01.10.2009

Miteinander reden – nur wie?

Wer die Presse verfolgt, wird es gemerkt haben. Es vergeht kaum ein Monat ohne einen Amoklauf oder eine andere schockierende Gewalttat von Jugendlichen. Wie jener Vorfall im September 2009 in Deutschland, bei dem der 15-jährige Sascha auf seine Mutter losging und sie verdrosch, bis ihr die Polizei zu Hilfe kam. Sascha wurde festgenommen – nicht ohne dass einer der Polizisten verletzt wurde und Sascha, der sich massiv zur Wehr setzte, eine Platzwunde davontrug. Wenige Wochen vor diesem Vorfall prügelten zwei Jugendliche einen Mann zu Tode, nur weil er einigen Kindern geholfen hatte, die von den beiden Jugendlichen in der S-Bahn angegriffen worden waren. Nach solchen Gewalttaten fragen wir uns, wie es dazu kommen konnte. Ist es tatsächlich so, dass jeder, der in seiner Familie Gewalt erlebt, immer wieder geneigt sein wird, seine eigenen Probleme mit Schlägen oder Tritten zu lösen? Oder steckt das Problem tiefer?

Bessere Bildung – ein Ausweg?

Wer sich die Statistik ansieht, stellt fest, dass viele jugendliche Straftäter die Schule ohne Abschluss verlassen hatten. Sie schlittern in die Arbeitslosigkeit, fühlen sich ausgegrenzt und leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl. Daher sind Pädagogen und Psychologen der Ansicht, ein höheres Bildungsniveau sei der Schlüssel, um den Kreislauf von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu durchbrechen. Doch eine solche Förderung müsste früh anfangen. Manchmal freilich würde es schon helfen,, einem dieser Kinder vor der Schule ein ordentliches Frühstück zu machen. Denn ob man es glaubt oder nicht; es gibt Kinder, die mit knurrendem Magen in die Schule kommen, weil zuhause niemand dafür sorgt oder darauf achtet, dass das Kind ein ordentliches Frühstück zu sich nimmt.

Kommunikation in der Familie

In solchen Familien ist auch die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern nicht mehr gegeben. Anstatt miteinander zu reden und Konflikte gemeinsam auszutragen, sitzen viele Kinder oder Jugendliche Tag für Tag vor dem Fernseher oder „hängen im Netz“.

Gefangen im virtuellen Netz

Das ist heute eine der größten Gefahren für Jugendliche. Denn wo sich Menschen früher in der  „realen Welt“ begegneten und sich unterhielten, geschieht das heute im Internet. Dort finden sie Online-Rollenspiele, Communities, Liebesbeziehungen – doch all das, ohne den Kommunikationspartner je in Wirklichkeit gesehen zu haben. Wenn ein 16-Jähriger oder eine 16-Jährige aus der Schule kommt, geht er/sie als erstes in sein/ihr Zimmer und schaltet den Computer ein. Dann wird mit Freunden „gechattet“ oder es werden Songs heruntergeladen. Was ihre Kinder im Internet alles anstellen, davon erfahren Eltern in der Regel nichts.

Jugend bleibt ohne Korrektiv

Das ist ein großes Problem, denn nicht nur, dass kaum noch  miteinander geredet wird, es fehlt vor allem das Korrektiv. Kinder müssen sich an den Meinungen der Eltern reiben, müssen sich mit ihnen streiten dürfen – und können so daran wachsen. Das jedoch geschieht kaum noch, weil vielen Eltern die Welt des Internets so fremd ist, dass sie gar nicht mehr mitreden können. Nadine ist 14 Jahre alt. Manchmal ist sie schon vor Schulbeginn online, um mit den Freundinnen zu chatten oder Filme auf YouTube anzusehen. Nachmittags sitzt sie am Computer, um nach Informationen für ihre Hausaufgaben zu suchen. Ihren letzten Freund hat sie über 's Internet kennengelernt. Das war vor drei Wochen. Jetzt hat sie Schluss gemacht – per E-Mail und ohne den Jungen je gesehen zu haben. Wieder ist es so, dass weder Vater noch Mutter wissen, was ihre Tochter vielleicht zutiefst bewegte. Die Kinder leben heute in ihren digitalen Welten, zu denen Eltern meistens keinen Zugang mehr haben. Aufmerksam werden sie oft erst, wenn es zu Auswüchsen kommt – wenn die schulischen Leistungen nachlassen oder die Kinder verhaltensauffällig werden. Hinter so einer Verhaltensauffäligkeit kann ein Problem stecken; z. B. können Kinder im Internet an mysteriöse Gestalten geraten, die mit verführerischen und unseriösen Angeboten locken.

