01.07.2014

Pssst, hier geht's um Lärm

In Kitas und Kindergärten kann es manchmal fürchterlich laut werden. Daran denken Erwachsene oft nicht. Vor allem dass Kinder in diesen Einrichtungen oft den ganzen Tag lang einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt sind. Da kann es dann schon vorkommen, dass ein Kind aufgrund einer solchen Überbelastung mit  Unruhe, Nervosität, Angst und Stress reagiert oder vielleicht gar mit einer handfesten körperlichen Krankheit. Nur – wer würde in einem solchen Fall an einen zu hohen Geräuschpegel als Ursache für die Krankheit denken? Wohl kaum jemand. Doch Kinderärzte warnen bereits vor den Folgen von Lärm-Stress für unsere Kinder. Denn das Hören können wir nun mal nicht abschalten; selbst im Schlaf nehmen wir die Geräusche aus unserer Umgebung noch wahr. Das betrifft auch Kinder. Wahrscheinlich sogar noch stärker als Erwachsene, vor allem wenn sie sensibel auf Lärm reagieren. Dann ist es wichtig, dass Erwachsene dafür Verständnis zeigen. Denn unsere Augen können wir schließen, wenn wir etwas nicht sehen möchten; die Ohren hingegen bleiben immer auf Empfang. Wirklich zur Ruhe kommen kann ein Kind nur dann, wenn es nicht ständig von Lärm umgeben ist und einmal nicht aus allen Richtungen Summen, Piepsen, Geschrei oder gar Streit hören muss.

Belastungen in Kitas und Kindergärten

Selbst dann ist das "Abschalten-Können" noch immer ein Problem. Stille wird nämlich auch von Kindern oft als etwas Bedrohliches empfunden und ist nicht selten mit einem Gefühl von Einsamkeit verbunden, das sich nicht leicht ertragen lässt. Für andere ist Stille vielleicht auch einfach nur langweilig, so als würden sie selbst nicht mehr aktiv leben. Auch das gibt es.

"Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest."
Robert Koch (1843 - 1910), deutscher Mediziner und Mikrobiologe, Wegbereiter der Infektionslehre

Lärm ist jedenfalls einer der größten und gefährlichsten Belastungsfaktoren in Kitas und Kindergärten. Kein Wunder, denn meistens ist es in diesen Einrichtungen sehr viel lauter, als es der gesetzliche Arbeitsschutz für geistiges Arbeiten erlaubt. Stellen Sie sich vor, Sie müssten an einer belebten Hauptstraße ständig und zwar mehrere Stunden am Tag geistig arbeiten. Selbst wenn sie 'nur' Memory mit ihrem Kind spielen, ihm etwas vorlesen oder ein Gespräch mit ihm führen möchten; in der Nähe einer viel befahrenen Straße wäre das sicher recht schwierig. Doch genau dieser Geräuschpegel – und manchmal sogar noch viel lauter – entspricht Statistiken zufolge dem Geräuschpegel in einer Schule, einem Kindergarten oder in den Kitas, von denen heute jeder meint, dass es noch mehr davon bräuchte. Phasenweise steigert sich der Geräuschpegel in Kindergärten und Kitas bis ins Unerträgliche.

Schreien – um gehört zu werden

Es ist leider eine Tatsache, dass Kinder heute durch verschiedene Umstände förmlich dazu 'erzogen' werden, dass sie schreien müssten, um sich zu verständigen. Das fängt in den Kitas an und geht bis hinauf in das Erwachsenenalter.

"In der Stille kommt der Mensch zu sich selbst und damit zu seinem größten Problem."
Blaise Pascal (1623 - 1662), französischer Mathematiker, Dichter und Philosoph

Dass wir uns richtig verstehen: Kinder müssen sich austoben können, schreien und sich auch laut und selbstbewusst einbringen dürfen. Das alles ist selbstverständlich. Kritisch wird es jedoch dann, wenn der Lärm und die dauernde Geräuschbelastung aus ganz anderen Ursachen stammt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass wir uns in einer Zeit ständiger Reizüberflutung auch als Eltern darüber Gedanken machen, was hier noch natürlich ist und was nicht mehr. Ein solches 'Lärmbewusstsein' gehört heute genauso zur Verantwortung von Eltern wie eine gesunde, ausgewogene Ernährung oder die Vermittlung von Werten im Rahmen der Kindererziehung. Auch Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Kindergarten-Päda­goginnen und -pädagogen sollten über diese Herausforderung Bescheid wissen.

