01.10.2012

Glauben – wie geht das?

Alles Leben ist auf Wachstum angelegt

Alles Leben ist auf Entfaltung und Wachstum angelegt. Immer geht es um ein Wachsen auf eine Vollendung zu – hin zur Frucht. Pflanzen, Tiere und Menschen müssen sich entfalten, sich weiterentwickeln, müssen reifen und sich in ihrer Gestalt verändern. Das können wir als Gesetzmäßigkeit überall beobachten. Genauso sehen wir aber auch, wie dieses Wachstum des Lebens immer wieder Gefährdungen ausgesetzt ist. Es gibt viele Faktoren, die entweder wachstumsfördernd oder -hindernd sein können. Was aber im natürlichen Leben gilt, trifft auch auf das geistliche Leben zu.

Auch Christen müssen im Glauben wachsen

„Wir können uns ewiges Leben weder erarbeiten noch erkaufen. Es muss uns von Gott, dem Schöpfer und Erhalter des Lebens, geschenkt werden.“

Wer das neue Leben, das Gott uns durch Jesus Christus schenkt, kennt und durch den Glauben an Jesus Christus angenommen hat, der hat die sogenannte „Geburt von oben“ erlebt, von der die Bibel spricht. (Joh. 3, 3; 2. Kor. 5, 17). Wir erhalten dieses neue, ewige Leben durch Umkehr, durch den Glauben an Jesus Christus als unseren Heiland und Retter, durch unsere Hinwendung zu Gott, dem Schöpfer und Erhalter allen Lebens, und durch Gnade. Wir können uns dieses neue Leben weder erarbeiten noch erkaufen; es muss uns von Gott geschenkt werden. Doch Gott schenkt es bereitwillig jedem Menschen, der zu ihm kommt und sich ihm anvertraut. Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang davon, dass ein Mensch neu geboren werden muss. Denn nur das Leben, das aus dem Geist neu geboren wird, bleibt ewig und geht auch nach dem Tod weiter. Dieses neue Leben, das Gott uns schenkt, beginnt in dem Moment, in dem ein Mensch umkehrt zu Gott. Von diesem Moment an hat ein Mensch das ewige Leben, das von nun an wachsen und sich entfalten muss.

Wie geistliches, d. h. ewiges Leben wachsen kann

Leben ist auf Wachstum und Reife angelegt. Ein Leben ohne Wachstum und Reife wäre kein wirkliches Leben. Das gilt auch für das Leben eines Christenmenschen. Auch er darf nicht ein Leben lang im Stadium des Kleinkindes stehen bleiben. Vielmehr muss auch ein Christ stetig wachsen in der Gnade (2. Petr. 3, 18), in der Erkenntnis (Kol. 1, 10) und im Glauben
(2. Thess. 1, 3). Wenn ein Mensch Christ wird, ist dies also nicht ein Endpunkt, sondern der Beginn einer spannenden Reise und gleichzeitig der Beginn eines Wachstumsprozesses – aus dem Kinderstadium heraus ins Jugendalter und vom Jugendalter in das des jungen Mannes, der jungen Frau, bis hin zum Erwachsenenalter. (1. Joh. 2, 13-14; Eph. 4, 13)

Gott allein kann uns ewiges Leben schenken. Doch er schenkt es jedem gern, der ihn darum bittet.

Aus diesem Grund warnt uns die Bibel auch ausdrücklich vor einem Stecken- und Verhaftetbleiben in alten Verhaltensweisen. Vielmehr sollen wir immer tiefer das Geheimnis Christi und Gottes unendlicher Liebe verstehen,
die von Gott geschenkte Freiheit zu leben lernen und dadurch Jesus Christus ähnlicher werden. Wenn das geschieht, wird unser Glaube kräftiger, unser Verständnis für Gottes Größe und Allmacht umfassender und unsere Liebe für ihn reiner. Dieses „Stark-Werden im Herrn“, wie die Bibel es nennt, bedeutet nichts anderes als ein Wachsen im Glauben und ist letztlich ebenfalls ein Geschenk Gottes. Wie auch bei allem Wachsen und Reifen in der Natur ist es Gott, der das bewirkt. Doch wir können die Voraussetzungen für ein solches „Wachstum im Glauben“ schaffen. Dazu gehört, dass wir immer mehr Gottes Liebe vertrauen und dadurch auch immer mehr verstehen, was sie für uns persönlich bedeutet. Das geschieht, indem wir mit Gott reden, d. h. zu ihm beten, und entschieden nach Gottes Geboten zu leben beginnen. Gott antwortet darauf und schenkt uns dann nach seinem Willen und zu seiner Zeit Wachstum im Glauben. Je mehr wir davon erfahren, desto mehr erleben wir ein Leben voll Frieden, Erfüllung und Geborgenheit; ein Leben, das Frucht bringt und dadurch Gott ehrt und verherrlicht. (Joh. 15, 8.16; Kol. 1, 10)

