01.09.2016

Grundzüge christlicher Erziehung

1. Aufmerksamkeit

Wie alt unsere Kinder auch sind und was immer ihre Charaktere sind, alle sehnen sie sich nach Aufmerksamkeit. Doch was heißt das für Eltern? Dass sie ständig auf diesen Wunsch nach Aufmerksamkeit reagieren müssen? Nein, gewiss nicht. Aber es bedeutet vielleicht, einmal mehr

  • das Smartphone beiseite zu legen, um darauf zu achten, was das Kind mir zeigen oder mitteilen möchte,

  • auf die Knie zu gehen, um mitzuspielen,

  • in den Pool zu springen, statt nur am Rand zu liegen und zu lesen,

  • am Spielplatz mittendrin zu sein, statt von weitem Anweisungen zu geben,

  • den Kinderfilm anzuschauen, statt nebenan zu arbeiten,

  • Zeit zu haben, wenn das Kind melancholisch auf der Couch liegt usw. usw.

Jedes Kind sehnt sich danach, gesehen, gehört und ernst genommen zu werden. Erfüllen Sie ihm diesen Wunsch!

2. Sicherheit

Eltern müssen ihren Kindern zu spüren geben, welche Priorität sie in ihrem Leben haben. Dass sie wichtiger sind als vieles andere, vor allem wichtiger als materielle Werte. Selbst mitten in einer Beziehungskrise sollten wir Kindern immer noch das Gefühl der Sicherheit geben. Kinder sollten sich zu jeder Zeit sicher sein können, dass Sie nicht einfach eines Tages weg sein werden. Vor allem Teenager brauchen diese Sicherheit, brauchen jemanden, dem sie vertrauen können, zu dem sie gehen können, jemandem, mit dem sie Geheimnisse, Ängste und Wünsche teilen können.

3. Annahme

Wissen Ihre Kinder, dass sie mit allem zu Ihnen kommen können und dass Sie als Eltern sie trotzdem lieben werden, selbst wenn Ihnen nicht gefällt, was Sie hören? Wissen sie, dass sie selbst Ihnen mehr wert sind als ihre Schulnoten, Auszeichnungen oder Begabungen? Nur wenn sich Kinder angenommen und akzeptiert fühlen, werden sie ihre Begabungen entfalten und ihre Träume wagen. Je fremder uns ihre Wege vorkommen, umso schwerer wird es für uns sein, sie gut zu heißen. Aber es ist ihr Weg und letztlich will jedes Kind wissen, dass wir als Eltern hinter ihnen stehen.

"Barmherzig und gnädig ist der HERR,  geduldig und von großer Güte."
Die Bibel, Psalm 103,8

4. Liebe

Wissen Ihre Kinder, dass Sie sie bedingungslos lieben? Haben Sie ihnen das als Eltern gesagt und auf eine Art gezeigt, dass sie es auch spüren konnten? Verbringen Sie regelmäßig gemeinsame Zeit mit ihnen? Umarmen Sie Ihre Kinder? Zeigen Sie Ihren Kindern, dass Sie sie lieben, indem Sie etwas gemeinsam unternehmen, sie wertschätzen und sie loben? Warum diese Fragen? Weil es wichtig ist, dass wir darauf eine ehrliche Antwort geben. Denn Liebe ist nicht nur das Wichtigste im Leben eines jeden Menschen – auch und vor allem in der Erziehung. Es entspricht dem Bedürfnis eines jeden Menschen, das zutiefst in seinem Innern verankert ist und beantwortet werden will. Das kann uns Eltern Mühe kosten, Zeit und Anstrengung. Es kann sein, dass wir unsere Bequemlichkeit, unseren Stolz oder unsere Geschäftigkeit dafür aufgeben müssen, aber es lohnt sich. Denn Liebe zu verschenken, lohnt sich immer. Selbst wenn es viel unserer Zeit in Anspruch nehmen sollte – es wird dennoch immer gut investierte Zeit sein.

