Vorbilder im Bereich des Glaubens
Wir haben es bereits erwähnt, heute braucht die Welt nichts mehr als solche Vorbilder, solche Wegweiser, die auf die Quelle hinzeigen. Selbst wenn uns die Beispiele vielleicht weit hergeholt erscheinen, im Grunde beschäftigen sie genau die Probleme, die menschliches Leben bis in unsere Zeit herauf ausmachen – und das sind immerhin teils Jahrtausende. Da gab es z. B. Hirten, die in einer haltlosen, aufgewühlten Zeit lebten und uns bis heute den Weg weisen können, der zu Frieden und Freude führt. Könige, die trotz ihres enormen Einflusses sich in ihrem Glauben auf den Gott der Bibel verließen und sich von ihm abhängig wussten. Händler, die noch eine Ahnung davon hatten, dass Gott zusieht, wenn sie andere übervorteilen, oder Familienväter und -mütter, die wussten, dass uns die wesentlichen Dinge im Leben alle von Gott geschenkt werden müssen. Sind all diese Dinge heute viel anders? Nein. Sie sind damals wie heute mehr oder weniger gleich, weil das Eigentliche des Lebens nach wie vor das Gleiche ist.
Von der Vorbildfunktion des Christen
Jeder Christ hat von Gott den Auftrag, durch seinen Lebenswandel etwas von der Weisheit, der Liebe und der Vollkommenheit Gottes in seinem Leben sichtbar weden zu lassen. Darin steckt eine große Verantwortung, die wir nur dann wahrnehmen können, wenn wir in einer innigen Abhängigkeit zu unserem himmlischen Vater und zu seinem Sohn Jesus Christus leben. Gleichzeitig befreit uns diese innige Verbindung zu Gott auch von dem Druck, zu glauben, wir müssten es sein, die alles das zustande bringen. Wenn wir Gott von ganzem Herzen lieben, ihm glauben und nach seinem Willen fragen, bewirkt er durch uns, was er sich erwartet und wir können seinem Auftrag gerecht werden.
Von der Bedeutung von Vorbildern
Eltern, Geschwister, Erzieher, Lehrer, Freunde, Klassenkameraden, aber auch die Akteure der medialen Welt in Fernsehen und Internet; alle liefern uns heute entweder gute oder schlechte Vorbilder. Alle diese „Vorbilder“ üben auch einen mehr oder weniger starken Einfluss auf uns aus. Im Grunde sagen sie uns, wie wir uns in jedem Alter unseres Lebens zu verhalten, zu fühlen oder wie wir zu sein haben. Ob als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener, als Mann oder Frau; immer gibt es diese Bilder, die sich uns aufdrängen. Dabei wissen wir, dass viele dieser Bilder – vor allem die aus dem Fernsehen oder dem Internet – nur darauf aus sind, uns zu manipulieren und etwas vorzumachen. Denken wir nur an die Werbung oder an Filme, Shows und den ganzen Bereich der Unterhaltung. Überall bestimmen die Bilder mit, welche Werte wir vertreten, welche Bedürfnisse wir entwickeln und welche Lebenskonzepte wir gut finden sollen. Dabei ist es so wichtig, dass wir alles das, was wir übernehmen, auch wieder weitervermitteln. Denn ob wir wollen oder nicht; wir sind in dem, wie wir leben, immer Vorbilder für andere. Wir können ein gutes oder ein schlechtes Vorbild sein, je nachdem, wie wir leben. Das ist wichtig zu wissen. Denn wahrscheinlich wünscht sich keiner von uns, ein schlechtes Vorbild für andere zu sein. Aber wie leicht kommt es dazu. Wenn wir dem nun etwas entgegensetzen wollen, müssen wir auch darauf achten, wie wir selbst leben. Wer sein Leben als Christ von dieser Perspektive aus betrachtet und diese Gefahr entsprechend ernst nimmt, kann eigentlich nur hoffen, dass Gott ihm dabei hilft, ein gutes Vorbild zu sein, und beten: „Herr, mache mich zu einem guten, hilfreichen, positiven Vorbild – jemandem, der segensreiche Prägekraft auf das Leben anderer haben kann.“
Was sagt die Bibel zum Thema Vorbild?
