01.10.2018

Was macht uns beziehungsfähig?

Beziehungsfähig ist ...

... wer seine Anerkennung nicht bei seinem Gegenüber sucht; wer sich bewusst ist, dass Liebe nicht verdient, sondern immer nur als ein Geschenk angenommen werden kann, weil es letztlich immer ein Geschenk ist. Beziehungsfähig ist derjenige, der weiß, dass sein Wert nicht von dem abhängt, was andere über ihn denken oder sagen. Deshalb sind vor allem diejenigen Menschen gut dran, die durch Jesus Christus Gott kennengelernt haben und wissen, dass jeder von uns einen unschätzbaren Wert erhält, der durch seinen Glauben an den lebendigen Gott erfährt, dass er mehr ist als nur Haut und Knochen und letztlich Materie, die wieder zerfällt. Nein, jeder Mensch hat eine unsterbliche Seele, der Jesus Christus ewiges Leben verspricht, wenn wir an ihn glauben und durch seine Vergebung unserer Sünden wieder mit Gott, dem Vater, in Berührung kommen, der jeden von uns annimmt wie sein Kind. Das alles sind unglaublich großartige Perspektiven für jeden einzelnen von uns. Wer sie für sich entdeckt und annimmt, der erhält dadurch einen Wert, der mit nichts anderem zu vergleichen ist. Wir können die großartigen Persönlichkeiten der Christenheit nur dann wirklich verstehen, wenn wir wissen, welch ein unglaubliches Geheimnis darin steckt. Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden, hat für uns gelitten, um uns ewiges Leben zu schenken. Alles, was wir dafür tun müssen, ist Jesus Christus zu glauben und sein Geschenk anzunehmen. Wer es bereits angenommen hat, der darf wissen, dass er ein Kind Gottes ist und dadurch einen unglaublichen Wert besitzt. Denn wir sind nicht weniger als Söhne und Töchter des Königs der Könige und Kinder des lebendigen, ewigen Gottes. Wer sich dessen als gläubiger Mensch bewusst ist, der muss nicht mehr auf Anerkennung durch Menschen hoffen und dafür alles mögliche in Kauf nehmen. Denn der weiß: Was er hat und was auf ihn wartet, ist ewiges Leben bei dem Gott der Bibel.

Beziehungsfähig ist ...

... wer seine Bedürfnisse kennt und sich auch traut, mit anderen darüber zu sprechen. Wer von sich sagen kann, dass er sich traut zu fragen: „Was brauche ich?“ und dies dann auch als sein Bedürfnis dem andern mitteilen kann, statt es ihm ständig nur hinterherzujammern. Denn es ist ein Unterschied, ob ich etwas als Bedürfnis ausdrücke oder ob ich fordere. Am schlimmsten allerdings ist es, wenn ich nur jammere oder kritisiere ohne selbst überhaupt einen brauchbaren Vorschlag zu machen.

„Die innere Schönheit eines Menschen bedarf einer tiefen Beziehung, um sich voll entfalten zu können.“
Ernst Ferstl

Beziehungsfähig ist ...

... wer auch seine Gefühle wahrnehmen, ausdrücken und offen mit seinem Partner oder seiner Partnerin darüber reden kann. Wer es fertig bringt, sich in sein Herz schauen zu lassen und dadurch auch verletzbar wird. Denn genau das ist es, was uns beziehungsfähig macht.

... wer eine Beziehung nicht gleich aufgibt, wenn es schwierig wird. Enttäuschungen aushalten kann und - wenn nötig - auch imstande ist zu vergeben.

... wer seine Defizite kennt, bereit dazu ist, daran zu arbeiten, und auch offen für Korrektur ist.

Beziehungsfähig bist du ...

... wenn auf dich Verlass ist. Wenn du Verbindlichkeit lebst und Treue und Loyalität für dich selbstverständlich sind.

... wenn du auch deiner Frau oder deinem Mann Vertrauen entgegen bringst, ohne ihn dauernd für etwas zu verdächtigen, was vielleicht in deiner Phantasie, aber nicht in der Realität so ist.

... wenn du auch bereit bist, am Leben deines Partners, deiner Partnerin Anteil zu nehmen, dich darüber zu freuen, wenn ihr oder ihm etwas gelingt oder wenn Sorgen ihn belasten. Wenn du dich also in ihn hineinzuversetzen imstande bist und ihn versuchst zu verstehen - und das auch und vor allem, wenn er ganz anders ist und denkt als du selbst.

