18.12.2024

Geht Europa vor die Hunde?

„Mene mene tekel upharsin!“, auf Deutsch: „gezählt, gewogen und geteilt.“ So stand es als Schrift an der Wand, die der Prophet Daniel dem König Belsazar (552-543 v. Chr.) zu deuten hatte (vgl. Daniel 5,1-30). Wir wissen, wie Daniels Deutung der Worte ausfiel. Belsazars Königreich wurde von Gott auf der Waage gewogen, für zu leicht befunden und beendet (vgl. Daniel 5,26-28). Sein Reich wurde kurze Zeit später tatsächlich zerteilt und anderen Herrschern gegeben. Heute stellt sich die Frage, ob ein solches „Menetekel“ auch die Länder Europas  eines Tages ereilen könnte. Immerhin ist auch der einst christliche Nahe Osten, die Wiege des Christentums, schon längst von Völkern besiedelt, die sich zum Großteil zum Islam bekennen und allem Christlichen feindselig gegenüberstehen – von der Türkei über Syrien und Ägypten bis nach Algerien.

Viele glauben, dass auch den Ländern Europas eine derartige Islamisierung droht und dass  – aufgrund der katastrophalen demografischen Alterung der Menschen in den Ländern Europas – schon längst Maßnahmen notwendig gewesen wären, um das zu verhindern. Das trifft insbesondere auf Deutschland zu, aber auch auf viele andere europäische Länder. Ob die Entwicklung tatsächlich verschlafen wurde, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

Sicher ist, dass der Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der lebendige Gott der Bibel, beinahe zwei Jahrtausende Geduld mit uns und vor allem der christlichen Kirche hatte. Wir wissen nicht, ob er uns noch mehr von dieser „Gnadenzeit“ schenken wird, ob es vielleicht sogar zu einem neuen Aufbruch kommt, einer Zeit der Besinnung oder ob uns bereits die Zeit der „Großen Trübsal“ bevorsteht, von der die Bibel uns berichtet. Das wären die furchtbaren Jahre des „Antichristen“, die uns in der Bibel als die Jahre vor der Wiederkunft Jesu auf diese Erde angekündigt werden (vgl. 2. Thessalonicher 2,3 und Matthäus 24,21-24). Wir wissen es nicht, denn wie die Bibel uns lehrt, ist es uns nicht gegeben, „Zeit oder Stunde zu wissen“, wann das geschehen wird (vgl. Apostelgeschichte 1,7). Zwar gibt es viele „Zeichen der Zeit“, von denen uns auch die Bibel sagt, dass wir darauf achten sollen. Aber diese Zeichen wurden in der Vergangenheit schon öfters falsch gedeutet. Deshalb ist es gut, wenn wir vorsichtig bleiben, wenn man uns sagt, dass dieses oder jenes Zeichen der Zeit sicher darauf hindeutet, was auf uns zukommen wird. Aber heißt das auch, dass wir alles nur auf uns zukommen lassen sollen? Nein, das heißt es nicht, müssen wir auch nicht. Wir können die „Zeichen der Zeit“ erkennen und handeln.

Lesen Sie auch


Europa – ohne Gott?

Demokratie, Wissenschaft, Freiheit, Fortschritt, Menschenwürde – Gehen all diese …


Von den „Zeichen der Zeit“

Dass die Flüchtlingsströme zu einer realen Herausforderung für die Stabilität der europäischen Länder geworden sind, ist inzwischen bekannt. Doch eine noch viel größere Herausforderung der Gesellschaft ist die zunehmende Gottlosigkeit. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sehen wir in der steigenden Auflösung der Institutionen, wie z. B. der Ehe, Familie oder des immer schwächer werdenden Schulsystems, wo Kindern der ganze „Genderwahn“ und eine unsägliche „Political Corectness“ gelehrt wird. Diese Entwicklung zwingt uns heute, äußerst fragwürdige Ansichten nicht nur zu dulden, sondern sogar gutzuheißen.

