01.03.2018

Leidet auch Gott?

Dass Jesus wiederkommen wird, um seine Herrschaft aufzurichten auf dieser Welt, das lesen wir an mehreren Stellen der Bibel. Eines der wichtigsten Zeichen, die dafür genannt werden, dass die Zeit von Jesu Wiederkunft unmittelbar bevorsteht, ist die Zusammenführung der Juden aus den Ländern der Erde im heutigen Staat Israel. Dieses Zeichen gab es weder zur Zeit des 2. Weltkrieges, wo auch viel über die Wiederkunft Jesu nachgedacht und gesprochen wurde, noch gab es die Erfüllung dieses Zeichens in all den Jahren und Jahrzehnten vorher. Inzwischen hat es sich aber auf wundervolle Weise und zwar direkt vor unseren Augen erfüllt – und das mitten in einer für Israel und den Juden äußerst feindlichen Umgebung. Heute zählt Israel zu den dicht besiedelsten Ländern Asiens und ist der einzige Staat der Welt, in dem Juden eine Bevölkerungsmehrheit bilden. Ein weiteres Zeichen für die Wiederkunft Jesu ist die weltweite Verbreitung der christlichen Botschaft. Auch das gibt es erst seit einigen Jahrzehnten: Über Radio und Fernsehen, über Satelliten und in letzter Zeit vor allem über Internet und Handy ist das Evangelium tatsächlich dabei, die ganze Welt zu erreichen.

Da drängen sich Fragen auf

Die Frage wird also von Jahrzehnt zu Jahrzehnt spannender: Werden sich die Worte Jesu über seine Wiederkunft genau so erfüllen wie viele andere seiner Worte sich schon erfüllt haben? Wird Jesus tatsächlich so auf diese Erde zurückkommen, wie seine Schüler ihn sahen, als er diese Erde verließ? Und wird es wirklich eine Rückkehr Jesu auf diese Erde geben in Macht und Herrlichkeit, wie er es vorausgesagt hat? Was immer wir über diese Fragen denken, eines müssen wir uns dabei immer vor Augen halten: Jesus hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass etwas, was er voraus gesagt hat, nicht auch tatsächlich genau so eintreten wird. Vielmehr hat er zu allem die unmissverständlichen Worte  hinzugesetzt, die wir noch bis heute in der Bibel lesen können: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!" (Mt 24,35)

"Da weinte Jesus."
Die BIBEL, Johannes 11,35

Das allein ist bereits eine gewaltige Aussage.  Wenn wir dazu noch bedenken, dass sich die meisten der Voraussagen Jesu tatsächlich bereits erfüllt haben, dann können wir eigentlich nur noch daran glauben, dass auch der Rest dieser Worte noch in Erfüllung gehen wird. Denn was immer Jesus voraussagt, das geht früher oder später in Erfüllung. Angefangen von der Zerstörung des Tempels in Jerusalem bis hin zur weltweiten Ausbreitung des Christentums. Alles sah zuerst so aus, als wäre es unmöglich, wurde am Ende aber dennoch Wirklichkeit – und das direkt vor uns. Das trifft vor allem heute in einem ganz besonderen Maß zu. Deshalb ist es nie klug, wenn wir die Worte Jesu einfach übergehen, wie das bei vielen Menschen der Fall ist. Denn spätestens seit dem 11. September 2001 überstürzen sich die Ereignisse. Niemand hat diese Katastrophe von damals, als Flugzeuge von islamistischen Fanatikern in die Türme des World Trade Center gesteuert wurden, die anschließend in Flammen aufgingen und in sich zusammenbrachen, vorausgesehen, niemand hat damit gerechnet. Es geschah völlig unerwartet und das gleich dreimal hintereinander, innerhalb kürzester Zeit.

Eine Zeit des Friedens

Europa erlebt seit bald 80 Jahren eine besondere Zeit des Friedens, des Wohlstands und der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, wie es sie zuvor vielleicht noch nie gab. Aber haben wir diese Zeit auch genutzt? Unserem Schöpfer dafür gedankt? Haben wir sie genutzt, um unser Vertrauen in ihn zu stärken und damit hinauszugehen in alle Welt, um anderen davon zu erzählen, die wie unsere Vorfahren darauf gewartet haben, dass Krankheit, Hass und Krieg, Leid und Terror überwunden werden, wenn wir an den Gott der Bibel glauben und ihm vertrauen?

