01.09.2017

Die Welt als „globales Dorf“

Die Welt ist heute zu einem global village, einem großen Dorf geworden, heißt es. In den Ländern Europas gehen viele sogar davon aus, dass wir es mit einer immer offener werdenden Gesellschaft zu tun haben, deren Potential unbegrenzt ist. Die Realität sieht freilich anders aus. Zwar hatten wir in den letzten Jahrzehnten in Europa tatsächlich eine Entwicklung zu einer immer freizügigeren und toleranteren Gesellschaft, doch diese Entwicklung führt in eine Sackgasse und scheint vorerst vorbei zu sein. Die Welteinheitskultur mit universaler Toleranz, von der alle träumten, wird es jedenfalls vorerst nicht geben. Vielmehr türmt sich vor unseren Augen die Gefahr einer religiösen Gewalt auf, der die Länder Europas kaum etwas entgegenzusetzen haben.

Durch die Bevölkerungsbewegung, den Reiseverkehr und den intensiven gegenseitigen Ideenaustausch spielen religiöse und ideologische Einflüsse, die bisher auf bestimmte geographische Gebiete begrenzt waren, eine immer bedeutendere Rolle. Die Landkarten, die einst die Welt in Gebiete mit verschiedenen Farben für jede Religion aufteilten, gelten nicht mehr. Atheisten, Moslems, Christen, Katholiken und Protestanten; alles vermischt sich, verstreut über die ganze Erde. Wer die Hauptstadt Deutschlands geistlich bestimmt, wird dem klar, der sich die Zahlen ansieht. Aus einer Umfrage der Zeitschrift idea geht hervor, dass in Berlin bereits jetzt schon mehr praktizierende Muslime zu finden sind als Gottesdienstbesucher in allen Kirchen der Millionenmetropole. Von den 3,5 Millionen Einwohnern Berlins sind ca. 100.000 praktizierende Moslems und nur ca. 23.000 gläubige Christen. Rechnet man die Gottesdienstbesucher aller christlichen Kirchen in Berlin zusammen, sind es etwa 90.000.

„Gestalte dein Leben nach der Weisheit, die Gott gibt, dann bist du in Sicherheit.“
Die BIBEL, Sprüche Salomos 28,26

Eigener Beitrag der Kirchen

Kirchliche Erneuerungsbewegungen haben in den letzten Jahrzehnten versucht, über eine Rückbesinnung auf das Wort der Bibel der Kirche wieder ihren Platz und Auftrag zurückzugeben. Aber ist es ihnen gelungen? Im Einzelfall ja, aber nicht aufs Ganze gesehen. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass Christen sich, anstatt sich jetzt schleunigst gemeinsam auf die Kraft des biblischen Wortes zu besinnen, weiter gegenseitig behindern. So werden freikirchliche Christen von den großen Kirchen noch immer bekämpft und ausgegrenzt. Auch gibt es noch immer diesen Riss zwischen Protestanten und Katholiken, orthodoxen Christen und den verschiedenen anderen christlichen Glaubensbewegungen. In all diesen Fragen der Spaltungen wäre das biblische Wort die unbesiegbar Kraft, wenn wir es nur zu lesen verstünden. Wer kann dieses Wort für sich in Anspruch nehmen, um uns Christen zu spalten anstatt zu vereinen? Niemand. Denn nur in der Einheit wird dieses Wort der Bibel zur zentralen Quelle, um die es Christen immer gehen sollte. Christus und das Wort der Bibel, diese beiden zentralen Kraftquellen sind das, was die Welt braucht, worauf sie wartet – und das bis heute. Stattdessen werden Machtspiele ausgetragen und Positionen verteidigt, die schon längst nicht mehr zu verteidigen sind. Während Menschen in Scharen die Kirchen verlassen und sich pseudoreligiösen Bewegungen anschließen, die sie nur in die Irre führen. Dass in einer solchen Atmosphäre des Niedergangs Religionssysteme wie der Islam, die von Angst und Autorität bestimmt sind, an Boden gewinnen, ist verständlich. Denn die Kirche hat dem ja kaum noch etwas entgegenzusetzen.
Was kommt auf uns zu?

„Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), deutscher Dichter

Die Tage der Volks-, Staats- oder Landeskirchen sind wahrscheinlich schon gezählt. Übrig bleiben werden nicht die Namenschristen, sondern nur die, die sich an Christus und das Wort der Bibel binden, es kennen und aus der Kraft dieser beiden Quellen ihr Leben gestalten. Wer hingegen glaubt, dass es reicht, sich Christ zu nennen, ohne zu wissen, was es bedeutet, ein Christ zu sein, der wird sich täuschen. Denn spätestens seine Kinder werden damit nichts mehr zu tun haben wollen. Lügen und Täuschungen können nicht überleben, nur was aus der Kraft des Geistes stammt, der aus der Wahrheit kommt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubten viele an eine Welt, die auf dem Wege des Fortschritts sei, angetrieben von den bahnbrechenden Erkenntnissen der Wissenschaft aus dem Geist der Freihheit des Individuums, das aus der christlich motivierten Quelle der Befreiung des Individuums entspringt. Inzwischen erleben wir genau das Gegenteil. Nichtchristliche, ideologische und autoritär-religiöse Kräfte greifen nach den Ländern der westlichen Welt, während die Träume eines „corpus christianum“ in sich zusammenfallen. Die Völker Europas haben einfach nicht verstanden, was sie groß und stark gemacht hat. Das Täuschungsmanöver der pluralistischen Gesellschaft war nur der Anfang, inzwischen schlittern wir bereits mit einer vagabundierenden Erlösungs-Sehnsucht in eine Zeit völliger Haltlosigkeit und Ohnmacht, während die globale Bedrohung weiter wächst.

„Im Herzen eines jeden Menschen befindet sich ein von Gott geschaffenes Vakuum, das durch nichts Erschaffenes erfüllt werden kann, als allein durch Gott den Schöpfer.“
Blaise Pascal (1623 - 1662), französischer Mathematiker und Philosoph

Die multikulturelle bzw. pluralistische Gesellschaft, bestehend aus Restbeständen von Christen mit biblischer Überzeugung, hin und wieder praktizierenden Namenschristen, einer vielschichtigen Masse säkularisierter Menschen ohne jeglichen Bezug und Halt zu einer Religion, Agnostikern und Anhängern einer vergnügungsorientierten Jugendkultur – all das prägt heute unsere Gesellschaft. Verständlich, dass religiöse Freidenker, Sektierer und Phantasten ein immer leichteres Spiel haben. Selbst hinduistische Gurus oder Vertreter der New-Age-Bewegung können punkten. Ganz zu schweigen von „Wunderheilern“ und den Vertretern nichtchristlicher Religionen wie dem Islam.

Individualismus – Chance oder Gefahr?

Der aus der biblischen Quelle resultierende Individualismus, derzufolge jeder Mensch vor Gott gleich viel zählt, beherrscht immer mehr das Denken und die Entwicklung der Länder der sog. „freien Welt“. Während die Länder der „nicht freien Welt“, insbesondere die vom Islam oder von der kommunistischen Ideologie geprägten Länder, uns genau das Gegenteil zeigen. Wo aber liegt die Gefahr des Individualismus in unseren europäischen Ländern? Wo der andere sich aus meinen Angelegenheiten gefälligst heraushalten soll, weil ich glaube, selbst zu wissen, was mir zusteht und richtig für mich ist? Wir möchten keine Rechenschaft ablegen für unser Handeln und Tun. Aber das geht leider nicht. Denn selbst wenn wir alle Normen und Moralbegriffe über Bord geworfen haben, stehen wir immer noch vor der Frage nach Recht und Unrecht. Die Antwort darauf müssen wir geben. Fatal wird es, wenn die Antwort, die die demokratische Mehrheit gibt, unsere Gesellschaft in eine völlig falsche Richtung treibt. Wenn z. B. der Toleranzgedanke zur völligen Ohnmacht und zu einem völligen Ausgeliefertsein führt, das in der Katastrophe enden kann. Dadurch, dass wir heute gewohnt sind, alles gelten zu lassen, schlittern wir in eine Unübersichtlichkeit und Orientierungslosigkeit, in der zumindest unsere Kinder keine Chance mehr haben werden, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Die Folge werden Ziellosigkeit, Einsamkeit, Haltlosigkeit und ein zunehmendes Maß an Identitätskrisen sein. Wenn alles möglich ist, verschwimmen die Konturen, die wir brauchen, weil sie uns Halt geben.
Der atheistische Philosoph Friedrich Nietzsche sagte in „Der Wille zur Macht“: „Das Individuum ist das Absolute.“ Wenn es für den Menschen Gott nicht mehr gibt, ist es tatsächlich so. Es ist auch das, was viele Zeitgenossen empfinden, wenn sie sagen: „Nur meine Meinung, nur mein Lustgewinn zählt!“ Aber ist diese Lebenshaltung nach dem Motto „Tue, was Du willst!“ oder „Du bist die Mitte des Universums“ eine für unser Leben taugliche Lebenshaltung? Ich glaube nicht – zumindest nicht auf Dauer. Deshalb gibt es keinen besseren Weg, als zurück zu den das Individuum befreienden Normen der Bibel, die uns ein Leben ermöglichen in den Grenzen, die uns von Gott gegeben sind – zu unserem gemeinsamen Wohl wie auch als Basis für eine gesunde Entfaltung unserer Persönlichkeit. Was könnte uns Besseres passieren als dass Gott, der uns erdacht und geschaffen hat, auch sagt, was gut für uns ist?