Wer diese Entwicklungen im Licht der Bibel betrachtet, muss unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der das Böse gut und das Gute böse genannt wird, in der aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis, aus sauer süß und aus süß sauer gemacht wird. Was das bedeutet, können wir in der Bibel nachlesen (vgl. Jesaja 5,20-24).

Angesichts dieser Entwicklung, die inzwischen schon seit Jahrzehnten andauert, werten viele Christen unsere Zeit immer mehr als Vorstufe einer sogenannten Endzeit, in der es äußerlich und materiell vielen zwar immer noch gut geht, in der aber bereits sämtliche Dämme zu brechen beginnen. Verständlich, dass sich bei vielen von uns eine allgemeine Unruhe auszubreiten beginnt.

Rod Dreher, ein orthodoxer Christ, warnt deshalb auch in seinem Blog unermüdlich vor der "Verantichristlichung" der westlichen Welt und verweist dabei u. a. auf den in den amerikanischen Schulen und Universitäten bereits bestehenden realen Gruppenzwang, demzufolge es „schick“ zu sein scheint, bisexuell oder transgender zu sein. Kinder und Teenager, die vielleicht nur dazu gehören möchten, werden von den „coolen“ und „aufgeklärten“ anderen Kids dazu gedrängt, ihre sexuelle Identität zu hinterfragen, um möglichst „in“ zu sein und neue vermeintlich fließende Geschlechterrollen anzunehmen. Hauptsache, ein Junge ist nicht mehr nur ein Junge und ein Mädchen nicht mehr nur ein Mädchen.

Alle diese Entwicklungen sind – im Licht der Bibel betrachtet – Vorboten bedeutender Ereignisse. Denn damit entfernen wir uns immer schneller vom christlich-abendländischen Menschenbild und Werteverständnis. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass dieses christliche Werteverständnis bis heute die Grundlage unserer Ordnung und unserer Freiheit ist. Wenn sie verloren geht, verlieren wir auch den Boden, auf dem die Ordnungen unserer Gesellschaften stehen.

Was können wir tun?

An Christus glaubende Menschen können nicht einfach nur zusehen, wie alles vor die Hunde geht. In diesem Zusammenhang bringt Rod Dreher Benedikt von Nursia († 547) ins Spiel, der der Sohn eines reichen Landbesitzers war. Als er von seinem Vater zum Studium nach Rom geschickt wurde, war er so geschockt von der Sittenlosigkeit der Menschen in dieser Stadt, dass er sich zurückzog und begann, ein streng asketisch ausgerichtetes Kloster zu gründen, in dem Mönche sich am Rande der Gesellschaft selbst versorgten und von dort aus anfingen, positiv in das verderbte europäische Leben hineinzuwirken.

Damit schlägt Rod Dreher, der orthodoxe Christ, keine Weltflucht für die heutige Zeit vor, sondern betont lediglich, dass Christen eigentlich wieder neu lernen müssten, sich selbst zu organisieren. Sowohl schulische Bildung als auch seelische, medizinische und körperliche Verpflegung sollten Christen nicht länger von einem immer antichristlicher werdenden Staat erwarten, sondern wieder selbst beginnen zu gestalten. Er plädiert auch für eine Rückkehr zum Lebensstil der ersten Christen, die zu ihrer Zeit damit begonnen haben, neue Maßstäbe zu setzen, und denen es durch die Kraft des Evangeliums gelungen ist, die ganze damalige Welt von Grund auf zu verändern. 

Ein ähniches Beispiel finden wir in der europäischen Geschichte – in der Bewegung der Täufer, die um das Jahr 1525 begann. Im Jahr 2025 gedenken wir nämlich nicht nur der 500 Jahre Bauernkriege und dem in den Ländern Europas damals stattgefundenen Aufstand der Bauern, sondern auch der Bewegung der Täufer, deren Lebenskonzept auf völliger Gewaltlosigkeit und einem Leben nach Maßgabe der Bibel beruhte.