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“
Die Bibel, Matthäus 7, 20

Wir hingegen dürfen unsere Freude daran haben, wenn wir sehen, wie unser Leben gelingt, die Beziehung zu Gott und den Menschen immer harmonischer wird und wie unser Leben immer mehr zum Segen wird für unsere Mitmenschen. Indem wir auch anderen den Weg zu einem neuen Leben zeigen und ihnen auf den ersten Schritten dieses Weges helfen, werden wir selbst zu einem lebendigen Beispiel für Gottes Barmherzigkeit und Treue mitten in dieser Welt voller Hass und Streit, Zwietracht und Bosheit, wie wir sie kennen.

Missverständnisse müssen nicht sein

Es gibt allerdings auch viele falsche Vorstellungen, wie es zu diesem geistlichen Wachstum kommt und woran wir es erkennen. Das kann manchmal selbst Christen verwirren und auseinanderbringen. Solche Verirrungen können soweit gehen, dass Menschen beginnen, sich selbst und anderen das Leben schwer zu machen. Vor allem wenn sie anfangen zu glauben, dass wir geistliches Wachstum erarbeiten oder erzwingen könnten. Ein solches Christsein wird schnell zu einem Krampf (Röm. 7, 18). Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass uns das ewige Leben wie auch das Wachstum im Glauben von Gott geschenkt werden muss. Gott allein kann es uns geben und er schenkt es jedem gern, der sich ihm anvertraut.

Wenn du nur willst, wirst du wachsen

„Das Leben des wahren Christen ist in jeder Lage ruhe- und freudenvoll und am Ende siegreich.“
Sundar Singh (1888-1929), indischer Christ

Alles, was wir dazu beitragen können und auch sollen, ist, dass wir dem geistlichen Organismus die nötigen Kräfte und Nährstoffe zukommen lassen. Wir können ja auch unser irdisches Leben nicht selbst hervorrufen; aber wir können es fördern, trainieren, durch gesunde Ernährung und einen gesunden Lebensstil erhalten und pflegen. In der Bibel werden wir deshalb auch immer wieder dazu aufgefordert, Wachstum anzustreben; zugleich aber wird sehr deutlich gemacht, dass Gott es ist, der das Wachsen bewirkt (Phil. 2, 12-13). Deshalb braucht es sowohl unseren Entschluss als auch Gottes Wirken, damit wir in unserem Glaubensleben Fortschritte machen.

Geht es darum, dass wir Besonderes erleben oder spüren?

Nein. Wachstum im Glauben ist nicht an ein besonders Gefühl oder an einen besonderen Zustand geknüpft. Wir können als Christen wachsen und reifen, ohne dass sich das auf irgendeine spektakuläre Weise zeigt. Menschen um uns herum bemerken die Veränderung unseres Wesens oft mehr als wir selbst. Wiederholung und Routine machen auch im geistlichen Leben einen großen Teil aus; das ist nicht anders als im übrigen Lebensalltag. Gefühle hingegen können trügerisch sein. Entscheidend ist das Tun, das Einüben guter Gewohnheiten und die Treue im Kleinen. Je mehr unser Leben davon bestimmt wird, umso mehr werden wir erleben, wie Gott an uns handelt, uns beschenkt und uns voranbringt.

Wahre Christen sterben im Grunde nicht – sie ziehen nur um.