"Es ist Zeit, dass ihr zu mir, dem Herrn, kommt und fragt, was ich will. Dann komme ich zu euch und werde Glück und Segen auf euch regnen lassen!"
Die BIBEL, Hosea 10,12

Wer sich diese Fragen stellt, wird sehr schnell zum Schluss kommen, dass die Menschen gerade in den Ländern der sogenannten westlichen Welt ihrem Schöpfer gegenüber überhaupt nicht dankbarer geworden sind, sondern hochmütiger, unzufriedener, verlogener und vor allem gottloser. Das zeigt sich nicht nur an den vielen Kirchenaustritten und den immer leerer werdenden Gottesdiensten, sondern vor allem im alltäglichen Zusammenleben der Menschen, in den Familien und Ehen wie auch in der Gesellschaft insgesamt.
Wer ist heute schon noch froh und dankbar darüber, dass er in der vielleicht einmaligen Zeitperiode des Friedens in Europa leben darf? Immer abartiger werden auch unsere Ansprüche, die zu neuen Perversionen, Lügen und Täuschungen führen. Deshalb ist es wahrscheinlich nicht falsch anzunehmen, dass auch Gott an diesem Zustand der Welt und des Menschen leidet, denn wir sehen, wie Menschen gerade dann hochmütig und gottlos werden, wenn es ihnen gut geht, während sie in der Regel anfangen, nach Gott zu fragen, sobald Leid und Elend sie quälen.

Von der "Zeit der Gnade"

In der Bibel heißt es im Brief des Apostels Paulus an die Römer: "Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Umkehr leitet?" (Röm 2,4) Darauf sollten wir antworten und Gott sagen: "Ja, ich weiß, dass die 'Zeit der Gnade' die Zeit ist, in der wir uns dafür entscheiden können, Jesu Worte anzunehmen, ihm zu vertrauen und dadurch ewiges Leben von ihm selbst geschenkt zu bekommen, wie er es jedem Menschen gibt, der sein Angebot der Vergebung annimmt." Gott wartet bereits auf jeden, der sich aufmacht, ihm zu begegnen, um uns in die Arme zu nehmen wie jener Vater im Gleichnis vom "Verlorenen Sohn" darauf gewartet hat, bis sein Sohn zurückkam. Die "Zeit der Gnade", wie die Bibel die Zeitspanne von der Geburt Jesu bis heute bezeichnet, ist uns gegeben, damit wir sie nutzen, denn was auf diese "Zeit der Gnade" folgt, wird den wenigsten gefallen. Aber können wir – können Sie – sagen, dass Sie diese "Zeit der Gnade", die es für jeden einzelnen von uns gibt, genutzt haben? Können Sie sagen, dass Sie sich zu Gott gewandt haben, sein Angebot der Vergebung angenommen haben und dadurch bereit geworden sind, Gott zu begegnen, um ein Leben in ewiger Freude in Empfang zu nehmen? Wenn ja, dann haben Sie die "Zeit der Gnade" tatsächlich genutzt, und Gott freut sich darüber, wie er sich über jeden von uns freut, der sich von ihm helfen lässt, um dem Horror eines ewigen Todes zu entgehen. Aber wie viele können das von sich sagen? Denn die "Zeit der Gnade" zu nutzen heißt, sich Jesus Christus anzuvertrauen, an sein Wort zu glauben und danach zu handeln. Als Christen sollten wir das wissen. Denn wo immer ein Mensch aus ganzem Herzen damit beginnt, Jesus zu vertrauen, wird Wirklichkeit, was wir im Evangelium des Johannes lesen: "Denen aber, die ihn (Christus) aufnahmen, gab er das Recht, Kinder Gottes zu sein." (Joh 1,12)

"Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende, seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß."
Die BIBEL, Klagelieder 3,22-23

Wie aus der "Zeit der Gnade" Trauer wird

Wie traurig wird es sein, wenn wir diese "Zeit der Gnade" nicht genutzt haben und einmal sagen müssen, wie töricht und dumm wir doch waren, als wir die Chance dazu hatten, ewiges Leben von Jesus geschenkt zu bekommen, sie aber nicht genutzt haben und stattdessen dem Nichtigen nachliefen, von dem am Ende nichts übrig blieb. Solchen Menschen wird es dann ergehen, wie es dem Philosophen Friedrich Nietzsche erging, der in der letzten Strophe seines vielleicht schönsten und gleichzeitig bittersten Gedichts schrieb:
"Die Krähen schrein /
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: /
Bald wird es schnein. – /
Weh dem, der keine Heimat hat."