... wenn du auch mal bereit bist, einen Kompromiss einzugehen oder einen Schritt zurückzutreten und auf etwas zu verzichten.

„Die große Liebe erkennt man nicht an ihrer Stärke, sondern an ihrer Dauer.“
Sprichwort

Die Veränderung hin zu einer reifen, beziehungsfähigen Persönlichkeit geht natürlich noch tiefer als in diesen Punkten angesprochen. Sie beginnt im Inneren des Menschen, nämlich damit, dass ein Mensch beginnt wahrzunehmen, was in seinem Herzen ist.

Die Beziehung zu mir selber

Wer mit sich selber versöhnt ist, kann auch versöhnte Beziehungen leben. Wer sich selber nicht annehmen kann, dem fällt es in der Regel auch um vieles schwerer, gesunde Beziehungen zu pflegen. Wer sich selbst nicht vergeben kann, kann oft auch anderen nicht vergeben. Wer unzufrieden ist mit sich selbst, wird auch bei seinem Partner oder seiner Partnerin immer etwas auszusetzen haben. Wer gerne bemitleidet wird, der wird auch einen Grund dazu finden, bemitleidet zu werden. Die wichtigste Grundlage für gelingende Beziehungen ist deshalb immer die Arbeit an mir selber. Wie sehe ich mich selbst? Bin ich z. B. bereit, mich und meine Motive zu hinterfragen? Lasse ich mir in mein Herz blicken? Bin ich bereit für Korrektur? Bin ich bereit, an mir zu arbeiten? Kann ich Hilfe annehmen? Stelle ich mich meinen Verletzungen oder verdränge ich sie nur? In all diesen Bemühungen möchte uns Gott helfen. Wer Gott in seinem Leben den Raum dazu gibt, der kann davon ausgehen, dass er Gottes Hilfe erfährt. Voraussetzung ist, dass wir Gottes Hilfe überhaupt in Anspruch nehmen, indem wir zu Jesus Christus Ja sagen und sein Angebot der Vergebung annehmen. Wer diesen Schritt in seinem Leben bereits getan hat, der wird wissen, dass uns Gott in allen wichtigen Lebenslagen hilft und mehr bewirken kann, als wir es je vermögen.

„Beten macht das Herz weit, bis es so groß ist, dass es Gottes Geschenk, nämlich ihn selbst, in sich aufnehmen kann.“
Mutter Teresa (1910-1997)

Wollen wir wirklich alle unsere Schwachstellen ein Leben lang mit uns herumschleppen, unseren Partner oder unsere Partnerin damit ein Leben lang quälen, langweilen oder verärgern? Ist es nicht viel naheliegender, wenn wir beginnen selbstkritisch zu analysieren, wo auch wir etwas in unserem Leben ändern müssten, um eine gute Beziehung zu pflegen, um den Gewinn, der daraus entsteht, dann auch davon zu tragen? Wer möchte in seinem Leben schon wie eine ewige Baustelle aussehen, wo es immer darum geht, vorsichtig zu sein, um sich nicht zu verletzten. Das kostet doch alles viel zu viel Kraft und Zeit und Nerven. Ist es nicht klüger, wenn wir anfangen, weiterzubauen, als sie ein Leben lang in Kauf zu nehmen? Schließlich wissen wir heute, dass diese Baustellen in unserem Leben nicht bleiben müssen. Wir können in unserem Leben weiter bauen und wachsen, bis wir tatsächlich dazu fähig werden, gute Beziehungen zu leben. Gut ist es auch, wenn wir es tun, bevor wertvolle Menschen, die uns geschenkt sind, an uns verzweifeln und alles in die Brüche geht. Wenn nicht anders möglich, sollten wir uns nicht scheuen, jemanden um Hilfe zu bitten. Sei es eine Freundin, einen Freund oder eine Beratungsstelle. Denn wer mit sich selbst und seinem Leben versöhnt sein will, muss daran arbeiten. Genau das lohnt sich. Denn es gibt diesen Weg hin zu einer reifen authentischen Persönlichkeit für jeden von uns - und wer ihn mit Gott geht, der kann auch sicher sein, dass er ankommen wird.


 

 

Das könnte Sie auch interessieren