Vielleicht fallen wir auch immer wieder und müssen neu aufstehen. Selbst wenn das geschieht und wir dabei den Eindruck gewinnen, stets auf den gleichen Ausgangspunkt zurückgeworfen zu werden, muss das nicht zwangsläufig so sein. Denn sehr oft entsprechen unsere Gefühle nicht den Tatsachen. Das Vorankommen im Glauben geht oft gerade im Auf und Ab spiralförmig nach oben. Deshalb ist das scheinbare „Sich-im-Kreis-Drehen“ dann letztlich doch ein Fortschritt und das Zurückkommen auf den scheinbar gleichen Punkt, ein Weitergehen auf einer neuen Ebene. Wenn wir auf besondere Erlebnisse warten, ist das jedenfalls nicht der Weg, um im Glaubensleben zu wachsen. Denn das versperrt manchmal sogar den Weg, wie die Bibel ihn aufzeigt. Dieser besteht nämlich nicht im Warten, sondern im Einüben und Praktizieren eines neuen, geordneten und segensreichen Lebens mit Gott.

Grundbausteine für das Wachsen im Glauben

Grundlegend dafür sind die sogenannten „Mittel des Heils“, die für einen Christen wesentlich sind, um Wachstum zu erleben. Dazu zählt das Lesen der Bibel, die Gemeinschaft mit anderen Christen, das von Jesus Christus eingesetzte Brotbrechen und das persönliche wie auch das gemeinsame Gebet. (Apg. 2, 42) Denn wie jedes gesunde neugeborene Kind nach Milch schreit, so brauchen auch wir Christen „unverfälschte Nahrung“ aus dem Wort Gottes, der Bibel (1. Petr. 2, 2). Jesus selbst sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.“ (Matth. 4, 4) Ohne tagtägliche Beschäftigung mit der Heiligen Schrift gibt es kein Reifen und Gefestigt-Werden im Glauben. Das tägliche Lesen der Bibel erschließt uns die Wahrheit über Gott und über uns selbst. Es hilft uns Gottes Willen zu erkennen und schafft in uns Gewissheit. Wer Gottes Wort regelmäßig liest, wird von geistlicher Lebenskraft erfüllt. Das wiederum schafft die Voraussetzung dafür, dass Gott uns Wachstum im Glauben schenken kann, was wiederum Freude in unserem Leben bewirkt.

„Wenn ich die Bibel lese, so finde ich ein ganz anderes Christentum, Religion und Leben darin, als man es heutzutage führt.“
Johann von Saalhausen (1444-1518), Bischof von Meißen

Je gefestigter wir im Glauben werden, desto weniger können uns verschiedene Lehrmeinungen hin- und herwerfen (Eph. 4, 14). Ein im Glauben gefestigter Christ kennt die zentralen Wahrheiten der Bibel, kann Zusammenhänge herstellen und weiß, richtig und falsch zu unterscheiden. Er kann differenziert und angemessen urteilen, wenn Meinungen an ihn herangetragen werden. Typisches Kennzeichen eines „unmündigen“, unreifen Christen hingegen ist, dass er jedem nachläuft, der ihm etwas verspricht. Solche Christen sind wie kleine Kinder, die noch kein Unterscheidungsvermögen haben und auf alles Mögliche hereinfallen. Sie sind beeinflussbar und lassen sich in diese oder jene Richtung verführen. Nicht so der im Glauben gefestigte, reife Christ.

Hören und Handeln

In der Bibel heißt es: Lebe den Gehorsam des Glaubens, geh Schritte des Vertrauens, diene und wenn es sein muss, leide im Glauben – und dein Glaube wird erstarken! Jesus sagt: „Wer von euch bereit ist, Gottes Willen zu tun, der wird erkennen, ob diese Worte von Gott kommen oder ob es meine eigenen Gedanken sind.“ (Joh. 7, 17) Wichtig zu wissen ist aber vor allem, dass es nicht reicht, wenn wir nur eine gewisse Zeit unseres Lebens mit Gott leben und sein Wort studieren. Denn alles, was wir in dieser Zeit erkannt haben, kann wieder verloren gehen, wenn wir nicht „dran bleiben“. Das ist wie mit unseren Muskeln. Wer sich nicht mehr bewegt, verkümmert; dessen Kräfte schwinden.

