01.10.2019

Glauben – was heißt das?

Wer sein Leben als Christ, das Gott ihm durch Jesus Christus geschenkt hat, angenommen hat, der wurde, wie es in der Bibel heißt, „von oben her" neu geboren (vgl. dazu die Stellen der Bibel: Joh 3,3; 2. Kor 5,17). Dieses neue, ewige, unvergängliche Leben erhält ein Mensch durch Umkehr und den Glauben an Jesus Christus als Heiland und Retter. Durch unsere Hinwendung zu Gott, dem Schöpfer und Erhalter allen Lebens, werden wir zu Kindern Gottes und zu Erben des ewigen Lebens. So sagt es uns die Bibel. Alles das geschieht durch Gottes Gnade in dem Moment, in dem wir uns Gott anvertrauen und anfangen, ihm zu glauben. Wir können uns dieses neue Leben weder erarbeiten noch erkaufen; es muss uns von Gott geschenkt werden. Allerdings schenkt Gott es jedem, der zu ihm kommt und sich ihm anvertraut. In der Bibel ist davon die Rede, dass „Freude im Himmel ist", wenn ein Mensch umkehrt und sich Gott zuwendet (vgl. Lk 15,7). Wahrscheinlich gehen wir Menschen vor allem deshalb so sorglos mit dem großartigen Angebot Gottes um, weil wir nicht bedenken, dass nur das Leben, das aus dem Geist Gottes geboren wird, auch ewig bleiben wird und nicht mehr dem Tod unterworfen ist. Genau dieses neue, ewige Leben, das Gott uns Menschen schenkt, wenn wir zu ihm kommen, indem wir an Jesus Christus glauben, beginnt, wenn ein Mensch umkehrt und über Jesus Christus zurück zu Gott, seinem Schöpfer findet. Von diesem Moment an hat ein Mensch dieses ewige Leben wieder, das von nun an wachsen und sich entfalten kann und auch muss. 

Wie geistliches, ewiges Leben wächst

Leben ist auf Wachstum und Reife angelegt. Ein Leben ohne Wachstum und Reife ist kein wirkliches Leben. Das gilt auch für das Leben eines Christen. Auch ein Christ kann nicht ein Leben lang im Stadium des Kleinkindes bleiben, sondern muss vielmehr wachsen in der Gnade (2. Petr 3,18), in der Erkenntnis (Kol 1,10) und im Glauben (2. Thess 1,3).

Christ werden ist nicht so zu verstehen, als wäre das jetzt alles, sondern dadurch beginnt das eigentliche Leben erst – aus dem Kinderstadium heraus ins Jugendalter und vom Jugendalter in das des jungen Mannes, der jungen Frau, bis hin zum Erwachsenenalter (vgl. 1. Joh 2,13-14; Eph 4,13).

„Die wahre Weisheit ist in Gott, kommt von Gott, führt zu Gott, ruht in Gott."
Johann Michael Sailer (1751–1832),
katholischer Theologe, Bischof von Regensburg

Die Bibel warnt uns ausdrücklich vor einem Stecken- und Verhaftetbleiben in alten Gewohnheiten. Vielmehr ist es unsere Aufgabe als Christen, immer tiefer in das Geheimnis der Liebe Gottes einzudringen und dadurch auch Jesus Christus ähnlicher zu werden. Wenn das geschieht, wird unser Glaube kräftig und unser Verständnis für Gottes Größe und Allmacht immer tragfähiger. Dieses „Stark-Werden im Herrn", wie die Bibel es nennt, bedeutet nichts anderes als ein Wachsen im Glauben. Es ist genau das, was Jesus bei jedem von uns sehen möchte und was uns letztlich wieder nur von Gott geschenkt werden kann. Gott ist es, der es bewirkt. So wie er alles Wachsen, Gedeihen und Reifen in der Natur bewirkt. Wir können nur die Voraussetzungen dafür schaffen, indem wir an Gott glauben und ihm vertrauen. Aber das Wachstum bewirken muss Gott. Je mehr wir Gottes Liebe vertrauen und dadurch auch verstehen, was diese Liebe für jeden von uns ganz persönlich bedeutet, desto mehr kann Gott an uns handeln, uns beschenken, uns voranbringen.

Wie aber können wir lernen, Gott immer mehr zu vertrauen?