Im Gegensatz zu den Reformatoren, wie Martin Luther in Deutschland oder Ulrich Zwingli in der Schweiz, lehnte die Bewegung der Täufer jede Form der Kooperation mit den Mächtigen der damaligen Zeit ab, stattdessen organisierten die Täufer sich, richteten ihr Leben konsequent nach den Lehren der Bibel aus und erlebten überall dort einen gewaltigen Aufschwung, wo man sie nicht gerade verfolgte oder umbrachte. Als Jakob Hutter mit seiner Frau Katharina und einer großen Anzahl seiner Anhänger nach Mähren auswanderte, wo sie für einige Zeit sicher sein konnten, folgte sofort eine wahre Blütezeit der „Täufer“. Dies wurde auch darin sichtbar, dass die Familien der Täufer ihre Kinder selbst unterrichteten und durch ihren Fleiß innerhalb kürzester Zeit kleine gut funktionierende Handwerksbetriebe errichteten, die heute als die ersten Manufakturen in Europa gelten. Hätten die Herrschenden diese Menschen zumindest in Mähren arbeiten lassen und nicht wieder verfolgt, wer weiß, was daraus geworden wäre. Schließlich wissen wir, dass auch die Huttererfamilien unserer Zeit in den USA als äußerst fleißig und sehr erfolgreich und tüchtig gelten. Mag sein, dass vieles in der Bewegung übertrieben wurde, weil sie z. B. den Militärdienst ablehnen oder ihre Tradition über alles stellen. Aber wir sehen an ihrem Beispiel, dass es auch in unserer Zeit echte Alternativen gibt, die tatsächlich funktionieren. Das gleiche sehen wir, wenn Gemeinschaften von Christen in Deutschland beginnen, eigene Schulen zu errichten, die sogar von Familien aus der säkularen Gesellschaft besucht werden, weil sie merken, dass es in den staatlichen Schulen immer weiter bergab geht.

Wir dürfen unsere Augen nicht vor der Realität verschließen

Wer sich in seinen vier Wänden verkriecht und hofft, dass die finsteren Zeiten an ihm vorbeigehen werden, wird sich täuschen. Je eher wir das registrieren, desto eher können wir auch für unsere Kinder noch etwas tun. Diese Kinder sind heute gezwungen, Schulen zu besuchen, die die allgemeine Gottlosigkeit nicht nur tolerieren, sondern sogar fördern.

Mary Eberstadt, eine katholische Bestsellerautorin in den USA zeigt in ihrem Buch „How The West Really Lost God“, auf Deutsch: „Wie der Westen Gott verlor“, wie der christliche Glaube wie eine Sprache ist, die man nur in einer Gemeinschaft erlernen kann. Dieses Erlernen der Sprache des christlichen Glaubens beginnt in der christlichen Familie. Wo diese Familie sich aber aufzulösen beginnt, bleiben Menschen isoliert. In solchen Gesellschaftssystemen ist die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation schwierig. Denn ein Glaube, der nicht in der Praxis gelebt, erlebt und durchlebt wird, wird immer ein toter Glaube sein (vgl. Jakobus 2,14-17). Häufig braucht es dafür nur eine Generation, die darin versagt, und schon ist der Glaube aus der Gesellschaft verschwunden.

Wie geht es nun weiter?

Wer seinen Kindern ein gutes Rüstzeug für ihr Leben mitgeben möchte, muss beginnen, über alternative Formen des Lebens nachzudenken. Das betrifft die Schule, das Essen, den Umgang in den Familien und vieles mehr; überall braucht es Alternativen zum Mainstream. Der wahre Fortschritt ist heute oft nicht mehr das, was die Gesellschaft als Fortschritt bezeichnet, sondern viel öfter die Alternativen dazu. Das zeigt sich im Bereich der Landwirtschaft, der Schulen, der Einstellung zur Arbeit, im Umgang in den Familien, in der Freizeitgestaltung, den Essensgewohnheiten und in vielen anderen Bereichen. Vor allem geht es darum, dass wir wieder ganz neu beginnen, unseren Schöpfer ernst zu nehmen und nicht warten, bis es dafür zu spät ist.

 

Das könnte Sie auch interessieren