Der freie Supermarkt der Religionen

Die Kirchen haben weitgehend ihre privilegierten Positionen und ihr weltanschauliches Monopol eingebüßt. Religion wird zur Patchwork (Flickwerk-)Religiosität. Was früher ein Gebot war, wird heute ein Angebot unter vielen. Religion ist heute kein Schicksal mehr, so der Sozialwissenschaftler, Peter L. Berger. Man wird nicht mehr als Christ, Buddhist oder Muslim geboren. Die Notwendigkeit zu wählen, ist die Ursache für die Krise der Religion in unserer Zeit.

„Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“
Worte Jesu der BIBEL, Johannes 14,6

In der Schweiz schlug 1993 das Ergebnis einer Umfrage unter 1.315 Personen im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms wie eine Bombe ein. Lediglich 4,4 % der Befragten bezeichneten sich als Ungläubige oder Atheisten, die anderen bezeichneten sich durchwegs als religiös. Nur fand inzwischen eine Verlagerung vom institutionalisierten Kirchenglauben zum freien Markt der Religionen hin statt. „Was Gott ist, bestimme ich!“ sagen inzwischen viele Menschen und stellen sich ihre eigene „Patchwork-Religion“ zusammen. Die Mentalität der Menschen ist geprägt von einer stark vagabundierenden Erlösungssehnsucht, die sich in radikaler Unverbindlichkeit von allen möglichen Heilsanbietern je nach Belieben bedienen lässt. Es ist wie ein religiöser Supermarkt mit entsprechender Konsummentalität, was hier entstanden ist. Noch vor Jahrzehnten wäre all das nie möglich gewesen. Jetzt ist es Realität.
Im Grunde wäre es höchste Zeit, dass Christen diese Zeichen der Zeit erkennen, sich zusammenraufen und beginnen, den Kern ihres Glaubens, der nie etwas anderes sein kann als die Person Jesus Christus, anzurufen und sich vereint um ihn zu scharen. Denn in ihm ist Gott in die Welt gekommen, um die Menschheit mit sich zu versöhnen und sie von ihrer Schuld zu befreien.

Religionsfreundliche Gottlosigkeit, jenseits aller verbindlichen Dogmen

Prof. Dr. Günter Rohrmoser sagte in einem Interview: „Ich bin Christ, weil das Christentum im Verhältnis zu allen anderen Religionen die absolute, einzig wahre Religion ist. Die Alternative ist, wie die Geschichte gezeigt hat, die Barbarei. Sie kann nur aufgehalten werden, wenn sich Christen, Gemeinden und Kirchen auf ihre Quelle zurückbesinnen, wenn es zu einer neuen Reformation kommt, bzw. zu einer Rückbesinnung auf die Reformation, die es bereits gegeben hat. Ein gelebtes Christentum ist das Beste, was wir dieser Welt bieten können.“

„Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.“
Worte Jesu in der BIBEL, Mt. 7,24