Indem wir mit Gott reden, d.h. zu ihm beten, nach Gottes Geboten leben und Gottes Wort, die Bibel, studieren. Gott antwortet uns und schenkt uns nach seinem Willen und zu seiner Zeit dieses Wachstum im Glauben. Je mehr wir davon haben, desto mehr erleben wir ein Leben voller Frieden, Erfüllung und Geborgenheit; ein Leben, das Frucht bringt und dadurch Gott ehrt und verherrlicht (vgl. Joh 15,8.16 und Kol 1,10).

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen."
Die Bibel, Matthäus 7, 20

Als Christen dürfen wir unsere Freude daran haben, wenn wir sehen, wie unser Leben gelingt, die Beziehung zu Gott und den Menschen immer mehr zum Segen für unsere Mitmenschen wird. Indem wir anderen den Weg zu diesem neuen, ewigen Leben zeigen und ihnen helfen, diesen Weg für sich zu entdecken und zu finden, werden wir selbst lebendige Beispiele für Gottes Barmherzigkeit und Treue mitten in einer Welt voller Hass, Streit, Zwietracht und Bosheit. In der Bibel werden wir deshalb auch immer wieder dazu aufgefordert, in unserem Glauben zu wachsen, während uns gleichzeitig deutlich gemacht wird, dass Gott es ist, der dieses Wachstum bewirkt (Phil 2,12-13). Dabei sind Wiederholung und Routine wichtig; das ist im geistlichen Leben nicht anders als in unserem Lebensalltag. Entscheidend ist das Tun, das Einüben guter Gewohnheiten und die Treue im Kleinen. Je mehr unser Leben davon geprägt und bestimmt wird, umso mehr werden wir erleben, wie Gott an uns handelt, uns beschenkt und uns voranbringt.

„Wer Gott in Ehrfurcht begegnet, hat die Quelle des Lebens gefunden und vermeidet tödliche Fehler."
Die BIBEL, Sprüche 14,27

Selbst wenn wir das Gefühl haben, es geschieht eh nichts und wir fallen ohnehin immer auf den Ausgangspunkt zurück, so muss das nicht zwangsläufig heißen, dass unser Wachstum nicht doch vorangeht. Denn wichtig ist, dass wir Gott vertrauen und uns ein Wachsen im Glauben wünschen. Wenn unsere Gefühle dann etwas anderes sagen, muss das nicht immer den Tatsachen entsprechen. Denn Gott ist treu und handelt, wenn wir ihm vertrauen. Er bringt uns ans Ziel. Das Wachsen im Glauben geht oft in einem Auf und Ab voran. Wichtig ist, dass wir dranbleiben und einüben, was zu einem neuen, geordneten und segensreichen Leben mit Gott gehört.

Bausteine des Wachsens im Glauben

Was sind wichtige Mittel, um als Christ zu wachsen?

Lesen der Bibel
Gebet (vgl. Apg 2,42)
Abendmahl
Gemeinschaft mit anderen Christen

Wie jedes gesunde, neugeborene Kind nach Nahrung verlangt, so brauchen auch wir Christen „Nahrung" aus dem Wort Gottes, der Bibel (vgl. 1. Petr 2,2). Jesus selbst sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt" (Mt 4,4). Ohne tägliche Beschäftigung mit der Heiligen Schrift gibt es kein reifen und gefestigt-werden im Glauben. Das Lesen der Bibel ist von großer Bedeutung, es erschließt uns die Wahrheit über Gott und über uns selbst. Es hilft uns, Gottes Willen zu erkennen und schafft in uns Gewissheit. Wer Gottes Wort liest, wird von geistlicher Lebenskraft erfüllt. Das wiederum schafft die Voraussetzung dafür, dass Gott uns Wachstum im Glauben schenken kann, der wiederum Freude in unserem Leben bewirkt.

„Glaubt an Gott und glaubt an mich!"
Worte Jesu in der BIBEL, Johannes 14,1

Je gefestigter wir im Glauben werden, desto weniger können uns verschiedene Lehrmeinungen hin- und herwerfen (vgl. Eph 4,14). Ein im Glauben gefestigter Christ kennt die zentralen Wahrheiten der Bibel, kann Zusammenhänge herstellen und weiß, richtig und falsch zu unterscheiden. Er kann auch differenziert und angemessen urteilen. Typisches Kennzeichen eines „unmündigen", unreifen Christen ist, wenn er jedem nachläuft, der ihm etwas verspricht. Solche Christen sind wie kleine Kinder, die noch kein Unterscheidungsvermögen haben und auf alles Mögliche hereinfallen. Sie sind beeinflussbar und lassen sich in diese oder jene Richtung verführen. Nicht so der im Glauben gefestigte, reife Christ.

