01.04.2011

Leidet Gott auch?

Als Jesus vor rund 2000 Jahren auf dieser Erde war, wurde er von seinen Schülern einmal gefragt: "Was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?" (Mt. 24, 3) Darauf nannte Jesus Signale wie: "Religiöse Verführung, Kriege, Revolutionen, Hungersnöte, Erdbeben, Christenverfolgungen, eine ex­treme Zunahme der Verachtung von Recht und Gerechtigkeit." Doch Jesus nannte nicht nur diese Erkennungsmerkmale. Er sagte auch: "Seht zu und erschreckt nicht ... denn das ist noch nicht das Ende." All diese Schrecken, so sagte Jesus, sind erst der Anfang von einer ganzen Reihe von Ereignissen, die als Geburts­wehen einer neuen Welt angesehen werden müssen.

Spannende Fragen – neu gestellt

An dieser Stelle gilt es allerdings zu bedenken, dass Menschen nun schon seit 2000 Jahren immer wieder glaubten, dass diese Vorhersagen Jesu Wirklichkeit geworden waren. Das war mehrfach so in der Geschichte, ganz besonders rund um die Zeit des 2. Weltkrieges. Doch lässt sich davon ableiten, dass die vorhergesagten Ereignisse letztlich nie eintreten? Das wäre unlogisch. Vielleicht ist es viel spannender, wenn wir uns genauer anschauen, was Jesus als besondere Signale genannt hat. Eines davon ist die Zusammenführung der Juden aus allen Ländern der Erde im heutigen Staat Israel. Dieses Zeichen gab es zur Zeit des 2. Weltkrieges noch nicht. Inzwischen hat sich dieses Zeichen aber auf wundervolle Weise erfüllt. Ein anderes Zeichen ist die Verbreitung der christlichen Botschaft auf der ganzen Welt. Auch das hat es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch nicht gegeben. Doch nun gibt es sie – mittels Radio- und Fernsehwellen, über Satellit und andere neue Medien wie Handy und Internet.

Fragen über Fragen drängen sich auf

Die Frage bleibt also und wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt spannender: Werden auch diese Worte Jesu über die globalen Veränderungen der Welt sich erfüllen? Immerhin sagte Jesus ganz unmissverständlich: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!" (Mt. 24, 35) Das ist eine gewaltige Aussage. Können wir sie einfach übergehen? Wenn wir uns in diesem Artikel damit beschäftigen, ist das nur folgerichtig. Denn eines ist augenscheinlich: Spätestens seit dem 11. September 2001 überstürzen sich die Ereignisse – die alle von fast niemandem vorausgesehen wurden. Wir erleben in Europa seit nunmehr 65 Jahren eine Zeit des Friedens und des Wohlstands wie nie zuvor. Aber haben wir diese Zeit auch entsprechend genutzt? In wirtschaftlicher Hinsicht bestimmt. Aber sonst? So wurde sie z. B. nicht genutzt, um Gott, unserem Schöpfer, dafür zu danken und froh zu sein darüber, dass wir in dieser vielleicht einmaligen Zeitperiode leben. Im Gegenteil, je besser es den Menschen ging, desto unzufriedener wurden sie. Je sicherer wir lebten, desto verwegener und abartiger wurden unsere Ansprüche, die zu immer neuen Perversionen, Lügen und Täuschungen führten.