Wo alles gleich gültig ist, wird auch alles gleichgültig. „Anything goes!“, zu Deutsch: „Erlaubt ist, was gefällt!“; dieser Titel eines erfolgreichen amerikanischen Musicals bringt es auf den Punkt. Alles wird beliebig. Für jedes Bedürfnis und jeden Geschmack ist etwas dabei – auch im Bereich der Religion. Aber kann es das sein? Sicher nicht. Der Mensch bastelt sich heute seine eigene Religion zusammen, wie es ihm beliebt. Er fragt nicht danach, ob ein derart selbstgebastelter Glaube im Leben trägt, wenn es darauf ankommt. Wenn Krankheit oder Tod, Arbeitslosigkeit, Zerbruch einer Ehe oder Schwierigkeiten mit den Kindern das Leben erschüttern. Wer hingegen auf den lebendigen Gott der Bibel vertraut, um wieviel besser ist der dran. Denn er kann sich auf das berufen, was Gott ihm in seinem Wort der Bibel verheißt und zusagt: Wer nicht auf die Worte Jesu hört, sind Teile der Kirche, die nach wie vor eine Multikulti-Gesellschaft propagieren, obwohl sie genau wissen, was die Folgen sein werden. Eine multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft bringt nämlich erhebliche Gefahren mit sich. Wenn es nicht gelingt, Minderheiten zu integrieren, sammeln sie sich in Ghettos, die schlussendlich einen Staat im Staat bilden, was in einigen deutschen Städten bereits heute der Fall ist. Die Konflikte in Ex-Jugoslawien zeigen, wie explosiv eine multireligiöse Gesellschaft sein kann. Deshalb warnt der deutsche Philosoph Günter Rohrmoser vor einer solchen Entwicklung, indem er sagt: „... eine solche Gesellschaft hat bisher zu zahllosen Konflikten bis hin zu Kriegen geführt, ist also etwas überhaupt nicht Erstrebenswertes. Merkwürdigerweise beteiligen sich auch die Kirchen an der Propagierung von Multikulti, obwohl sie wissen sollten, dass eine rechtliche und politische Stärkung der immer größeren Zahl der Moslems in unserem Lande zum Ende all ihrer bisherigen Privilegien, vom Kirchensteuereinzug bis hin zu den staatlichen Finanzhilfen, führen würde. In einem multikulturellen Staat wären die Kirchen nur noch ein religiöser Verein unter zahllosen gleichberechtigten anderen. Es ist schon merkwürdig: In der Weimarer Republik und im Dritten Reich wurde von den Kirchen der Nationalismus verherrlicht. Nach dem Krieg will man nur noch multikulturell sein.“ Häufig werden die USA als Beispiel für ein gelingendes Zusammenleben verschiedener Kulturen angeführt – aber sind sie es tatsächlich? Nicht wirklich, denn die vielen Kulturen, die in den USA zusammenleben, werden dadurch geeint, dass alle geradezu fanatische Amerikaner sind. Ähnlich ist’s in der Schweiz mit ihren vier Landessprachen. Auch hier gilt, dass alle Schweizer die Schweiz als ihre Heimat ansehen. Der enorme Zuzug von muslimisch geprägten Ausländern stellt hingegen auch dort eine enorme Herausforderung dar, bei der momentan noch keine Aussicht besteht, dass sie erfolgreich bewältigt werden könnte. Viele Christen argumentieren damit, dass dieser Zuzug von Ausländern eine enorme missio­narische Chance darstelle. Tatsächlich müssen Christen heute vielfach nicht mehr bis an das Ende der Welt reisen, um Asiaten und Afrikanern, Irakern, Persern und Afghanen das Evangelium von Jesus Christus zu vermitteln. Vielerorts bekehren sich tatsächlich weniger Einheimische als Ausländer. Das gilt es zu bedenken und sollte als Chance auch unbedingt genutzt werden. Davon aber abzuleiten, dass im Multikulti die Zukunft der Länder Europas liegt, ist zu gewagt und sicher auch falsch. Trotzdem ist es nun einmal die Realität, in der wir heute leben. Deshalb ist es besser, wenn wir uns damit auseinandersetzen, wie wir als Christen in der multikulturellen und pluralistischen Gesellschaft bestehen können. Das Wort der Bibel gibt uns einige Anweisungen hierzu, auf die wir achten sollten. Aber es ist wichtig, dass wir keine einseitige Auslegung der Heiligen Schrift betreiben, denn sonst gehen wir garantiert in die Irre – und das wäre in Zeiten wie diesen tatsächlich fatal.

 

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