Gefahren des Internets

Die Gefahren dieser Parallelwelt, in der sich Jugendliche bewegen, beschreibt der Jugendforscher Axel Dammler im Buch „Verloren im Netz – Macht das Internet unsere Kinder süchtig?“ Nicht das Internet sei das Problem, so schreibt er, sondern die Erwachsenen, weil sie sich weigern, ihren Kindern die Reibungsfläche und das notwendige Korrektiv zu bieten, das sie so dringend bräuchten. In ihren Internetprofilen geben Jugendliche zudem oft Informationen über sich preis, die sie im realen Leben höchstens den engsten Freunden enthüllen würden. Diese zunehmende „Entblößung“ im Netz kann fatale Folgen für die Betroffenen haben. Wie eine Studie des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater ergab, überprüfen 70 Prozent der Personalexperten die Bewerber um eine Stelle vorab online. In der konkreten Umfrage kam heraus, dass 57 Prozent der Kandidaten aufgrund negativ bewerteter Suchergebnisse nicht mehr berücksichtigt wurden. 22 Prozent aller weiblichen und 18 Prozent der männlichen Teenager haben laut Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien schon einmal freizügige Fotos von sich ins Internet gestellt. Doch auch hier gilt: Wer den Kontakt zur jugendlichen Welt nicht verlieren will, muss informiert sein, muss sich die digitale Welt erobern, damit er mitreden kann. Wie soll Kommunikation in einer Familie gelingen, wenn die Generationen sich auf einem so wichtigen Gebiet, wie es das Internet für Jugendliche heute nun mal ist, nichts mehr „zu sagen“ haben?

Kommunikation in der Familie geht verloren

Denn während das Internet im Leben von Kindern und Jugendlichen eine immer größere Rolle spielt, steht auf der anderen Seite eine Generation „digitaler Analphabeten“, die oft nicht versteht, wovon der Jugendliche spricht. Das ist tödlich für die Kommunikation in der Familie. Eine Gymnasiallehrerin sagte kürzlich: „Man gewinnt den Eindruck, dass viele Jugendliche ihre Hauptlebenszeit heute im Netz verbringen“. Das führe zu einer Verschlechterung des Schriftbildes, in der Kommunikation werden nur noch Abkürzungen benutzt und Wortenden einfach weggelassen. Dieses verstümmelte Deutsch ist heute in jeder Form der Kommunikation anzutreffen, ob im SMS, im Internet-Chat oder im Gespräch. Hausarbeiten werden zudem oft komplett aus Internetquellen abgeschrieben. „Wenn ich sie darauf anspreche“, so die Lehrerin weiter, „fehlt den Schülern oft jegliches Unrechtsbewusstsein.“ Doch es ist nicht nur das Internet, das uns daran hindert zu lernen, vernünftig miteinander zu reden. Oft sind wir es auch selbst.

Wie geht's? Wie steht's?

Diese Frage wird gern und oft gestellt. Doch erleben wir auch, dass jemand zuhören kann und daran interessiert ist, wie es dem anderen geht? Stattdessen benutzen die meisten diese Fragen nur als Sprungbrett für das, was sie selbst sagen möchten. Es gibt nun mal eine Menge Menschen, die gar nicht zuhören, sondern nur eine Gelegenheit suchen, um von sich selbst zu erzählen. Sie haken ein, wo sie von ihren Erfahrungen und Beobachtungen berichten können. Andere wiederum sind so erfüllt von Gedanken, Bildern und Beispielen, dass sie keinen Platz mehr dafür haben, was andere ihnen sagen.