Bescheid wissen – und Maßnahmen setzen

In all diesen Dingen ist es wichtig, dass wir nicht immer nur die althergebrachten Muster und Vorstellungen weitertragen, sondern uns mit den neuen Anforderungen auseinandersetzen. Dass wir sensibel werden, wenn Kinder mit Krankheit reagieren, und daran denken, dass es eine Folge der Überbelastung durch ständige Lärmbelastung sein könnte. Oft geht es auch darum, Maßnahmen zu ergreifen, um den unerwünschten und störenden Anteil des Kindergarten- und Schullärms in irgendeiner Weise zu reduzieren und dafür die Initiative zu ergreifen. Dadurch verringert sich möglicherweise nicht nur die Krankheitsanfälligkeit eines Kindes; oft steigen dadurch auch seine Entwicklungs- und Lernchancen. Denn wo viel Lärm ist, wie das in Kitas und Kindergärten sehr oft der Fall ist, werden automatisch alle Beteiligten immer lauter – und im Lauf des Tages auch immer lärmempfindlicher. Gegen den Lärm anzusprechen und sich gleichzeitig auf Inhalte zu konzentrieren, strengt an. Davon können Lehrer ein Lied singen. Die Folge ist, dass Kinder und Erwachsene beginnen, fahrig zu reagieren und nicht selten gereizt und unsensibel werden. Was sich wiederum auf den Umgang miteinander auswirkt, der dann immer schwieriger wird, was letztlich zu Stress und Erschöpfung, Unlust, Ärger und Unzufriedenheit führt, in vereinzelten Fälle sogar zu tatsächlichen Hörschäden, Tinnitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

"Das Lärmen und Schreien unserer Welt ist ein Zeichen ihrer Gottesferne. Sie betäubt sich darin. "
Alex Nussbaumer (* 1950), Theologe und Buchautor

Schlechte Lernvoraussetzungen

Das alles sind natürlich schlechte Lernvoraussetzungen. Denn sogenannte "Stör- und Nutz­signale" müssen vom Kind selektiert und unvollständig angekommene Informationen innerlich ergänzt werden. Das alles führt dazu, dass Aufmerksamkeit und Konzentration überstrapaziert werden, was wiederum das Kurz- und Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Auf diese Weise kann sich Lärm negativ auf die Sprachentwicklung, auf das Lesen-, Schreiben- und Sprachenlernen auswirken. Wobei natürlich ganz besonders die Kinder davon betroffen sind, die ohnehin schon Schwächen in diesen Bereichen haben.

Kleinere Kinder noch weit mehr gefährdet?

Ja, es ist tatsächlich so, dass Kinder unter fünf Jahren noch weit mehr gefährdet sind als ältere Kinder oder wir Erwachsenen. Denn kleine Kinder hören bei gleichem Schalldruckpegel laute Geräusche noch deutlicher als Erwachsene. Lärmbelastung im Alltag ist deshalb für sie noch weit gefährlicher als für Erwachsene. Das sollten Eltern und Erzieher wissen und die Gefahr einer Geräuschüberflutung ihrer Kinder in der heutigen Zeit ernst nehmen. Denn wir leben in einer Zeit akustischer Umweltverschmutzung. Das gilt für den Straßenverkehr wie auch für den Alltag in unseren Wohnungen, wo Radio und Fernseher oftmals den ganzen Tag über eingeschaltet sind – nicht selten sogar gleichzeitig. Ganz zu schweigen von MP3-Geräten und anderen 'Lärmquellen', denen Kinder und Jugendliche sich freiwillig zusätzlich aussetzen.

"Wer einen großen Gott hat, der kann sich Ruhe leisten."
Bianka Bleier (* 1962), Autorin christlicher Bücher

Christen müssen nicht ...

Einmal mehr kann auch hier nur wieder betont werden, dass entschiedene Christen einen großen Vorteil haben. Sie müssen nicht überall mitmachen. Wenn es nicht aufgrund der Familiensituation unumgänglich ist, müssen Kleinkinder nicht unbedingt in eine Kita geschickt werden. Und Zeiten der Stille sollten in jeder christlichen Familie eine Selbstverständlichkeit sein. Wer die Bibel kennt, weiß wie wichtig es für Kinder ist, dass sie elterliche Geborgenheit erfahren. Die Liebe der Eltern ist die beste Basis einer Erziehung, wie die Bibel sie uns nahelegt. Es geht aber auch darum, dass es in unserem eigenen Alltag Zeiten der Stille gibt. Wer den Tag mit einem Gebet beginnt, ihn abends mit einem Gebet beschließt und sich dafür auch genügend Zeit nimmt, der hat das verwirklicht, was sein Glaube braucht und für seine Gesundheit gut ist. Das gilt für uns Erwachsene, aber noch viel mehr für unsere Kinder. Deshalb sollten wir immer darauf achten und in allem daran festhalten. Denn was uns die Bibel lehrt, ist immer zu unserem Vorteil.

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