„Das Christentum ist bei den meisten keine Inbrunst mehr, sondern eine bequeme Gewohnheit.“
Søren Aabye Kierkegaard (1813-1855), dänischer Philosoph, Schriftsteller

Wer nicht auf die Warnung Gottes vor „Lauheit“ im Christenleben hört (Offb. 3, 14-20), der darf sich nicht wundern, wenn er zwar noch Christ genannt wird, aber vielleicht schon längst keiner mehr ist! Wachstum im Glauben geschieht durch Ablegen alten Verhaltens und Aneignen neuer Verhaltensweisen. (Eph. 4, 24; Kol. 3, 8-10)

Wachsen in und durch Gemeinschaft

Echtes Christsein ohne Gemeinschaft mit anderen Christen ist praktisch unmöglich. Denn vieles geschieht nun mal in der Gemeinschaft und durch sie. So wie wir Menschen uns auch im Alltagsleben gegenseitig brauchen, so sind wir auch in unserem Glaubensleben aufeinander angewiesen. Im Gespräch mit einem anderen Christen werden wir vielleicht auf Dinge aufmerksam, die uns nicht bewusst würden, wenn wir auf uns allein gestellt wären. Gottesdienste werden gemeinsam gefeiert und christliche Lieder gemeinsam gesungen, auch Gebete können gemeinsam gesprochen werden. Seelsorgerliche Hilfe geschieht in der Gemeinschaft mit anderen. Das heißt, ohne Gemeinschaft sind wesentliche Teile des christlichen Lebens gar nicht möglich. Wir könnten Zuwendung und Liebe nicht erfahren und die Auseinandersetzung mit anderen Christen nicht erleben. In der Gemeinschaft feiern wir auch das Abendmahl. Es dient zur Erinnerung an die Erlösung und zur Vergewisserung der Vergebung, die uns Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz teuer erkauft hat. Die Beichte ist uns Christen gegeben, um Schuld zu bekennen und Vergebung zu erfahren. Dadurch, dass uns diese Vergebung durch einen anderen Menschen zugesprochen wird, können wir sie oft erst richtig glauben. Das ist vor allem für unsichere Menschen von allergrößter Bedeutung.

Gebet – Reden mit Gott, unserem Schöpfer

„Wer glaubt, ein Christ zu sein, nur weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht."
Albert Schweitzer (1875-1965), Arzt, Musiker, Friedensnobelpreisträger

Gebet ist jene christliche Übung, die uns tagtäglich stärken und helfen kann. Wer einmal erfasst, welch ein Vorrecht es ist, dass wir uns durch Jesus Christus dem „Thron der Gnade“ (Hebr. 4, 16), also dem heiligen Gott selbst nähern dürfen, um alles mit ihm zu besprechen, der wird auf dieses Vorrecht nie mehr verzichten wollen. Insbesondere, wenn wir erleben, dass Gott uns hört und auf Gebete antwortet. Alle unsere Bitten, unsere Sorgen und Nöte jederzeit vor Gott bringen zu können, ist ein unschätzbares Privileg; wer wollte davon nicht Gebrauch machen! Wer all das praktiziert und auf Gottes Gebote achtet, der „bleibt in Jesus“, wie die Bibel es nennt (Joh. 15, 9-10). Das ist dann jene lebendige und bleibende Verbindung zu Gott, über die er uns echtes Wachstum im Glauben schenkt – bis hin zur vollen Reife. Die Frucht, von der die Bibel redet (Joh. 15, 1-8), ist die natürliche Folge eines gesunden Christenlebens. Gottes Ziel für uns Menschen ist Freude und Leben in Fülle. Und dass unser Leben „fruchtbar“ wird. Dazu kann Gott gegebenenfalls auch Schwierigkeiten zulassen, weil er es gut mit uns meint und uns weiterbringen will. In allen unseren Lebensbereichen sollen wir Jesus ähnlicher werden. Was zeichnete Jesus in seinem Erdenleben aus? Er war eine unglaublich starke Persönlichkeit und beeindruckte vor allem dadurch, dass sein Denken, Reden und Handeln eins waren. Durch eine tiefe Verwurzelung in Jesus Christus können wir ihm Stück für Stück ähnlicher werden. (Eph. 3, 17-19; Kol. 2, 6-7)


 

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