01.01.2018

Ich bin ein Gast auf Erden

Die ersten Christen lebten mit dem Selbstverständnis, dass sie in dieser Welt nicht zu Hause sind, sondern in einer Art von Fremde hier leben oder auf der Durchreise sind, unterwegs zu einer anderen Welt. In der Bibel lesen wir dazu Sätze wie: "Denn unsere Heimat ist im Himmel." (Vgl. Phil 3,20) oder "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen die zukünftige." (Vgl. Hebr 13,14) oder "Ihr Geliebten, ich ermahne euch als Pilger und Fremdlinge" (Vgl. 1Petr 2,11). Auch in der christlichen Literatur des ersten Jahrhunderts nach Christus kommt dieses Selbstverständnis zum Ausdruck.

"Ich bin ein Gast auf Erden."

Worin aber besteht das Wesen eines Gastes? Dass er sich nur vorübergehend an einem bestimmten Ort aufhält. Selbst wenn es dem Gast gefällt; so muss er doch weiter, obwohl er das vielleicht gar nicht will. Genau so geht es uns Menschen. Wir sind nur vorübergehend hier auf dieser Erde. Deshalb gilt auch für uns, was Christen zu allen Zeiten wussten: "Ich bin ein Gast auf Erden." Der Aufenthalt auf dieser Erde, ja, das gesamte irdische Leben dauert niemals ewig, sondern ist immer nur vorübergehend. Irgendwann müssen wir wieder aufbrechen und weiterziehen, denn: "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen die zukünftige." Oft sind wir uns dessen nur nicht bewusst. Bis dann jemand in unserer Nähe stirbt oder wir selbst durch eine schwere Erkrankung die Frage nach dem Ende unseres irdischen Lebens gestellt bekommen. Dann erkennen wir's  wieder schlagartig; dass unser Leben auf dieser Erde immer nur etwas Vorläufiges, Vorübergehendes ist. Wir sind eben tatsächlich nur Gast auf dieser Erde – und das ausnahmslos jeder von uns, auch wenn die meisten nicht daran denken und stattdessen in den Tag hinein leben; letztlich stehen auch sie vor der gleichen nüchternen Tatsache wie wir alle.

Wie sollen, wie können wir damit leben?

In der frühen christlichen Kirche gab es dazu zwei Tendenzen: Die einen sonderten sich ab von der Welt, die anderen brachten sich ein und veränderten die Welt, kümmerten sich um Kranke und Arme und bewirkten dadurch, dass es im Laufe der Geschichte zur Errichtung von Armenanstalten, Pflegeheimen, Krankenhäusern und all den christlichsozialen Einrichtungen kam, wie wir sie heute kennen. Bevor wir jetzt aber vorschnell die eine Gruppe, die sich von der Welt absonderte, verurteilen, müssen wir bedenken, wie schrecklich und schier aussichtslos die Verhältnisse zur damaligen Zeit oft waren. Auch Paul Gerhardt (1607–1676), einer der vielleicht bekanntesten und beliebtesten Kirchenlieddichter, schrieb Liederverse, in denen er seine Sehnsucht zum Ausdruck brachte, die Welt zu verlassen. Aber was hat er alles an Leid und Not erfahren müssen? Als einer, der zur Zeit des 30-jährigen Krieges lebte, verlor er vier seiner fünf Kinder, später noch dazu seine Frau. Gleichzeitig erlebte er die konfessionellen Auseinandersetzungen des damaligen Berlin, die ihn und auch sein Pfarramt immer wieder Not und Elend brachten. Ist es da ein Wunder, wenn sich ein Mensch danach sehnt, endlich nicht mehr Gast sein zu müssen, sondern diese Welt zu verlassen und weiterzuziehen in eine andere, bessere Welt? Doch wenn unser Leben auch nur vorläufig ist und wir nur Gäste auf dieser Erde sind, so hat dieses irdische Leben dennoch eine unglaublich große Bedeutung für uns alle. Immerhin ist die Welt der Ort und die Zeitspanne unseres Lebens, in dem wir uns entscheiden können, Jesus Christus als unseren Retter anzunehmen und dadurch Heimatrecht zu erhalten für das ewige Leben im Himmel. In diesem Sinn ist dieses Leben von unschätzbarer Bedeutung, die nicht hoch genug eingestuft werden kann.