2000 Jahre alte Wegweiser – neu entdeckt

In der Bibel heißt es im Brief an die Römer: "Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Umkehr leitet?" (Röm. 2, 4) Darauf werden einige schon längst mit einem Ja geantwortet haben, indem sie die "Zeit der Gnade", wie die Zeitspanne von der Geburt Jesu bis heute in der Bibel bezeichnet wird, genutzt und ihr Leben Gott anvertraut haben. Doch wie viele können nicht mit diesem Ja antworten? Die "Zeit der Gnade" nutzen, heißt, sich Jesus Christus anzuvertrauen, an sein Wort zu glauben und danach zu handeln. Als Christen sollten wir das wissen. Doch wie viele tun es wirklich? Wo immer ein Mensch aber aus ganzem Herzen damit beginnt, Jesus zu vertrauen, wird für ihn Wirklichkeit, was wir in der Bibel im 1. Kapitel des Johannes-Evangeliums lesen: "Denen aber, die ihn (Jesus Christus) aufnahmen, gab er das Recht, Kinder Gottes zu sein." (Joh. 1, 12) Doch leider sind es viele, ja, zu viele, die die Zeit nicht genutzt haben. Ihnen könnte es ergehen, wie es der Philosoph Friedrich Nietzsche in der letzten Strophe seines vielleicht schönsten und gleichzeitig bittersten Gedichts zum Ausdruck brachte, als er schrieb: "Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein. –
Weh dem, der keine Heimat hat."

Wohlstand und Reichtum – neu gesehen

Wer Europa mit anderen Ländern der Welt vergleicht, wird feststellen, dass wir tatsächlich reich und wohlhabend sind. Doch bedeutet Reichtum und Wohlstand auch, dass wir Gott, den Schöpfer des Universums, nicht mehr brauchen? Viele haben diesen Schluss daraus gezogen, haben über Gott gespottet und sich auf Wissenschaft und Technik, Verstand und Organisation verlassen. Ihnen wird in diesen Tagen die Frage nach bleibenden Werten neu gestellt. Wer ist reich? Ist es der, der sich auf Technik und Sicherheiten verlässt, die in manchen Momenten des Lebens auf schreckliche Weise versagen? Oder der, der an Gott glaubt, von dem die Bibel sagt, dass er der Gleiche ist gestern, heute und für alle Zeit? "Aber diese fürchterlichen Naturkatastrophen" – so wird mancher vielleicht sagen – "wie kann Gott das alles zulassen? All dieses Unheil, die Not und das Leid der Menschen! Wie kann man angesichts dieser Katastrophen überhaupt noch an Gott glauben?" Aber Gott ist da, ob wir das wollen oder nicht. Wir können Gott für tot erklären, doch das nützt nichts. Der Gott der Bibel regiert das Universum und handelt auch in der Geschichte der Menschen.

Vielleicht muss Gott manchmal auch etwas zulassen, damit wir aufwachen?

Ist es nicht eigentlich beschämend, dass wir oft erst durch solche Ereignisse beginnen, nach Gott zu fragen? Wenn wir erkennen, dass ein einziger Tsunami reicht, um die höchste Kunst der Technik in Schutt und Asche zu legen? "Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, sie tappen dahin im Finstern. Darum wanken die Grundfesten der Erde." (Psalm 82, 5) So lesen wir es in der Bibel. Ulrich Parzany, der Initiator der "ProChrist" - Veranstaltungen, schreibt dazu in einem Artikel: "Das ist der Kommentar der Bibel zur Gottvergessenheit unserer Gesellschaft und unserer Führungs­elite." Wer die Ereignisse der letzten Jahre verfolgt hat, dem wird es nicht schwer gefallen sein, zu erkennen, dass nicht der wohlhabend ist, der am 11. September 2001 im World Trade Center in New York saß und als Direktor über viel Macht verfügte, denn innerhalb von Minuten änderte sich alles. Reich und wohlhabend sind auch nicht die Menschen, die in den Gebieten leben, über die nun ein Tsunami wie eine Urgewalt hereinbrach und in kürzester Zeit alles unter sich begrub. Ob in Indonesien, wo am 26. Dezember 2004 mehr als 231.000 Menschen starben, oder nun in Japan, wo man mit 18.000 Toten rechnet. An solchen Beispielen erkennen wir, dass wohlhabend und reich am Ende immer nur der sein kann, dessen Reichtum, wie Jesus sagt, "nicht die Motten und der Rost" (Mt. 6, 19) verzehren. Oder wie es an einer anderen Stelle heißt, wo Jesus sagt, dass nur der als reich bezeichnet werden kann, der einen "Schatz im Himmel" hat. (Lk. 12, 33)

Gewachsene Strukturen – geraten sie ins Wanken?