„Mein Lieber, nimm dir nicht das Schlechte zum Vorbild, sondern das Gute! Wer Gutes tut, stammt von Gott. Wer Schlechtes tut, hat ihn nie gesehen.“
Die BIBEL, 3Joh 11
Im Neuen Testament ist sehr oft von menschlichen Vorbildern die Rede. Wir wissen, dass der Apostel Paulus, der lange Zeit seines Lebens völlig in die Irre ging, letztlich zu einem Vorbild für viele andere wurde, das ihnen zeigte, wie geduldig und barmherzig Gott mit uns allen ist. Deshalb konnte er in seinen späteren Jahren von sich sagen: „Aber Gott hatte Erbarmen mit mir, damit Jesus Christus mich als leuchtendes Beispiel für seine unendliche Geduld gebrauchen konnte. So bin ich ein Vorbild für alle, die an ihn glauben und das ewige Leben erhalten werden.“ (1Tim 1,16). Timotheus – ihm schreibt Paulus: „Niemand verachte dich wegen deiner Jugend; du aber sei den Gläubigen ein Vorbild in dem, was du redest, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben und an sexueller Reinheit.“ (1Tim 4,12). Wir sehen, die Bibel baut auf das menschliche Vorbild, denn Vorbilder sind wichtig. Zwar lesen wir in den Evangelien auch davon, dass Jesus sagt: „Lernet von mir“. Aber das reicht oftmals allein nicht, um einen – insbesondere jungen Menschen – durch die klippenreichen Wege des Lebens und Glaubens zu führen. Vielmehr dienen uns dazu immer wieder menschliche Vorbilder. Gott weiß das, darum ist in der Bibel auch so oft davon die Rede. Deshalb wird auch den Eltern in der Bibel – insbesondere im Alten Testament – immer wieder eindringlich ans Herz gelegt, diese Vorbildrolle ernst zu nehmen (vgl. 5. Mose 4,9 und 6,7ff). Wer als Elternteil diesem Aufruf Gottes folgt, braucht deshalb kein außerordentlicher Mensch zu sein, der immer weiß, wos langgeht, oder vielleicht sogar anderen auf subtile Weise ein schlechtes Gewissen einredet, indem er sagt: „Schau her, so müsstest du leben!“ Nein, er muss sich nur an die Gebote Gottes halten und im Glauben und Vertrauen auf Gott ausrichten, dann entwickelt er sich auf eine ganz natürliche Art und Weise zu einem guten Vorbild für andere. Was unsere Welt braucht, sind also nicht ganz besondere Menschen – das vielleicht auch –, aber vor allem Menschen, die anderen ein gutes Vorbild sein können, indem sie Gottes Gebote ernst nehmen. Denn nur so ist es möglich, sich dem gottlosen Trend der Zeit und der sittlichen Verwahrlosung zu widersetzen.
„Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
Worte der BIBEL, Johannes 4,16b
Ein solches Vorbild ist dann authentisch und letztlich überprüfbar. Deshalb wird es auch nicht in den Medien zu finden sein, sondern viel eher im natürlichen Umfeld der Familie oder im Verwandten- und Bekanntenkreis. Denn wo ist mehr garantiert, dass einem nicht nur „etwas vorgespielt“ wird – was wir letztlich aber doch nie überprüfen können – als in einer Familie? Vorbilder im Bereich des christlichen Glaubens müssen im Alltag überzeugen und überprüfbar sein. Viele Menschen sehnen sich nach solchen Menschen, an denen sie unmittelbar sehen und erkennen können, wie Leben konkret gelebt werden kann – und zwar ohne vordergründige Frömmelei und übertriebene Strenge, sondern aus dem Glauben, der einen Menschen erfüllt und aus dem heraus er dann handelt. Wer sich damit befasst, wird merken, dass Offenheit und Ehrlichkeit in diesem Zusammenhang von großer Bedetung sind. Ein Vorbild muss offen und ehrlich sein, um auch glaubwürdig zu sein. Doch damit allein ist es nicht getan. Es geht auch darum, dass andere damit korrekt umzugehen lernen. Gerade das ist unter Christen nicht immer der Fall. Wer sich Offenheit und Ehrlichkeit erwartet, muss einen reifen Umgang damit an den Tag legen und darf den, der offen und ehrlich ist, nicht ausnutzen, was leider viel zu oft geschieht – auch und vor allem in christlichen Kreisen. Wenn die Folge Verleumdungen, Missbrauch und Boshaftigkeit sind, entsteht daraus wieder nur eine weitere Atmosphäre der Angst, die zu Vertuschung, Heimlichtuerei und Unehrlichkeit führt. Jesus sagt: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Vgl. Mt 18,3b) Wir können lange darüber nachdenken, was es bedeutet, zu werden wie die Kinder. Sicher ist, dass Kinder vielfach gar nicht fähig dazu wären, sich so berechnend, falsch und verlogen zu geben, wie das bei Erwachsenen manchmal der Fall ist. Stattdessen sind Kinder authentisch, spontan, voller Ecken und Kanten, aber herzlich und lebensfroh. Wenn uns also Jesus sagt, dass wir werden müssen wie die Kinder, können wir eigentlich nicht falsch liegen, wenn wir uns Kinder genauer ansehen und an ihnen beobachten, was ihre Lebensweise ausmacht und auch was sie von uns Erwachsenen unterscheidet. Offenheit und Ehrlichkeit dürfen dabei jedenfalls nicht fehlen. Damit Offenheit und Ehrlichkeit aber möglich werden, dafür braucht es eine entsprechende Atmospähre, in der das nicht ausgenutzt und missbraucht wird. Dahin zu kommen, liegt wiederum an uns allen. Denn nur in einer solchen Atmosphäre der Offenheit ist Authentizität, Vorbildfunktion, Ehrlichkeit und Charaker wieder allgemein möglich.
Soviel an uns liegt, sollten wir tun
Es nützt nichts, nur zu klagen, dass es keine Vorbilder mehr gibt. Wir müssen auch etwas dafür tun. Wie z. B. eine Atmosphäre dafür schaffen, das Vorbildfunktionen wirksam werden können. Wenn in einer Familie z. B. eine Atmosphäre der ständigen Herabsetzung regiert, wie können dann Authentizität und Stärken entstehen? Erst wenn wir anfangen, unseren Blick frei zu bekommen für den anderen, wird es auch möglich, dass er uns zu einem Vorbild werden kann, das uns vielleicht anspornt und motiviert, selbst neue Maßstäbe zu setzen.
„Im Herzen eines jeden Menschen befindet sich ein von Gott geschaffenes Vakuum, das durch nichts Erschaffenes erfüllt werden kann, als allein durch Gott den Schöpfer.“
Blaise Pascal (1623–1662)
Schließlich muss es auch möglich sein, dass wir es einem Vorbild erlauben, Fragen, Ängste, Alltagsprobleme, Fehler und Schwächen zu haben. Entscheidend ist nicht, ob wir diese haben, sondern wie wir damit umgehen. Denn im Umgang damit haben wir die Möglichkeit, uns an Vorbildern und ihrem Verhalten in schwierigen Situationen zu orientieren. Wir können davon lernen, wenn wir sie in den Herausforderungen erleben, die wir selbst kennen.
