01.01.2009

Die Zeichen der Zeit erkennen

Wir leben in einer Zeit des Überflusses, zumindest in unserer westlichen Gesellschaft, zumindest bis jetzt. Gleichzeitig ist weltweit eine Zunahme des Hungers zu verzeichnen – trotz Lebensmittelüberschüssen. Natur­katastrophen von gigantischem Ausmaß erschütterten die Welt gerade in den vergangenen Jahren und zerstörten vielfach die Ernten. Der allgemein bekannte „Trend der Globalisierung" hat die Welt bereits nachdrücklich verändert. In atemberaubender Geschwindigkeit legen wir Distanzen zurück, für die man früher Wochen oder gar Monate benötigte.
So fliegen wir z. B. in nur zwei Tagen rund um den Globus. In Sekundenschnelle können wir über Telefon oder Internet mit Menschen in aller Welt in Kontakt treten. Das hat es bisher noch nie gegeben. Das alles sind interessante Entwicklungen. Die Lebens- und Wirtschaftsräume sind dadurch größer und lukrativer geworden. Christen erfahren durch die Globalisierung ebenfalls Erleichterung. Denken wir an die Mission.

Wir leben in einer atheistischen Zeit

Die Kirchenzugehörigkeit sagt leider nicht immer etwas aus über den Glauben der Menschen. Wer sagt, dass er glaubt, glaubt damit noch lange nicht an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der für seine Sünden gestorben ist, von Gott auferweckt wurde und zurück zu Gott, seinem Vater ging, dem Planer, Schöpfer, Erhalter und Vollender der ganzen Welt.

Keine 10% der Bevölkerung in Deutschland beteiligen sich mehr am kirchlichen Leben. Das gilt für evangelische und katholische Christen zusammen, einschließlich der Freikirchen, der landeskirchlichen Gemeinschaften und der freien christlichen Werke. Im 3. Jahrtausend liegt deshalb die Hauptherausforderung der Christen in der ständig wachsenden Zahl der christlichen Analphabeten, der steigenden Zahl der Gottlosen, und vor allem der Menschen ohne irgendeine Ahnung von Gott, von Jesus Christus, vom Wort Gottes, vom Heiligen Geist und von der Ewigkeit! Wir merken es immer mehr: Das christliche Zeitalter in Europa ist zu Ende. In den Städten schwindet selbst das Verlangen nach kirchlichen Beerdigungen durch den Pfarrer bereits beträchtlich. In deutschen Großstädten liegt der Anteil christlicher Beerdigungen teilweise schon unter 50%.

Wir leben in einer neureligiösen Situation

Der Atheismus, die Leugnung des lebendigen Gottes, führt die Gesellschaft allerdings nicht zu einer Religionsneutralität. Im Gegenteil, unsere Zeit wird immer „religiöser" – was immer wir darunter zu verstehen haben. Wenn wir den Statistikern glauben, treffen sich allein in Deutschland ca.
1 Million Menschen regelmäßig in esoterischen Zirkeln. Das sind in etwa gleich viele Menschen wie sonntags in evangelische Gottesdienste gehen. Gleichzeitig werden jährlich mehr Deutsche Moslems als Moslems Christen. Europaweit  gibt es mittlerweile 10 Millionen Moslems. Doch die Verfolgung von Christen in moslemischen Staaten wie auch in anderen Ländern nimmt weiter zu.

Weltweit werden jährlich mehr als 160.000 Christen zu Märtyrern ihres Glaubens.

Dagegen sind Hexenkulte zumindest bei uns wieder salonfähig geworden. Nicht zuletzt auch durch die Medien, wo es bereits den Kindern beigebracht wird, dass Hexen nette Spielkameraden sind. An die 100.000 Menschen leben allein in Deutschland vom Ertrag teuflischer Künste wie Horoskope und Wahrsagerei, die sie hauptamtlich als Beruf ausüben. Das sind dreimal so viele wie es christliche Seelsorger und Pfarrer gibt. Ob in Kindersendungen oder in Sendungen für Erwachsene – im Fernsehen ist inzwischen offen­kundig fast alles möglich – nur aus­drücklich christliche Sendungen sind in den öffentlich rechtlichen Sendeanstalten nicht zugelassen.

