26.08.2024

Durch die Welt der Medien

Heute wird bereits über einen massiven Verlust der Privatsphäre gesprochen, massenhaft jugendgefährdende Inhalte überschwemmen das Internet, Cybermobbing, Suchtverhalten, Extremismus, Gewalt, sexuelle Übergriffe, Pornographie, Pädophilie, Kostenfallen, Schadstoffsoftware, Viren, Trojaner usw. – das alles sind Dinge, die durch die Erfindungen der letzten Jahrzehnte zu einem massiven Problem für die Gesellschaft geworden sind. Die Sehnsucht nach einer besseren Welt wurde in gewisser Weise zwar tatsächlich erfüllt, doch um welchen Preis?

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Dass das Internet für immer mehr Menschen eine ganz große Rolle spielt, ist bekannt. …


Inzwischen gibt es Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen und nur noch über das Internet mit der Außenwelt kommunizieren. Millionen von Internet-Usern verschaffen sich eine zweite Identität und führen ein Doppelleben, während in der scheinbaren „Anonymität des Internets“ die Hemmschwelle für Mobbing, Kriminalität und Lügen immer mehr sinkt. Im Internet wird gelogen und betrogen wie nirgends sonst. Und das, obwohl wir heute wissen, dass praktisch alles, was wir im Internet machen, registriert, gespeichert und analysiert wird. Jeder von uns hinterlässt seine Spur, kaum dass er mit seinem Account ins Netz einsteigt. Diese Daten werden dann nicht nur aus- und verwertet, sondern auch verkauft und nicht selten sogar missbraucht. Hinzu kommt, dass das, was wir als Spur im Internet hinterlassen, für immer bleibt. So wird es von Fachleuten zumindest behauptet.

Eine völlig neue Dimension

Wer die Dimension all dieser Gefahren auch nur annähernd erfassen möchte, vergegenwärtigt sich am besten folgende Zahlen: Laut Studien gibt es ca. 600.000 Computerspielsüchtige in Deutschland; 3-7% der Internetnutzer sind onlinesüchtig und ebenso viele stark gefährdet. Das sind immerhin zwischen 1,2 und 2,8 Millionen Menschen. 40% der Jugendlichen werden im Netz nach ihren persönlichen Daten gefragt, 33% haben bereits Online-Mobbing erlebt, 15% sind schon mal abgezockt worden, 11% haben Nacktfotos und 8% Gewalt- und Pornofilme erhalten. 80% der 12- bis 19-Jährigen geben an, bereits unangenehme Medienerfahrungen gemacht zu haben. Dabei ist zu bedenken, dass die tägliche Mediennutzungszeit von Jugendlichen bei Mädchen ca. 4 Stunden und 30 Minuten beträgt, bei Jungen sind es 5 Stunden und 20 Minuten. Nur 8% der Kinder erzählen ihren Eltern von den Problemen im Internet; trotzdem halten 80% der Eltern die Mediennutzung ihrer Kinder für unproblematisch.

Aber es gibt noch viele weitere Probleme, die uns heute beschäftigen. Da ist z. B. die Gefahr des Diebstahls von Zugangsdaten oder das Ausspähen von Jugendlichen über die Webcam. Es gibt Foren zur Verherrlichung der Magersucht, jener Erkankung, an der so viele Mädchen leiden und sogar daran sterben. Im Internet finden sich auch Selbstmordforen und jede Menge Anleitungen für kriminelle Handlungen. Alles, was auf die Zerstörung des Menschen aus ist, lässt sich auch im Internet finden.