"Es ist das Kreuz von Golgatha Heimat für Heimatlose."
Inschrift auf dem Friedhof von Sylt

Gott hat uns dieses Leben geschenkt, damit wir uns für ihn entscheiden und anschließend gleichzeitig den Beweis erbringen, dass wir verantwortungsvoll mit unserem Leben umgehen. In diesem Sinne sollte unser Ziel im Leben immer darin liegen, den Sinn unseres irdischen Lebens zu erfassen und unsere Entscheidung für Gott und für Jesus Christus zu treffen, um dadurch ewiges Leben zu erhalten. Wer mit Gott lebt, muss sich keinem erbarmungslosen "Lebensstress" aussetzen, er kann warten, dass Gott ihm das zuteilt, was er für ihn vorgesehen hat. In Zeiten, in denen wir Trost und Hilfe brauchen, um Leid und Schmerzen zu ertragen oder zu überwinden, können Menschen, die an Gott glauben, darauf bauen, dass Gott mit ihnen ist, sie in den alltäglichen Erfahrungen hält und trägt und mit ihnen durch ihre Nöte geht. Solche Menschen dürfen wissen, dass Leiden und Schmerzen nicht das Letzte sein werden. Denn das Letzte wird vielmehr deren Überwindung durch Jesus Christus sein, der uns eine Zukunft verspricht, die weder Leid noch Schmerz, weder Tod noch Vergänglichkeit mehr kennen wird. So heißt es in Offenbarung 21,1-4: "Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. () Und Gott wird bei den Menschen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Und er wird alle Tränen abwischen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen."

"Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen!"
Die BIBEL, Matth 6,19-21

Das ist keine billige Vertröstung auf ein besseres Jenseits, sondern eine ganz klare Verheißung Jesu, die sagt, was auf uns zukommt, wenn wir diese Welt verlassen. Das gilt allerdings auch für die Prophezeiungen Jesu, mit denen er sich an diejenigen wendet, die sich gegen Gott entscheiden. Von ihnen heißt es, dass sie dem Gericht übergeben werden und gemäß ihrer eigenen Überzeugung zu einem Leben fern von Gott verurteilt werden. Wie immer wir diese eindeutigen Drohungen heute lesen und vielleicht auch versucht sind, umzudeuten. Jesus Christus hat auch diese Worte in einer sehr eindeutigen und klaren Ausdrucksweise gesagt. Was also sollte dafür sprechen, dass wir sie weniger ernst nehmen als andere Worte, die von ihm kommen? Inzwischen sagen uns moderne Physiker, dass unser irdischer Tod gar nicht das Ende unseres Lebens sein kann, weil es immer nur einen Übergang in eine andere Form der Existenz gibt. Christen werden ihre Pilgerreise deshalb als Durchgang zum Ziel, zu ihrem eigentlichen, wahren Leben, ihrer eigentlichen, wahren und ewigen Heimat erleben. Ihnen gilt die Verheißung Jesu, in der er sagt: "Ich sage euch die Wahrheit: Wer meine Botschaft hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Ihn wird das Urteil Gottes nicht treffen, er hat die Grenze vom Tod zum Leben schon überschritten."

"Im Herzen eines jeden Menschen befindet sich ein von Gott geschaffenes Vakuum, das durch nichts Erschaffenes erfüllt werden kann, als allein durch Gott den Schöpfer."
Blaise Pascal (1623–662)

Bereits in seiner Abschiedsrede sagte Jesus, dass er jetzt hingehen wird, um uns eine Stätte, d. h. eine ewige Wohnung zu bereiten (Vgl. Joh 14,1-13). Diese Verheißung der himmlischen Heimat in der Ewigkeit ist jedoch an unseren Glauben an Jesus Christus gebunden. Er ist es, der durch sein Sterben und seine Auferstehung den Tod überwunden hat und uns das ewige Leben schenken kann, wenn wir an ihn glauben. Jesus selbst sagt: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben." (Joh 11,25-26). Nur wenn wir an Jesus Christus glauben, gilt diese Verheißung auch für uns. Wer ihm glaubt, auf ihn vertraut und sich bereits in diesem irdischen Leben mit ihm verbunden hat, der kann davon ausgehen, dass diese Verheißung wirklich auch für ihn gilt. Er kann dann auch freudig und zuversichtlich in die Zukunft schauen, weil er die wichtigste Entscheidung seines irdischen Lebens getroffen hat – nämlich die für Jesus und damit für ein Leben, das ewig währt. Jetzt liegt es an Ihnen, wofür werden Sie sich entscheiden?

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