22.02.2014

Von der Sehnsucht nach dem Ewigen

Werte, die sich Menschen selber schaffen, bieten keinen Halt. Werte brauchen jemanden, der sie setzt, aufrechterhält und ihnen Geltung verschafft. Deswegen beginnt Gott seine Zehn Gebote im Alten Testament mit den Worten: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat. (2. Mose 20,21) Jeder, der weiß, dass in der Bibel jede Aussage von größter Bedeutung ist, wird verstehen, dass Gott die Zehn Gebote nicht von ungefähr so beginnt. Denn noch bevor Gott den Israeliten in der Wüste eine neue Lebensordnung gab, die alle Menschen bis heute an ihre soziale Verantwortlichkeit erinnert, stellte er unmissverständlich klar, woher diese Autorität kommt, die uns dazu verpflichtet.

“Ich bin dein Gott!“, so heißt es im ersten Gebot, das die Grundlage für eine ehrfürchtige Beziehung des Geschöpfes zu seinem Schöpfer legt. Diese Beziehung des Menschen zu Gott, der als Schöpfer das Leben bejaht und es zu seiner bestmöglichen Entfaltung führen will, kann als das A & O der gesamten heutigen Wertediskussion angesehen werden. Denn wie soll ein Mensch auf Dauer Gutes in seinem Leben verwirklichen, wenn es mit Mühen verbunden ist? Wenn andere vielleicht nur darüber lachen? Ihn für verrückt oder antiquiert erklären? Vieles können wir tatsächlich nur, wenn wir an Gott glauben und wenn er uns die Kraft dazu gibt und eine damit verbundene Perspektive, einen Lohn verspricht. Erst dann kann ein Mensch über sich hinauswachsen, kann er Spott und Hohn ertragen, wie es uns in der Geschichte bereits tausendfach vorgelebt wurde. Immer waren dies Menschen, die am Ende triumphierten. Selbst wenn sie als Märtyrer starben oder als Versager ausgelacht wurden, weil die  Zeit von einem ganz anderen Geist geprägt war – am Ende standen diese Menschen als die großen Helden da. „Gott wirst du dann erleben, wenn du es wagst, ihm zu vertrauen. –

Nicht vorher.“ Wer kennt nicht die beeindruckenden Beispiele der jüngeren Geschichte, Menschen wie Maximillian Kolbe, der anstelle eines Familienvaters im Konzentrationslager in den Tod ging, oder wie Dietrich Bonhoeffer, der sich gegen Hitler und die Judenverfolgung engagierte und deshalb hingerichtet wurde. Diese beiden Beispiele stehen für viele andere, die in notvollen Zeiten festhielten an ihren Überzeugungen und Werten und die deshalb zu Vorbildern für uns wurden.

Wer sich an die Zehn Gebote hält ...

Wir wissen, dass die ersten drei der Zehn Gebote das Verhältnis zwischen Mensch und Gott in den Mittelpunkt stellen, während es in den nächsten sieben Geboten um das Verhältnis zum Nächsten und die soziale Verantwortung des Menschen geht. Alle zehn Anweisungen sind jedoch von Anfang an auf Gott bezogen. Warum? Weil ohne Gottes Autorität nichts von all dem auf Dauer umgesetzt werden kann. Die Gebote sind wie Grenzen oder Leitplanken, die uns helfen sollen, auf dem rechten Weg zu bleiben. Doch ohne die Autorität Gottes sind sie nicht aufrechtzuerhalten. Denn ohne den festen Glauben an Gott setzen wir uns unserer eigenen menschlichen Willkür aus, die dann unseren Lebensinhalt bestimmt. Dann geht es uns wie dem reichen jungen Mann, von dem wir in der Bibel lesen (Mt. 19,16-26). Er sah die Gebote Gottes zwar als gut, richtig und sogar verbindlich für sein Leben an. Doch ob er bereit war, das, was sein Leben sonst noch bestimmte, für das Vertrauen auf eine Beziehung zu „seinem Gott“ aufzugeben, war eine andere Frage. Ähnlich ist es heute mit uns. Zwei Drittel der Deutschen betrachten – über alle Konfessionsgrenzen hinweg – die Zehn Gebote für ihr tägliches Leben als verbindlich. Werte wie Liebe und Verantwortung lassen sich nicht von oben herab verordnen. Selbst Gott hat diese Werte vorgelebt, indem er sich aufgemacht hat, sie in der direkten Beziehung zum Menschen zu vermitteln. Und er tut das bis heute.

„Wer begreift, dass er der Geliebte Gottes ist, der braucht nicht mehr durch die Gegend zu laufen und um Anerkennung zu betteln.“ Henri Nouwen (1932 - 1996), Psychologe, Priester und Buchautor