Wohlstand und Reichtum nützen nichts

Wer heute die Länder Europas mit anderen Ländern der Welt vergleicht, wird feststellen, wie reich und wohlhabend wir sind. Doch bedeutet Reichtum und Wohlstand auch, dass wir Gott, den Schöpfer des Universums, nicht mehr brauchen? Im Gegenteil, wir brauchen ihn heute mehr denn je. Weil nur Gott und seine Gebote uns helfen können, diesen Reichtum auch richtig zu nutzen. Denn wer ist wirklich reich? Der, der sich auf Technik und Sicherheiten verlässt, die in gewissen Momenten des Lebens oft auf schreckliche Weise versagen und angesichts des Todes überhaupt keine Bedeutung mehr für jeden von uns haben? Oder der, der an Gott glaubt, von dem die Bibel sagt, dass er Derselbe ist gestern, heute und für alle Zeit? "Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, sie tappen dahin im Finstern. Darum wanken die Grundfesten der Erde." (Psalm 82,5) Ulrich Parzany schreibt in einem Artikel zu diesem Vers der Bibel: "Das ist wie der Kommentar der Bibel zur Gottvergessenheit unserer Gesellschaft und unserer Führungselite." Deshalb sagt uns Jesus, dass letztlich immer nur der reich und wohlhabend sein kann, dessen Reichtum "nicht die Motten und der Rost" verzehren (vgl. Mt 6,19). Oder wie es an einer anderen Stelle der Bibel heißt, dass nur der als reich bezeichnet werden kann, der einen "Schatz im Himmel" hat (Lk 12,33).

Was gibt uns Sicherheit?

Bis vor wenigen Jahren glaubten wir, dass wir als Europäer in den sichersten Ländern der Erde leben, die beste Gesundheitsfürsorge haben, über die größten und bestorganisiertesten Versicherungseinrichtungen verfügen und die am weitesten entwickelten Frühwarnsysteme beherrschen. Wir glaubten die sichersten Atomkraftwerke zu bauen, sauberes Wasser zu trinken, die am besten kontrollierten Nahrungsmittel zu genießen und über die sichersten Infrastrukturen zu verfügen. Inzwischen sind wir uns aber über all dem gar nicht mehr so sicher. Stattdessen holt uns heute die Angst ein, weil wir erkennen, wie unzuverlässig unsere scheinbare Sicherheit doch letztendlich ist. Denn die Sozialversicherungssysteme erweisen sich als nicht unbegrenzt belastbar. Die Wirtschaftsentwicklung wird immer abhängiger vom globalen Markt und die angeblich so sicheren Atomkraftwerke können zu gefährlichen Angriffszielen von Terroristen werden. Angefangen beim sauberen Trinkwasser, das nach einem Reaktorunfall verstrahlt würde, bis hin zur Bevölkerungsentwicklung, die sich unter dem Einfluss des demografischen Gefälles und dem Zuzug anderer Völker bereits radikal zu verändern begonnen hat, und den Finanz- und Wirtschaftssystemen, die nur allzu leicht aus dem Gleichgewicht geraten können: Alles ist unsicherer geworden und wird es auch noch weiter werden.

"Er hatte tiefes Mitleid mit den vielen Menschen, die zu ihm kamen, denn sie hatten große Sorgen und wussten nicht, wen sie um Hilfe bitten konnten. Sie waren wie Schafe ohne Hirten."
Die BIBEL, Matthäus 9,36

Altes Wissen – neu aktuell?

"Sie aßen und tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten (...) Und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohnes." (Mt 24,38-39) Wenn hier vom "Menschensohn" die Rede ist, so sollte man wissen, dass Jesus hier von sich selbst spricht. Ja, Jesus Christus wird wiederkommen. Doch diesmal nicht mehr als kleines Kind, sondern als Herr und  Richter der Welt, wie auch als Herrscher "in großer Macht und Herrlichkeit"! Davon spricht die Bibel an mehreren Stellen ganz eindeutig.