Viele stellen sich jetzt wieder grundlegende Fragen wie: Was gibt unserem Leben wirklich Sicherheit? Leben wir als Europäer nicht in den sichersten Ländern der Erde? Haben wir nicht die beste Gesundheitsfürsorge? Die größten und bestorganisierten Versicherungseinrichtungen? Die am weitesten entwickelten Frühwarnsysteme? Die sichersten Atomkraftwerke? Eine zivilisierte Bevölkerung, sauberes Wasser, die am besten kontrollierten Nahrungsmittel und die sichersten Infra­strukturen? Doch, all das haben wir – und dennoch hat uns Unsicherheit befallen. Es scheint, als würden wir anfangen zu begreifen, was wir an Sicherheit, Verlässlichkeit und Ordnung tatsächlich haben – nämlich sehr wenig. Wenn es darauf ankommt, vielleicht gar nichts. Denn selbst ohne Katastrophen ist vielen bereits bewusst geworden, wie brüchig unsere relativen Sicherheiten sind. Die Sozialversicherungssysteme erweisen sich als nicht unbegrenzt belastbar. Die Wirtschaftsentwicklung wird immer abhängiger von globalen Ereignissen. Die angeblich so sicheren Atomkraftwerke – was bringen sie, wenn nicht nur die Folgen eines Erdbebens, sondern auch menschliches Versagen, ein Anschlag oder ein längerer Stromausfall sie explodieren lassen können? Die Aufzählung könnte noch lange fortgesetzt werden. Angefangen beim sauberen Trinkwasser, das nach einem Reaktor­unfall verstrahlt werden würde, der zivilisierten Bevölkerung, die sich unter dem Einfluss des demografischen Gefälles und dem Zuzug anderer Völker verändert, bis hin zu den Finanz- und Wirtschaftssystemen, die nur allzu leicht aus dem Gleichgewicht geraten, wie die letzten Ereignisse rund um die Bankenkrise von 2009 uns gezeigt haben.  

Altes Wissen – ganz neu aktuell?

In Zeiten wie diesen werden Erinnerungen wach. Uraltes Wissen wird neu entdeckt – erhält plötzlich eine ganz neue Bedeutung und Aktualität. Plötzlich lesen wir in den Zeitungen Begriffe der Bibel wie "Apokalypse" oder "Ereignisse von apokalyptischen Ausmaßen". Das zeigt, wie aktuell die Bibel ist, denn sie hilft, das Unbeschreibbare zu beschreiben. Doch verstehen wir diese Begriffe heute überhaupt noch? Verstehen wir sie richtig? Wir wissen, dass Jesus einmal sagte: "Sie aßen und tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten (...) Und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin – , so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohnes." (Mt. 24, 38-39) Wenn hier vom "Menschensohn" die Rede ist, so weiß jeder, der die Bibel kennt, dass Jesus hier von sich selbst spricht, denn er hat öfter so von sich gesprochen. Deshalb ist auch in diesem Text niemand anderer gemeint als Jesus Christus, der wiederkommen wird. Dann jedoch als Richter und Herrscher "in großer Macht und Herrlichkeit"! Davon spricht die Bibel an mehreren Stellen ganz eindeutig.