Wenn wir zu Beginn der Zehn Gebote die Worte lesen: „Ich bin dein Gott“, dann dürfen wir wissen, dass der Schöpfer uns ein Leben schenken möchte, das Orientierung, Werte und Verheißungen in sich birgt. Wer also die verloren gegangenen Werte wiederfinden will, der muss dahin zurückgehen, wo er begonnen hat, sie zu verlieren. Christliche Werte hatten die Kraft, unsere Gesellschaft über Jahrhunderte zusammenzuhalten. Sie waren nicht „einfach da“. Im Gegenteil, sie konnten sich etablieren, weil Menschen vor uns anders gelebt und gerechnet haben als wir heute. Das konnten sie , weil sie nicht allein auf das Diesseits fixiert waren. Weil sie nicht – auf Teufel komm raus –
im Hier und Jetzt auf ihre Kosten kommen mussten. Deshalb konnten sie Entbehrungen auf sich nehmen und den Preis für den Aufbau und den Erhalt der Werte bezahlen. Diese Menschen wussten, dass sich das Leben nicht allein auf dieser Welt vollzieht. Deshalb dachten sie über dieses Leben hinaus und lebten auch demgemäß. Für sie war das ewige Leben, wie es uns von Jesus Christus angeboten und zugesagt wird, eine echte Perspektive. Dieses Angebot gilt bis heute. Wenn wir an Jesus Chris­tus glauben und sein Angebot der Vergebung und Errettung annehmen, können auch wir ein Leben im Vertrauen führen und aus der Kraftquelle des Ewigen heraus leben.
Menschen, die diesen Glauben an Jesus Chris­tus kennen, leben anders. Sie wissen, dass es eine Ewigkeit und eine letzte Gerechtigkeit gibt. Denn wer daran glaubt, dass Gott über uns allen steht, der ist sich auch bewusst, dass jeder sich einmal vor ihm verantworten muss. Ein solcher Mensch lebt dann nicht mehr in den Tag hinein, sondern er nutzt seine Tage. Das größte Vorbild für ein Leben mit Gott, dem Vater, war Jesus Christus selbst. Er hat nicht gefragt, „was bringt es mir?“, sondern hat aus der Kraftquelle des Vaters geschöpft, die ihm wie ein unversiegbarer Quell zur Verfügung stand. Genauso können auch wir heute aus dieser Quelle schöpfen, wenn wir an Jesus Christus glauben und ihm vertrauen.

Von der Kraft des christlichen Glaubens

Die Werte, denen auch viele unserer Zeitgenossen heute nachtrauern, sind enger mit unserem christlichen Erbe verwoben, als so manchem lieb ist. Die bis heute gültige Präambel des deutschen Grundgesetzes wird eingeleitet von den Worten „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott [...] hat sich das deutsche Volk [...] dieses Grundgesetz gegeben.“ Dass es sich hierbei nicht um eine abstrakte Gottesidee oder um einen austauschbaren Gottesbegriff (z. B. Allah oder Buddha) handelt, wird an den nachfolgenden Grundwerten und Normen wie „Menschenwürde“, „Recht auf Leben“, „Gleichheit“ usw. deutlich. Viele dieser Werte haben eindeutig ihren Ursprung im christlichen Gottes-, Menschen- und Weltbild. Sie sind verankert in der Verantwortung des Menschen vor dem Gott der Bibel, der sich und sein Wesen in Jesus Christus geoffenbart hat.

„Wenn ich einen allmächtigen Vater habe, warum soll ich dann ohnmächtige Menschen bitten?“ Hudson Taylor (1832 - 1905), Missionar

Abfall vom Glauben bringt Zerfall der Werte

Die Geschichte der Länder Europas beweist es uns. Der Abfall von Gott und Glauben führt zu einem Verfall der Werte. Die Menschen verlieren zuerst ihren Glauben, dann ihre Werte. Denn es geht immer um die Frage, wem bin ich verantwortlich? Wenn ich nicht mehr Gott verantwortlich bin – wem dann? Wem bin ich Rechenschaft schuldig? Ausschließlich mir selbst? Der Mehrheit des Volkes? Meinen Vorgesetzten? Den Aktionären? Welche Konsequenzen hat mein Handeln für das Zusammenleben, für eine Betriebsführung oder den Schutz des Lebens? Wie steht es um Werte wie Ehrlichkeit oder Rücksichtnahme?
Wenn heute noch ein Rest von Werten vorhanden ist, dann nur deshalb, weil Werte sich nicht schlagartig in Luft auflösen. Doch warten wir erst einmal ab, was nach einer oder zwei Generationen noch davon übrig geblieben ist. Wer wissen möchte, welche Werte in einem Land gelten, das seit Generationen jegliche Verantwortung vor Gott ablehnt, der braucht sich nur die Situation in ehemals oder aktuell kommunistischen Ländern anzusehen. Wie sieht es mit der Wahrung von Freiheit und Würde des Menschen, mit dem Schutz von Leben und Eigentum aus? Dort zeigt sich: Werte gehen da verloren, wo der Glaube an Gott verloren ging. Zwar wollen viele es noch immer nicht wahrhaben, dass es Werte ohne Gott auf Dauer nicht gibt. Doch es ist so. Das ist wie bei einem Rad. Was nützen die Speichen, wenn die Nabe fehlt? Was bringt einem Volk Werte, wenn das Zentrum fehlt, in dem sie verankert sind, das ihnen den Halt gibt?
Als ZDF-Moderator Peter Hahne anlässlich der Veröffentlichung seines Bestsellers „Schluss mit lustig“ gefragt wurde, ob er ein Spaßverderber sei, antwortete er: „Im Gegenteil. Wir müssen umdenken, hin zu einer Gesellschaft, die sich ihrer Werte besinnt, die noch rechtzeitig innehält und den Ausverkauf der letzten Tabus als Verlust ihrer Identität erkennt.“

 

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