Von schrecklichen Ereignissen

Vorher allerdings, so wird es uns in den Prophezeiungen der Bibel (vgl. Mt 24,1-31) mehrfach gesagt, werden schreckliche Dinge geschehen; Erdbeben von noch nie da gewesenem Ausmaß in immer kürzeren Abständen, Aufruhr der Völker, Kriege und Hungersnöte, Abfall vom Glauben und religiöse Verführung. All das, so sagt uns die Bibel, wird kommen wie die "Wehen einer Frau vor der Geburt". Interessant ist in diesem Zusammehang auch, dass sehr viel von religiöser Verführung die Rede ist, die als besonderes Zeichen für diese Zeit vor dem Wiederkommen Jesu vorausgesagt wird. Viele von denen, die an Jesus Christus glauben und die Zeichen der Zeit erkennen, werden sie letztlich doch nicht erkennen und stattdessen danach suchen, "wonach ihnen die Ohren jucken", wie es wörtlich in der Bibel steht. Wir lesen: "Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre unerträglich finden und sich Lehrer nach ihrem Geschmack aussuchen, die sagen, was ihnen die Ohren kitzelt. Sie werden nicht mehr auf die Wahrheit hören, sondern sich fruchtlosen Spekulationen zuwenden." (2Tim 4,3-4; vgl. auch 2Thess 2,9-12) Jesus warnt, wenn er von dieser "letzten Zeit" spricht, ganz eindeutig vor dieser religiösen Verführung, die in großem Ausmaß kommen wird. Gemeint sind dabei nicht nur Geistesströmungen wie Esoterik und Sektiererei, sondern auch ganz reale Verführung unter Christen, wofür es bereits viele Beispiele gibt.

... und all das lässt Gott zu? Warum?

Ja, Gott lässt all das zu, damit Menschen an ihrem eigenen Tun erkennen, was wirklich in ihnen steckt. So wie Petrus, der vielleicht mutigste Schüler Jesu, seinen Herrn und Meister am Tag der Gefangennahme im Vorhof des Tempels verleugnen musste, um anschließend bitterlich darüber zu weinen und zu erkennen, was er getan hat. Denn anscheinend erkennen wir erst, nachdem wir die Bosheit begangen haben, wer wir wirklich sind. Wenn Freundschaften, die wir aufs Spiel gesetzt haben, zerbrochen sind, und Kinder, die wir vernachlässigt haben, kein Wort mehr mit uns sprechen. Wenn die Gesellschaft, in der wir in Frieden auf dem Fundament eines christlichen Wertesystems gelebt haben, sich unter unserem eigenen Egoismus zu einer ungerechten Gesellschaft verändert hat oder fremde Völker unseren Lebensstandard völlig verändern. Dann erst erkennen wir – vielleicht –, wer wir sind, aber sicher nicht jeder von uns. Ostern erinnert uns an den Kreuzestod und die Auferstehung Jesu, der auf diese Erde kam, um uns Menschen zu erlösen. Von unserer Selbstsucht, unserem Egoismus, unserer Gier, unserer Orientierungslosigkeit und unserem Leichtsinn, unserer Selbstgerechtigkeit und unserer Ohnmacht. Wer diese Erlösung annimmt und sein Leben danach ausrichtet, "dem müssen", so heißt es in der Bibel, "alle Dinge zum Besten dienen!" (Röm 8,28) Ist das nicht eine großartige Verheißung? Erst recht, wenn wir bedenken, dass sie tatsächlich für jeden von uns in Anspruch genommen werden kann, der sich Jesus Christus anvertraut und nach seinem Willen lebt.

Leidet Gott auch?

Ja. Gott liebt jeden einzelnen Menschen, aber er leidet auch an unserem Starrsinn, unserer Unbelehrbarkeit, unserem Hochmut und unserer Dummheit. Denn als Menschen sind wir mit einem freien Willen ausgestattet und können uns zu unserem Verderben damit auch gegen Gott entscheiden. Wir können unseren freien Willen auch dazu missbrauchen, das Leid dieser Welt noch zu vergrößern. Darunter leidet Gott, weil er nicht möchte, dass wir in unserer Selbstherrlichkeit und Dummheit uns und unsere Erde zugrunde richten.
Gott greift ein, rettet und hilft. Wenn er nicht immer wieder eingegriffen hätte, würde diese Welt vielleicht schon längst nicht mehr bestehen. Trotz all dem Spott und Hochmut, mit dem wir Gott antworten, hilft und rettet er uns, weil er weiß, wer wir sind, und dass wir dem, der zerstört, glauben, während wir Gott, der uns helfen und heilen will, verwerfen. Deshalb betete Jesus noch am Kreuz: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Der japanische Theologe Kazoh Kitamori schrieb 1946 – kurz nach den schrecklichen Erfahrungen des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki – sein Buch über den Schmerz Gottes. Es dauerte 30 Jahre, bis dieses Buch weltweit zur Kenntnis genommen wurde. Kazoh Kitamori schreibt: "Der Schmerz Gottes ist der vollkommenste Ausdruck der Liebe Gottes." Die Frage ist: Wie werden wir auf diese Liebe Gottes antworten?

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