Von schrecklichen Ereignissen

Vorher allerdings, so wird uns in den Prophezeiungen der Bibel (vgl. Mt. 24, 1-31) mehrfach gesagt, werden schreckliche Dinge geschehen; Erdbeben von noch nie da gewesenem Ausmaß, in immer kürzeren Abständen, desgleichen Aufruhr der Völker, Kriege und Hungersnöte, Abfall vom Glauben und religiöse Verführung. All das, so sagt uns die Bibel, wird kommen wie die "Wehen einer Frau bei der Geburt". Interessant ist allerdings, dass gerade auch religiöse Verführung als besonderes Zeichen für diese Zeit vorausgesagt wird. Eigentlich müsste es doch so sein, dass Menschen, die Jesus Christus kennen, in solchen Zeiten noch enger zusammenrücken und auch zusammenhalten. Doch die Bibel spricht von einer Zeit, in der – auch unter Christen – einer den anderen verraten und verleumden wird. Damit wird klar, dass selbst viele von denen, die an Jesus Christus glauben und die Zeichen der Zeit eigentlich kennen müssten, sie nicht erkennen werden und stattdessen suchen, "wonach ihnen die Ohren jucken". Wörtlich heißt es an dieser Stelle der Bibel: "Es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht leiden werden; sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, wonach ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu den Fabeln kehren."
(2. Tim 4, 3-4; vgl. 2. Thess. 2, 9-12).
Jesus warnt, wenn er von dieser "letzten Zeit" spricht, eindeutig vor religiöser Verführung, die in großem Ausmaß kommen wird. Gemeint sind dabei nicht nur Geistesströmungen wie Esoterik und Sektierertum, sondern auch ganz reale Verführung unter Christen, wie bereits viele Beispiele zeigen.  

... und all das lässt Gott zu?

Ja, Gott lässt all das zu, damit Menschen an ihrem eigenen Tun erkennen, was wirklich in ihnen steckt. So wie Petrus, der vielleicht mutigste Schüler Jesu, seinen Herrn und Meister am Tag der Gefangennahme im Vorhof des Tempels verleugnen musste, um anschließend, als ihm bewusst wurde, was er getan hatte, bitterlich darüber zu weinen. Anscheinend erkennen wir erst, nachdem wir die Bosheit begangen haben, wer wir wirklich sind. Wenn die Freundschaften, die wir aufs Spiel gesetzt haben, zerbrochen sind, und die Kinder, die wir vernachlässigt haben, kein Wort mehr mit uns sprechen. Wenn die Gesellschaft, in der wir in Frieden auf dem Fundament eines christlichen Wertesystems gelebt haben, sich unter unserem eigenen Egoismus zu einer ungerechten Gesellschaft verändert hat. Dann erst erkennen wir – vielleicht – aber sicher nicht jeder von uns.

... doch all das müsste längst nicht mehr sein

Die Christenheit feiert jedes Jahr Ostern. Dieses Fest erinnert uns an den Kreuzestod und die Auferstehung Jesu. Von Jesus lesen wir in der Bibel, dass er auf diese Erde gekommen ist, um uns Menschen zu erlösen. Von unserer Selbstsucht, unserem Egoismus, unserer Gier, unserer Orientierungslosigkeit und unserem Leichtsinn, unserer Selbstgerechtigkeit und unserer Ohnmacht. Wer diese Erlösung annimmt und sein Leben danach ausrichtet, "dem müssen", so heißt es in der Bibel, "alle Dinge zum Besten dienen!" (Röm. 8, 28) Ist das nicht eine großartige Verheißung? Erst recht, da sie tatsächlich jeder in Anspruch nehmen kann, der sich Jesus Christus anvertraut und nach seinem Willen lebt.

... doch Achtung – eine Gefahr darf dabei nicht übersehen werden

Jesus hat an mehreren Stellen der Bibel davor gewarnt: Es ist die Gefahr des Pharisäismus. Jesus Christus und die Pharisäer, so lernen wir es bereits in der Schule, das ist wie Tag und Nacht, wie echt und unecht, Original und Fälschung. Warum aber warnte Jesus so sehr vor dem Pharisäer? Weil die Haltung des Pharisäers aus einem christlichen Menschen einen selbstgerechten, verlogenen und vom Widersacher Gottes verführten Menschen machen kann, der "Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt". (Mt. 23, 34) Dieser Menschentypus wäre aufgrund der Warnungen Jesu im Grunde leicht zu erkennen, wird aber dennoch oft übersehen. Vielleicht hat Jesus deshalb so eindringlich davor gewarnt, weil diese Haltung das gefährlichste ist, was einem Christen begegnen kann.

Das bringt uns zu der Frage: Leidet Gott auch?