Wir leben in einer multikulturellen Situation

Im deutschsprachigen Raum sitzen in den Schulen oft heute schon Kinder aus 27 oder sogar 30 verschiedenen Nationen zusammen. Wie ist die damit verbundene Herausforderung zu meistern? Ausländerviertel oder gar Ausländerghettos in den großen Städten sind nicht die Lösung, sondern führen nur zu noch größeren Problemen. Dennoch werden praktisch im gesamten deutschen Sprachraum weiterhin neue Moscheen errichtet und der Ruf nach islamischem Religionsunterricht wird immer lauter.

Wir leben in einer Zeit der Werte-Pluralität

Bisher glaubte man, alles müsse „wertneutral" sein, sogar die Werbung. In Staatsbetrieben wie auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen wurde Religiöses nach Möglichkeit ausgeblendet – oder, wenn es religiöse Sendungen gab, mussten alle Religionsgemein­schaften Sendezeit erhalten. Doch diese Zeit scheint vorbei zu sein. Inzwischen redet nicht mehr nur der ERF davon, dass wir Werte brauchen. Auch Politiker und Manager fordern öffentlich eine Rückbesinnung auf grundlegende Werte.

Aber welche Werte sind gemeint?

Von welchen Werten reden wir und woher sollen sie kommen? Wer bestimmt darüber? Wann beginnt z. B. menschliches Leben? Wann endet es? Nach welchen Kriterien wird darüber entschieden? Immerhin werden in Deutschland jährlich etwa 120.000 Kinder vor ihrer Geburt umgebracht; in Österreich, wo die Einwohnerzahl nur ein Zehntel der Bevölkerung Deutschlands ausmacht, sind es nach Schätzungen immerhin etwa 35.000. Weltweit finden nach Schätzungen der WHO jährlich 46 Millionen Abtreibungen statt! Da es – gerade auch durch die Abtreibungspille – eine hohe Dunkelziffer gibt, geht man allein in Deutschland aber von bis zu 300.000 im Mutterleib getöteten Kindern pro Jahr aus! In Südtirol liegt die Abtreibungsrate noch verhältnismäßig niedrig – im Vergleich zu Österreich beträgt sie etwa ein Drittel – aber die Zahlen steigen: Im Jahr 2007 waren es laut offiziellen Angaben 582 ungeborene Kinder, die abgetrieben wurden. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. In den Niederlanden ist Euthanasie an der Tagesordnung: Mehr als 10 % der ca. 150.000 Todesfälle geschehen mit sogenanntem ärztlichen „Beistand".
Es gibt bereits einen neuen Beruf, den „Selbstmord-Berater", der in den Niederlanden jährlich über 1.500 Mal in Anspruch genommen wird. Aber es wird noch ärger kommen! Bald wird es vielleicht Sterbeprämien geben für jene, die freiwillig gehen. Denn wer soll noch die Kosten der Altenpflege tragen, wenn so wenige Menschen nachkommen?

Wir leben in einer „Multi-Options-Gesellschaft

Die Welt ist ein religiöser Supermarkt geworden. Fernöstliche Meditation wird anscheinend problemlos in „christliche" Riten eingebaut. Jemand hat einmal gesagt: „Vor dem Fernseher sind alle gleich!" So ungefähr benehmen wir uns. Es ist alles gleich gültig und damit gleichgültig. Und warum erscheint uns alles gleich? Weil anscheinend nichts mehr wirklich ist. Alles ist virtuell abrufbar – über Fernsehen, Computer, Internet – und „nur einen Mausklick entfernt".

Aber dieses Denken und diese Zeit machen krank!

Deshalb müssen wir uns die Frage stellen: Was heißt das nun alles für einen Christen? Denn auch Christen leben nicht im Niemandsland. Die Prägung, die früher durch Tradition, Elternhaus, Schule und Kirche geschah, geschieht heute durch Radio, Fernsehen, Internet und Werbung. Deshalb ist es so wichtig, dass auch Christen darauf schauen, was mit ihnen geschieht. Wer hat heute schon noch den Mut zur Konzentration auf das Wichtige, wodurch das Wesentliche überhaupt erst ermöglicht wird? Christen müssen zu allererst einmal wissen, was sie glauben und an wen sie glauben. Deshalb die Frage: Glauben Sie an

  • Gott den Vater, den Schöpfer Himmels und der Erde?

