01.04.2012

Leid und die Frage nach Gott

Der christliche Glaube will Menschen im Leid Hoffnung geben und sie trösten. "Trösten" hängt mit dem engl. "to trust" (vertrauen) zusammen. Getröstet ist ein Mensch, der wieder genug Vertrauen in die Gegenwart und Zukunft hat. Nach dem christlichen Glauben sind Leid und Tod die Folge der Trennung des Menschen von Gott. Gott ist der Ursprung des Lebens. Als der Mensch sich vom Ursprung des Lebens löste, wurde er sterblich.

Wir wurden alle in eine von Gott abgefallene Welt hineingeboren. Wir sind aber nicht nur Opfer des Sündenfalls, sondern auch Täter. Wir vollziehen den Sündenfall in unserem Leben nach. Das Neue Testament berichtet davon, dass Gott in Jesus Mensch wurde. Er kam in unsere Welt des Leidens und Sterbens, er nahm den Tod auf sich und gab sein Leben für uns als Lösegeld (Mk 12,45), damit unser Leben mit Gott wieder in Ordnung kommt. Deshalb schreibt Paulus nicht nur, "der Tod ist der Sünde Sold" (Rö 6,23 a), sondern auch "die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn" (Rö 6,23 b). Die Antwort des christlichen Glaubens auf unsere Leiderfahrungen gründet sich auf Jesus Christus, ist also personal. Unser Leid wird einmal aufgehoben in der neuen Welt Gottes (Off 21,4). Unsere Heimatlosigkeit und unser Fremdsein werden einmal ein Ende haben: "Unsere Heimat (Bürgerrecht) ist im Himmel" (Phil 3,20). Und an anderer Stelle schreibt Paulus, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll (Rö 8,18).

Und bis dahin? Hat Leiden einen Sinn?

Manchmal können wir keinen Sinn in unserem Leid finden. Aber gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, an Gott und seinen Verheißungen festzuhalten, mit ihm im Gespräch zu bleiben. Anschaulich wird das in Psalm 23. In den Versen, die von den dunklen Zeiten seines Lebens sprechen, geht der Beter vom Er (Er führet mich auf rechter Straße) zum Du über (Du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab trösten mich).

Gott ist nicht fern von uns. Im Gebet sollen wir keinen fernen Gott herbeirufen, sondern wir dürfen den nahen Gott anrufen. Er ist nur ein Gebet von uns entfernt. Und wir dürfen ihn als "Vater" mit "Du" anreden. Wer Schicksalsschläge erlebt oder mitten im Leid steckt, ändert oft seine Prioritäten: Die Familie wird wichtiger als die Arbeit, Zeit wird wichtiger als Geld. Doch warum muss erst das große Unglück über uns hereinbrechen, bis wir uns um Dinge kümmern, für die wir sonst keine Zeit haben? Jeder Tag ist ein Geschenk, doch die Frage ist, wie wir unsere kostbare Lebenszeit nutzen.


 

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