Ja. Gott liebt jeden einzelnen Menschen. Aber er leidet auch an unserem Starrsinn, unserer Unbelehrbarkeit, unserem Hochmut und unserer Dummheit. Denn als Menschen sind wir mit einem freien Willen geschaffen und können diesen auch gegen Gottes Willen einsetzen. Wo immer wir unseren freien Willen aber dazu missbrauchen, so zu handeln, dass das Leid dieser Welt noch größer wird, leidet auch Gott darunter. Stellen wir uns doch vor, wie viel Leid in jeder Sekunde auf dieser Welt geschieht. Tag für Tag sterben mehr als 25.000 Kinder unter 5 Jahren an den Folgen von Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten. Ganz zu schweigen von dem Unrecht, das Frauen und Kindern in Ländern der dritten Welt tagtäglich angetan wird. In Kriegen und Unterdrückung. Es sind immer wieder Menschen, die dazu beitragen, dass das Leid und die Not in unserer Welt noch größer wird.

Warum gibt es so viel Leid, Not und Elend in dieser Welt?

Der Apostel Paulus sagt dazu, dass der Widersacher Gottes, der Teufel, dafür verantwortlich ist. Dass alles, was es an Schlechtem und Bösen gibt, alle Krankheit, alles Leid und der Tod letztlich Folgen der Herrschaft dieses Widersachers Gottes sind. (vgl. 2. Kor. 4, 4) Wenn Gott nicht immer wieder eingegriffen hätte, würde diese Welt vielleicht schon längst nicht mehr bestehen. Gott greift ein, rettet und hilft. Trotz all dem Spott und Hochmut, mit dem wir darauf antworten. Gott hilft und rettet, weil er weiß, wer wir sind, und dass wir dem, der zerstört, glauben, während wir Gott, der uns helfen und heilen will, verwerfen. ... deshalb sandte er Jesus Christus, seinen Sohn, auf diese Erde Ulrich Parzany erzählt: "Ich war in einem muslimischen Haus in Jerusalem eingeladen. Die Dame des Hauses wollte mit mir über den christlichen Glauben sprechen. Sie war sehr gebildet und interessiert. Ich werde nicht vergessen, wie sie sagte: "Ich verstehe nicht, dass Sie als Christen den gekreuzigten Jesus in die Mitte Ihres Glaubens stellen. Mir tut es körperlich weh, wenn ich das Kreuz sehe." Er schreibt dazu: "Diese Frau zeigte sich entsetzt und meinte, dass sie an diesen Gott nicht glauben könne." So sagen es viele. Doch die Wahrheit ist eine andere. Denn der Gott der Bibel ist ein Gott, der an dieser Welt leidet, der sich in seinem Sohn Jesus Christus für die Sünde der Welt sogar kreuzigen lässt und wenige Minuten vor seinem qualvollen Tod noch für seine Feinde betet, indem er mit letzter Kraft zu seinem Vater im Himmel schreit: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Ja, sie wissen tatsächlich nicht, was sie tun. So war es einst. So ist es heute. Aber die Pharisäer von einst und heute hätten es zumindest wissen müssen. Doch sie ließen Jesus kreuzigen, weil sie letztlich nur sich selbst verwirklichen wollten. Ihnen ging es nicht um den Glauben, ihnen ging es um ihr eigenes Ich, mit dem sie möglichst gut dastehen wollten. Das ist so bis heute. Als Jesus am Tag vor seiner Kreuzigung mit einem roten Mantel vor den Soldaten stand, drückten sie ihm eine Krone aus Dornen auf sein Haupt und verspotteten ihn. Sie bespuckten und schlugen ihn. Dabei kannten sie Jesus nicht einmal. Sie taten es, weil die Pharisäer und Schriftgelehrten es für richtig hielten und weil das blinde Volk immer wieder schrie: "Kreuzige ihn!"   Aber zeigt uns dieser biblische Bericht nicht das wahre Gesicht des Menschen? Dieses Gesicht hat sich bis heute nicht verändert. Selbst Menschen mit hohen Idealen sind zu allem fähig, das sehen wir gerade heute wieder. Sie müssen nur mit Lügen und Täuschungen dazu verführt werden. Im Ereignis des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz wird uns dieser Spiegel vorgehalten. Doch können wir davon ausgehen, dass die Pharisäer von heute sich darin erkennen? Sie erkennen sich nicht. Sie erkannten sich auch damals nicht. Was diese Menschen wollen, ist Bestätigung und Anerkennung. Wenn diese Christen heute die Gebote Gottes mit Füßen treten, ist das alles keine Sünde mehr, denn sie erfinden entschuldigende Gründe dafür. Am liebsten möchten sie sogar darin akzeptiert und gelobt werden. Wer will schon die Wahrheit hören? Die Wahrheit über sich selbst wollen die meisten nicht hören. Deshalb hält uns die Bibel diesen Spiegel vor, in den ein Pharisäer allerdings nicht schaut, denn dann müsste er etwas an sich verändern – und das will er nicht.