Grundzüge christlicher Erziehung

Angesichts der großen Erziehungs-Verunsicherungen in unserer Zeit ist es wichtig zu wissen, dass wir in der Bibel Erziehungsgrundsätze finden, die bereits über Jahrtausende eine Hilfe waren und heute aktueller sind denn je. Diese entscheidende Hilfen auch in Fragen der Erziehung sollten wir kennen, um nicht in eine der vielen  Fallen zu tappen wie z. B. die der "Antipä­dagogik". Es geht auch nicht darum, dass wir möglichst viele Erziehungsmethoden ausprobieren, die letztlich dann doch nicht "funktio­nieren". Ohne Vermittlung verbindlicher Werte kann Erziehung überhaupt nicht funktionieren. Warum also wervolle Zeit vertrödeln, um erst dann aufzuwachen, wenn unsere Kinder größer sind und unser Versagen in der Erziehung offensichtlich wird? Ist es nicht besser, wenn wir uns rechtzeitig darum kümmern und schauen, worauf es in unserem Leben und in Fragen der Erziehung ankommt?

"Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe."
Die BIBEL, Johannes 15,12

Wer daran glaubt, dass der Gott der Bibel wirklich lebt und an uns Menschen interessiert ist, der findet in der Bibel nicht nur Halt und Orientierung, sondern auch den Maßstab, auf dessen Grundlage unser Leben gelingen kann. Das gilt auch und vor allem im Bereich der Erziehung. Denn jede Art von Erziehung geht von einem Menschenbild aus – auch die antiautoritäre Erziehung. Die Frage ist nur, wie tragfähig und realisitsch das Menschenbild ist, das dahinter steht. Wenn es das nämlich nicht ist, kann das Experiment einer solchen Erziehung gar nicht gelingen. Das Menschenbild der Bibel hingegen ist nicht nur tragfähig, es hat sich auch über die Jahrtausende hin bewährt und steht bis auf den heutigen Tag unangefochten da.

Das biblische Menschenbild

Die eingangs erwähnten vier Richtlinien der Erziehung entsprechen exakt dem biblischen Menschenbild. Aufmerksamkeit, Sicherheit, Annahme, Liebe; all das sind Grundsätze, wie auch Gott jedem von uns begegnet, wie er uns hilft und uns erzieht. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Grundpfeiler des christlichen Menschenbildes kennen.

  1. Die Bibel spricht davon, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild geschaffen hat. Das bedeutet Selbstständigkeit und Mündigkeit, Kreativität, Individualität und Verantwortlichkeit. Ziel jeder christlichen Erziehung muss es sein, dass ein Kind zur Selbstständigkeit und zur Verantwortung gegenüber Gott, dem Schöpfer, und seinen Mitmenschen erzogen wird.

  2. Die Bibel zeigt aber auch noch einen weiteren, wichtigen Aspekt des Menschen auf – und das ist unsere Sündhaftigkeit. Jedes Erziehungskonzept, das diesen Aspekt außer Acht lässt – und davon gibt es viele – übersieht etwas ganz Wesentliches. Wir alle müssen immer wieder feststellen, dass der Mensch Teil einer gefallenen Schöpfung ist, der zu seiner wahren Bestimmung erst wieder zurückfinden muss. Viele moderne Erziehungsmodelle scheitern gerade daran, dass sie den Menschen von Natur aus gut nennen.

"Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen."
Die BIBEL, Psalm 1,1

Das Menschenbild der Bibel spricht hingegen klar und eindeutig davon, dass der Mensch eben nicht von Natur aus gut ist und erweist sich darin als realistisch. Zwar wurde der Mensch als Wesen von Gott geschaffen, das ihm ähnlich ist und deshalb einen unglaublich hohen Adel besitzt, (vgl. Die BIBEL, Ps. 82,6; Joh. 10,34-36) aber dieser Adel der Gottebenbildlichkeit wurde durch den Sündenfall stark in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb spricht die Bibel von der Sündhaftigkeit des Mensch von seiner Jugend an (vgl. 1. Mo. 8,21; Ps. 51,5; Spr. 20,9; Pred. 7,20; Röm. 3,23). Es gibt keinen Menschen, der nicht bereits von klein auf durch und durch egoistisch ist und zu fast allen Schandtaten fähig. Wer also glaubt, dass der Mensch von Natur aus gut ist – wie das sehr viele Erziehungsmodelle voraussetzen – der befindet sich auf dem Holzweg und wird früher oder später scheitern. Wenn das nicht so wäre, hätte die antiautoritäre Erziehung bereits längst einen Siegeszug angetreten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Erzieher und Pädagogen stöhnen unter der Last, die ihnen durch dieses Experiment der antiautoritären Erziehung auferlegt worden ist. Weil es schlicht und einfach nicht der Realität unserer Welt und unseres Menschseins entspricht. Es ist eine Utopie, wie viele andere Erziehungskonzepte auch.

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