Willst du mich wirklich verstehen?

Wirklich verstehen wollen heute nur noch die Allerwenigsten. Manchmal würde das nämlich bedeuten, dass wir nachfragen, was der andere gemeint hat. Doch lieber sagen wir, was wir selbst wissen, anstatt zu fragen: Wie meintest du das jetzt? Habe ich dich richtig verstanden? Viele möchten eine solche Frage schon allein deshalb nicht stellen, weil sie befürchten, dass sie dann für „dumm“ gehalten werden. Doch diese Frage ist oft die einzige Möglichkeit, wirklich zu verstehen, was der andere meint. Wie kann ich die Gedanken eines anderen erfahren und nachvollziehen, wenn ich ihm nicht zuhöre, ihn nicht verstehe und deshalb auch nicht in den Dialog mit ihm eintreten kann? Kommunikationsübungen bestehen häufig darin, dass in einem Gespräch der eine das vom andern Gesagte wiederholt, um sicherzugehen, dass er's verstanden hat. Wer das einmal ausprobiert, wird sofort merken, dass wir das Gesagte oft ganz anders auffassen, als der andere es gemeint hat. Das gilt natürlich vor allem für Streitsituationen.

Christen können's nicht immer besser,
doch sie haben es besser

Wenn Christen einander zuhören, beim anderen nachfragen, ob sie wohl richtig verstanden haben, dann tun sie das, was von ihnen als Christen erwartet wird. Sie üben sich darin, höflich zu sein, rücksichtsvoll und ehrlich. Sie täuschen nicht, sondern bemühen sich, den anderen zu verstehen, ihm vielleicht auch zu helfen. Das ist von einem Menschen, der als entschiedener Christ lebt, nämlich gefordert – und genau das ist auch der Ausweg aus der Kommunikationskrise, in der wir uns heute befinden. Wer auch im Bereich der Kommunikation als Christ lebt, löst dadurch nicht nur ein fundamentales Problem unserer Zeit, sondern trägt auch viel zu seiner eigenen Gesundheit bei.

Christen leben gesünder

Denn dadurch dass Christen, wenn sie tatsächlich als Christen leben, rücksichtsvoll mit anderen umgehen, leben sie auch psychisch gesünder als der Durchschnitt. Menschen, die an einen gütigen Gott glauben, sind zudem auch bei der Bewältigung von Lebenskrisen und Stress-Situationen besser dran. Deshalb wundert es auch nicht, wenn Christen laut Umfragen seltener psychisch krank werden und für psychosomatische Krankheiten weniger anfällig sind. Selbst wenn Christen, die ihr Leben in wahrhaft christlicher Haltung leben, krank werden, haben sie es besser als andere. Denn sie haben in ihrem Kranksein den liebenden Gott, dem sie vertrauen, was auf ihren Heilungsprozess oft einen enorm positiven Einfluss hat. Ganz im Gegensatz zu den Annahmen einiger berühmter Psychologen des vorigen Jahrhunderts, die den christlichen Glauben als etwas abtaten, was den Menschen nur behindere, zeigen aktuelle wissenschaftliche Studien, dass der christliche Glaube sehr positive Auswirkungen auf unser Leben hat. Christen sind insgesamt weniger ängstlich und depressiv, haben mehr Freude am Sex, ihre Ehen und Familien erweisen sich meist als gesünder und halten dem Stress des Alltags oft besser stand als andere Familien und Ehen. Hinzu kommt, dass Christen, statistisch gesehen, weniger trinken und rauchen, seltener Drogen zu sich nehmen und schon rein körperlich deswegen fitter sind als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Doch das Beste kommt noch!

Ein gesunder Glaube ist nicht nur für Ehe und Familie sondern auch für jeden einzelnen eine große Chance. Wer nämlich mit Blick auf die Ewigkeit mit Gott lebt, wird so manches, was anderen unerträglich erscheint, viel leichter. Denn Christen wissen: Das Beste kommt noch – und daraus schöpfen sie Kraft und Freude.

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