Der Schmerz Gottes

Der japanische Theologe Kazoh Kitamori schrieb 1946 – also kurz nach den schrecklichen Erfahrungen mit den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki – sein Buch über den Schmerz Gottes. Es dauerte 30 Jahre, bis dieses Buch weltweit und auch in Deutschland zur Kenntnis genommen wurde. Kazoh Kitamori schreibt: "Der Schmerz Gottes ist der vollkommenste Ausdruck der Liebe Gottes." Sünde bedeutet immer Trennung von Gott. Diese Trennung verursacht Schmerzen, bei uns Menschen – und auch bei Gott, der uns geschaffen hat und der uns über alles liebt. Wenn schon Eltern aus Liebe zu ihren Kindern Schmerz verspüren, sobald ein Kind sie verachtet und sich von ihnen trennt, um wie viel mehr muss Gott, der die Liebe ist, dabei Schmerz empfinden! Liebe macht verletzlich. Das weiß jeder, der liebt.

Doch wie gehen wir Menschen mit dieser Liebe Gottes um?

1856 fanden Archäologen in Rom die Reste einer Ausbildungsstätte für Sklaven am Hof des Kaisers. An den Mauern fand man Wandkritzeleien. Eine zeigt einen menschlichen Körper mit einem Eselskopf, der am Kreuz hängt. Daneben ein Junge mit erhobenen Händen, darunter in den Putz gekritzelt: "Alexamenos betet seinen Gott an!" Das ist der pure Spott über die Liebe Gottes zu uns Menschen. Doch machen wir in Europa, in den Ortschaften unseres ERF Sendegebietes, es anders? Danken wir Gott für seine Liebe, die er durch den Kreuzestod seines Sohnes Jesus Christus für uns gezeigt hat? Leben wir als Christen auch danach? Vielleicht wäre es gut, wenn viele sich da nicht zu sicher wären. Denn die allerwenigsten leben danach. Während die einen den gekreuzigten Jesus verspotten, nennen andere sich Christen und bleiben doch selbstgerecht wie die Pharisäer. Aber es gibt noch eine Gruppe von Menschen, und die betet mit dem Liederdichter Paul Gerhardt den Text aus dem Lied "Oh Haupt voll Blut und Wunden": "Nun, was du, Herr, erduldet, ist alles meine Last; ich hab es selbst verschuldest, was du getragen hast. Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat. Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad." Ist dies vielleicht die angemessene Form auf die Liebe Gottes zu antworten? Wahre Christen aller Zeiten empfanden es so und machten daraus ein Gebet. Ein solches Gebet könnte heute vielleicht lauten: "Jesus, ich danke dir, dass du mich so sehr liebst. Ich habe deine Einladung gehört und ich öffne dir mein Leben. Ich bekenne dir meine Sünden und bitte dich um Vergebung. Ich danke dir, dass du am Kreuz für mich gestorben bist und dass du mir alle meine Sünden vergeben hast. Mein ganzes Leben soll dir gehören. Dir will ich vertrauen. Dir will ich folgen. Du bist der Herr. Zeige mir deinen Weg. Ich danke dir, dass du mich angenommen hast. Amen."

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