  • Jesus Christus, den Mensch gewordenen Sohn Gottes, den Gekreuzigten, den Erlöser, den Auferstandenen, den Wiederkommenden?

  • Gottes Heiligen Geist, der in uns Wohnung nimmt, der sein Wort erklärt, der uns den Durchblick gibt?

Das Evangelium muss weitergesagt werden

Die Menschen, die nach immer mehr hungern, müssen das Evangelium hören, und zwar die ganze Botschaft der Bibel, nicht nur das, was ihnen gefällt. Von der Schöpfung bis zur Weltvollendung. Viel Stress und Depression unserer Zeit hängen nur damit zusammen, dass wir die Dimension der Ewigkeit verloren haben. Früher hatten die Menschen 40 Jahre Lebenszeit, darüber hinaus aber eine feste Zuversicht auf die Ewigkeit. Heute jedoch haben sie nur noch ihre Lebenszeit von bis zu 100 Jahren. Das ist zu wenig, um ruhig im Leben zu stehen. Darum ist es so unsagbar wichtig, dass die wichtigste Nachricht der Weltgeschichte nicht nur in einigen wenigen Hauskreisen, Gemeinschaften und Kirchen verlesen und gepredigt wird, sondern überall, wo Menschen leben und nach dem Sinn des Lebens fragen.

Der Glaube muss wieder einen Platz in unserem Alltag erhalten und da auch gelebt werden

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist!" sagte Jesus einst und das heißt für unsere Zeit: „Gebt der Demokratie, was der Demokratie gehört". An einer anderen Stelle der Bibel heißt es: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie" (Jer. 29, 7). Also: Übernehmt Verantwortung! Überall; im Bereich der Medien ebenso wie in anderen Bereichen. Mit einem Ja zur Wahrheit und einem Nein zur Lüge in jeder Gestalt. Mit Einsatz für die Werte in unserer Gesellschaft. Mit dem Wort Gottes, der Bibel, als grundlegendem Dokument für unsere Kultur.

Es braucht wieder lebendige Christen

Wo finden wir sie? In den Kirchen? In den freien Gemeinden? In den Werken?
Es geht nicht darum, dass Christen von einer Gemeinde in die andere wechseln, sondern darum, dass Menschen Jesus kennen lernen und zu „neuen Menschen" werden, die nach den Geboten des Evangeliums leben und dieses auch weiter sagen. Jesus hat für die Einheit seiner Gemeinde gebetet, damit die Welt glaube, „dass du mich gesandt hast", also um der Glaubwürdigkeit der Sendung Jesu willen (Joh. 17, 20-22).

Was uns trennt ist weniger als was uns eint

Es ist unverzichtbar, dass wir als Christen heute zusammenstehen, um die großen Herausforderungen gemeinsam anzunehmen. Dazu ist es nötig, dass Christsein – wie in den ersten Tagen vor nunmehr 2000 Jahren – zuerst wieder zu einer Gebetsbewegung wird. Mit Gebet für die Stadt, Gebet für den Ort; Gebet für die Gemeinde und auch Gebet für die Brüder und Schwestern, die als verfolgte Christen in aller Welt leben und arbeiten. Ich denke, das ist es, was wir brauchen; eine Neubesinnung auf die Kraft des Gebetes! Wie heißt es doch in dem bekannten Gedicht von Reinhold Schneider, jenem Pfarrer der bekennenden Kirche, der im KZ Buchenwald starb: „Allein den Betern kann es noch gelingen!" Weil es ihnen, den Betern, von Gott geschenkt wird, dass es zu einem neuen Aufbruch kommt. So, stelle ich mir vor, muss Christsein im 21. Jahrhundert sein! Deshalb geht es auch in den kommenden Jahren wieder darum:
Wir müssen

  • wissen, was wir glauben!

  • leben, was wir glauben!

  • sagen, was wir glauben!

Und uns der Ewigkeit gewiss sein, auf die wir hoffen!

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