Eine künstliche Welt der Bilder

Der zentrale Bestandteil der „neuen Medien“ und vor allem sozialer Netzwerke sind Bilder. Zwar sagt das Urheberrechtsgesetzt, dass „jeder Mensch das Recht hat, selbst zu bestimmen, ob Bilder von ihm veröffentlicht werden“ (Vgl. § 22, Kunsturheberrechtsgesetz), doch wer wäre in den Weiten des Internets heute noch in der Lage, dieses Recht zu verfolgen, geschweige denn durchzusetzen? Selbst wenn das Posten und Teilen von Bildern und Videos ohne Erlaubnis des Rechteinhabers eine Urheberrechtsverletzung darstellt und sogar unter Strafe steht, wird dieses Vergehen im Bereich des Durchschnittsmenschen so gut wie gar nicht geahndet. Das liegt auch daran, dass so unglaublich viele Fotos von Personen im Umlauf sind, dass die meisten von uns gar nicht wissen, was mit ihren Bildern geschieht.

Was sagt uns die Hirnforschung?

Kinder sind heute am Computer und am Handy so vielen Gefahren ausgeliefert. Das hat einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung ihres Gehirns. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher tagtäglich mehrere Stunden vor seinem Computer, seinem Smartphone oder seiner Spielekonsole verbringt, verändert das unweigerlich seine Wahrnehmung wie auch sein Raum- und Zeitempfinden, seine Gefühlswelt und seine Fähigkeit, sich im realen Leben zurechtzufinden.

Bei Kindern, die täglich stundenlang vor ihren Computern sitzen oder in ihr Smartphone schauen, passt sich das Gehirn an diese Art der Nutzung an. Ihr Denken wird dann immer mehr von bildhaften Vorstellungen geprägt, was nach und nach zu einer suchtartigen psychischen Abhängigkeit führen kann.

„Wer in den Strudel virtueller [künstlicher] Welten eintaucht, bekommt ein Gehirn, das zwar für ein virtuelles Leben optimal angepasst ist, mit dem man sich aber im realen Leben nicht mehr zurechtfindet,“ schreibt der Hirnforscher Gerhard Hüther und fügt hinzu: „Wer dort angekommen ist, für den ist die Fiktion zur lebendigen Wirklichkeit und das reale Leben zur bloßen Fiktion geworden. Ein solcher Mensch ist dann nicht einfach nur abhängig von den Maschinen und Programmen, die seine virtuellen Welten erzeugen. Er kann in der realen Welt nicht mehr überleben.“

Was kann uns eine Hilfe sein?

Die Sehnsucht nach einer besseren Welt wurde durch die Erfindung und Weiterentwicklung der „neuen Medien“ für viele tatsächlich gestillt, aber nur vordergründig und auf Kosten vieler, die ihr zum Opfer fielen. Heute stellt das Internet ein Suchtpotential wie Alkohol, Nikotin oder Drogen dar. Es gibt Internetsüchtige im Bereich des Einkaufs, des Videokonsums, der sozialen Netzwerke, der Spiele u.v.a.m. Retten können uns davor – wenn überhaupt – nur klare Entscheidungen, die konsequent durchgezogen werden, um aus der Spirale der Sucht wieder auszusteigen oder gar nicht erst hineinzugeraten.

Dabei ist wichtig, dass Eltern über die Risiken der Medien informiert sind und früh genug Alternativen dazu schaffen. Wer sein Baby vor den Bildschirm setzt, um seine Ruhe zu haben, darf sich nicht wundern, wenn das Kind sich daran gewöhnt. Wer sich hingegen die Zeit nimmt und dem Kind beispielsweise aus einem Buch vorliest, fördert das Kind und hilft ihm, sich die reale Welt zu erschließen. Das gilt genauso für das Erzählen von Geschichten oder das Hören von Musik. Spätestens in der Schulzeit wird das Internet und der Computer ohnehin unabdingbar werden. Doch es ist ein Unterschied, ob ich gelernt habe, Internet und Computer als Werkzeug zu benutzen oder ob ich sein Sklave bin. Je mehr wir wissen, was in unserem Leben zählt, desto mehr werden wir auch diesen Herausforderungen gewachsen sein. Das gilt es auch unseren Kindern zu vermitteln.

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