„Niemand verachte dich wegen deiner Jugend; du aber sei den Gläubigen ein Vorbild in dem, was du redest, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, im Glauben und an sexueller Reinheit.“ (1Tim 4,12) In dieser Anweisung des Paulus sehen wir: Auf der einen Seite soll der von ihm angesprochene Timotheus als Vorbild leben. Auf der anderen Seite sollen die – vielleicht Älteren und Erfahreneren – sich davor hüten, das Vorbild wegen seiner Jugend zu „verachten“, wie es hier heißt. Ich denke, wir kennen alle solche Situationen, in denen Menschen verachtet oder nicht entsprechend wertgeschätzt werden, nur weil sie jünger oder in diesem oder jenem Bereich anders sind, als wir es gerne hätten. Deshalb sind solche Stellen in der Bibel oft sehr hilfreich.
Was ist meine Aufgabe in dieser Welt?
Jeder von uns sollte auf seinem Gebiet ein Vorbild sein: Wie wir Mann-sein oder Frau-sein leben, oder im Bereich unserer Gastfreundschaft, beim Studium, in der Arbeit, wie wir als Kinder mit unseren Eltern umgehen oder als Eltern mit unseren Kindern. Wie wir über andere reden. Wie wir mit Geld umgehen. Wie wir unseren Glauben leben. Es gibt so viele Bereiche in unserem Leben, in denen wir ein Vorbild sein können. Angefangen von den kleinsten Dingen im Leben bis zu den größten. Vorbilder für das Gute werden überall in unserer Gesellschaft gebraucht. Machen wir uns deshalb auf und werden wir gute Vorbilder!
Jesus Christus – Vorbild für alle Christen
Die Frage, ob man Jesus und seine Forderungen tatsächlich wortwörtlich als Vorbild ansehen kann oder ob seine Forderungen nicht eher ein unerreichbares Ideal sind, wurde im Laufe der Geschichte immer wieder gestellt. „Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen“, sagte schon Bismarck. Jesus selbst scheint das anders gesehen zu haben. Jedenfalls lässt Johannes Jesus in seinem Evangelium sagen: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“ Einem Vorbild wie Jesus zu folgen heißt aber nicht, dass man es vollkommen erreichen muss, sondern dass man sich an diesem Ideal in seinem Leben orientiert – auch wenn es vielleicht nur in kleinen Schritten geschieht. Das Ideal ist wichtig, weil es uns die Richtung anzeigt, damit wir wissen, wo wir uns hinentwickeln müssen. Wäre es nicht völlig falsch, wenn wir sagen würden: „Das erreiche ich ja nie, deshalb fange ich erst gar nicht an“?
Ein Vorbild der Liebe
Worum geht es letztlich? Ich denke, worum es letztlich geht ist, dass Jesus Christus aus uns allen Vorbilder der Liebe machen kann und das auch möchte. Das geschieht, indem wir Jesus nachfolgen, ihm vertrauen und glauben und immer wieder vor allem in der Bibel lesen und forschen, was er gesagt hat. Wenn wir daran festhalten, werden wir, die wir an Jesus Christus glauben und ihm vertrauen, durch ihn zu Vorbildern für diese Welt. Im Grunde geht vieles davon, ohne dass wir viel dazu tun. Aber es ist von großer Bedeutung. Denn die Welt sehnt sich nach dieser Ordnung, wie Jesus sie uns bringt. Sie sehnt sich nach ewigem Leben, wie Jesus es uns verheißen hat, und sie sehnt sich nach Erlösung, wie er sie für jeden von uns durch
seinen Tod am Kreuz bewirkt hat. Nun liegt es an uns, ob wir Jesus Christus glauben, ihm vertrauen und ihm gehorsam sind, damit er das aus uns machen kann, was zu einem Stück Heil für diese Welt wird. Diese Welt braucht Vorbilder, haben wir eingangs gesagt, aber nicht solche, die die höchsten Berge ohne Sauerstoff bezwingen oder Schlachten gewinnen, sondern solche, die uns Vorbilder sein können in der Verwirklichung des Lebens durch die Liebe Gottes. Letztlich Menschen wie du und ich, die ihr Leben auf Jesus Christus ausgerichtet haben und sich darum bemühen, wie Jesus und seine Nachfolger zu leben.