Leben ist, was dann? Die Sehnsucht, die Gott, der Schöpfer, in uns gelegt hat, damit wir ihn suchen, kann nur durch ihn selbst erfüllt werden – und sie wird erfüllt, sobald wir uns ihm anvertrauen, an Jesus Christus glauben und sein Angebot der Errettung annehmen. Das, was es braucht, um den Hunger zu stillen, den nichts auf dieser Welt zu stillen vermag, schenkt Gott.
Eine neue Heimat
Viele von uns kennen das Gefühl der Heimatlosigkeit. Viele, die entwurzelt oder vertrieben wurden, wissen, was es heißt, ohne Heimat dazustehen. Ihnen allen ruft Jesus Christus zu: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht!“ (Matthäus 11,28-30). Eines Tages wird Gott jede Träne von unseren Augen abwischen (vgl. Offenbarung 21,4). Es wird kein Schmerz, keine Trauer, keine Krankheit und auch kein Tod mehr sein. Jesus selbst sagte, ehe er diese Erde verließ: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe jetzt hin, um dort einen Platz für euch bereit zu machen. (...)Und wenn ich gegangen bin und euch den Platz bereitet habe, werde ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin“ (Johannes 14,2-4).
Spätestens dann wird die Sehnsucht in unserem Herzen ihre Erfüllung erfahren. Deshalb lohnt es sich, Jesus Christus zu glauben und die Fallen der Verführung zu erkennen und zu meiden. Eines Tages werden wir angekommen sein bei Gott, wo wir geborgen sind. Wo all unsere Sehnsüchte in Erfüllung gehen. Wo wir Vertrauen, Sicherheit und Liebe finden. Wo keine Ängste uns mehr bedrängen und keine Albträume mehr verfolgen. Heute ist das die Sehnsucht, mit der wir leben. Wie auch der Dichter des 42. Psalms bekennt, wenn er schreibt: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem wahren, lebendigen Gott. Wann darf ich zu ihm kommen, wann darf ich ihn sehen?" (Psalm 42,3). Dieser Wunsch wird für all diejenigen in Erfüllung gehen, die an Jesus Christus glauben.