„Das Leben des wahren Christen ist in jeder Lage ruhe- und freudenvoll und am Ende siegreich."
Sundar Singh (1888–1929),
indischer Christ

Hören und Handeln

In der Bibel heißt es immer wieder: Lebe den Gehorsam des Glaubens, gehe Schritte des Vertrauens, diene – und wenn es sein muss, leide – im Glauben und dein Glaube wird erstarken! Jesus sagt: „Wer von euch bereit ist, Gottes Willen zu tun, der wird erkennen, ob diese Worte von Gott kommen oder ob es meine eigenen Gedanken sind" (Joh 7,17). Es reicht also nicht, wenn wir nur eine gewisse Zeit unseres Lebens mit Gott leben und sein Wort studieren. Denn alles, was wir in dieser Zeit erkannt haben, kann wieder verloren gehen, wenn wir nicht „dranbleiben". Das ist wie mit unseren Muskeln. Wer sich nicht mehr bewegt, verkümmert; dessen Kräfte schwinden.

„Wenn ich die Bibel lese, so finde ich ein ganz anderes Christentum, Religion und Leben darin, als man es heutzutage führt." 
Johann von Saalhausen (1444–1518),
Bischof von Meißen

Wer nicht auf die Warnung Gottes vor „Lauheit" im Christenleben hört (Offb 3,14-20), der darf sich nicht wundern, wenn er für Gott unbrauchbar wird. Wachstum im Glauben geschieht durch Ablegen alten Verhaltens und Aneignen neuer Verhaltensweisen (vgl. Eph 4,24; Kol 3,8-10).

Wachsen in und durch Gemeinschaft

Christsein ohne Gemeinschaft mit anderen Christen ist praktisch unmöglich. Denn vieles geschieht in und durch die Gemeinschaft. So wie wir Menschen uns im Alltagsleben gegenseitig brauchen, so sind wir auch in unserem Glaubensleben aufeinander angewiesen. Im Gespräch mit einem anderen Christen werden wir auf Dinge aufmerksam, die uns nicht bewusst geworden wären, wenn wir auf uns allein gestellt wären. Gottesdienste werden gemeinsam gefeiert und christliche Lieder gemeinsam gesungen. Auch seelsorgerliche Hilfe geschieht in der Gemeinschaft. Das heißt, ohne Gemeinschaft sind wesentliche Teile des christlichen Lebens gar nicht möglich. Wer allerdings glaubt, ein Christ zu sein, nur weil er in die Kirche geht, der irrt sich. Denn zuallererst kommt der persönliche Glaube und das Gebet eines jeden Menschen, das ihn mit Gott verbindet. Alle unsere Bitten, unsere Sorgen und Nöte können wir jederzeit vor Gott bringen. Das ist ein unglaubliches Vorrecht, das wir als Christen haben.

„Das Christentum ist bei den meisten keine Inbrunst mehr, sondern eine bequeme Gewohnheit."
Søren Aabye Kierkegaard (1813–1855),
dänischer Philosoph, Schriftsteller

Wer zu Gott betet und auf seine Gebote achtet, der „bleibt in Jesus", wie es die Bibel sagt (vgl. Joh 15,9-10). Das ist jene lebendige Verbindung mit Gott, über die er uns segnet und echtes Wachstum im Glauben schenkt – bis zum Ende unseres irdischen Lebens, nach dem wir dann Gott schauen werden.

„Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen."
Die Bibel, Lukas 18,17

Die Frucht, von der die Bibel redet (vgl Joh 15,1-8), ist die natürliche Folge eines gesunden Christenlebens. Gottes Ziel für uns Menschen ist Freude und Leben in Fülle. Und dass unser Leben „fruchtbar" wird. Dazu kann Gott gegebenenfalls auch Schwierigkeiten zulassen, weil er es gut mit uns meint und uns weiterbringen will. All das soll uns dazu führen, dass wir in allem Jesus ähnlicher werden. Was zeichnete Jesus in seinem Erdenleben aus? Er war eine unglaublich starke Persönlichkeit und beeindruckte vor allem dadurch, dass sein Denken, Reden und Handeln eins waren. Durch eine tiefe Verwurzelung in Jesus Christus können wir ihm Stück für Stück ähnlicher werden (vgl. Eph 3,17-19; Kol 2,6-7), Gott näher kommen, indem wir ihn ehren, und gleichzeitig unser eigenes Leben verwirklichen und meistern.

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