01.06.2012

Wie die Globalisierung unser Leben bestimmt

Eines ist sicher: Globalisierung ist für jeden Einzelnen von uns mit Vor- und Nachteilen verbunden. Nur deshalb funktioniert sie überhaupt. Als Konsumenten profitieren wir durch eine größere Auswahl an Warenangeboten und niedrigeren Preisen. Reisen in andere Länder werden einfacher und manchmal auch billiger, Mode und Essgewohnheiten vielfältiger und interessanter.

„Es ist der Globalisierung egal, ob die Leute sie mögen oder nicht."
Prof. Dr. Hermann Simon (* 1947), deutscher Wirtschaftsprofessor; Gründer und Vorsitzender der internationalen Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners sowie Buchautor und Kolumnist im „manager magazin"

Doch all das hat seinen Preis – und der ist hoch, machmal sogar sehr hoch und für einige der Ruin. Produktionsbetriebe sind z.B. einem viel größeren Wettbewerb ausgesetzt. Das betrifft nicht nur den Unternehmer, sondern auch den Arbeiter, von dem immer noch mehr verlangt wird. Das ist die Kehrseite der Medaille. Das Eine ist vom anderen nicht zu trennen. Im schlimmsten Fall reagieren Unternehmen auf die Anforderungen des internationalen Wettbewerbs damit, dass sie dorthin ziehen, wo es noch immer billige Arbeitskräfte gibt. Das mag als unehrenhaft angesehen werden. Doch in der Wirtschaft reagiert der Unternehmer nach den Gesetzen des Marktes und die werden nunmal immer öfter global bestimmt.

Folgen für die Politik

Von Politikern erwarten wir, dass sie etwas gegen die negativen Folgen der Globalisierung unternehmen. Doch die Frage ist, ob sie das überhaupt können. Wahrscheinlich nicht. Möglicherweise ist es nämlich tatsächlich so, wie ein Gewerkschafter es erst kürzlich zum Ausdruck brachte, als er sagte: „Diejenigen, die wir wählen, haben nichts zu sagen. Und die, die etwas zu sagen haben, können wir nicht wählen." Das ist vielleicht überspitzt ausgedrückt, doch es zeigt eines der Hauptprobleme der Globalisierung. Ralf Dahrendorf, ein Soziologe, meinte dazu erst kürzlich: „Globalisierung vollzieht sich in Räumen, für die noch keine Strukturen der Kontrolle und Rechenschaft erfunden sind." Vor einigen Jahren trafen sich an der Universität von Lugano hochkarätige Touristiker aus mehreren Ländern mit Prof. Dr. Sandro Formica (School of Tourism and Hospitality Management, Temple University, Philadelphia, PA) zu einem Gedankenaustausch, einem sog. Zukunfts-Think-Tank. Die Ergebnisse aus diesem Workshop waren interessant. Die Professoren rechneten bereits damals schon mit einer Ausbreitung neuer Krankheiten, mit Kriegen, Terrorismus und großen ökologischen Herausforderungen infolge der Globalisierung, mit einer immer älter werdenden Bevölkerung und gleichzeitigen revolutionären technischen Fortschritten, die zu einem hohen Grad an Verunsicherung führen. „Durch die Globalisierung wird das Vertrauen in die Wirtschaft nicht mehr nur lokal, sondern global erschüttert."
Daniel Mühlemann (* 1959), Naturfotograf, Aphoristiker und Übersetzer Einige der Professoren zeigten sich sogar äußerst besorgt darüber, weil sie der Meinung waren, dass es für kleinere Betriebe unmöglich werden könnte, in den dramatisch veränderten Märkten zu überleben. Ihrer Ansicht nach geben acht „Driving Forces", d.h. Triebkräfte, die Richtung vor, in die wir uns in Zukunft verstärkt bewegen werden:  

  1. Unsicherheit
    Menschen werden mit der Zeit insgesamt weniger reisen, dafür mehr in sichere Länder (wie Deutschland, Österreich und Schweiz) und in Ferienanlagen. Check-ins in Hotels werden in Zukunft biometrisch erfolgen über Scanner, die Augenmaße oder Fingerabdrücke vergleichen.

  2. Gesundheit
    Wellness allein wird nicht mehr reichen. Stattdessen werden sog. Medical Wellness Center, Ayurveda, Tibetanische Medizin oder TCM (d.h. traditionelle chinesische Medizin) einen neuen Boom erleben. Hotels werden schon bald Defibrilatoren und Blutkonserven samt allen gesundheitlich relevanten Daten zur raschen medizinischen Versorgung ihrer Gäste in Notfällen bereithalten.

  3. Technologie
    Bei Hotelketten gehen bereits 40% der Buchungen über das Internet ein. In Zukunft werden es noch mehr werden. Andererseits werden Telefon- und Videokonferenzen die Form bisheriger grenzüberschreitender Sitzungen weitgehend ersetzen und somit viele Geschäftsreisen unnötig machen.

  4. Ökologie
    Die Energiekosten werden weiter steigen, obschon sie sich in den letzten vier Jahren bereits verdoppelt haben. Das wiederum wird die Suche nach alternativen, erneuerbaren Formen von Energie weiter vorantreiben, bis ein Hotel überhaupt keine Heizenergie mehr verbraucht, weil die Fenster gleichzeitig als Fotozellen genutzt werden und das Gebäude perfekt isoliert ist.

  5. Internationalisierung
    Von Mitarbeitern in Betrieben verschiedenster Branchen werden künftig wesentlich mehr Sprachkenntnisse gefordert werden. Russisch, Chinesisch, Portugiesisch, Japanisch u. a. wird an Bedeutung gewinnen. Eine Tag- und Nacht- Verfügbarkeit von Mitarbeitern wird bald eher die Regel als die Ausnahme sein.

  6. Politik
    Es wird zu einem neuen Wettbewerb um den steuerlich günstigsten Wohnort in Europa kommen. Die politische Landschaft wird sich aber auch generell verändern:

  7. Polarisierung
    Die bisherige „bürgerliche Mitte" wird immer mehr wegbrechen. Wogegen Extreme links und rechts dieser Mitte zunehmen werden. Das wird u. a. dazu führen, dass auch neuartige politische Parteien entstehen und die Machtverteilung unter den etablierten Parteien ins Wanken gerät.

  8. Klimawandel
    Durch die langsame Erwärmung der Erdtemperatur werden zum Beispiel Wintersport-Orte unter 1.500 m über dem Meeresspiegel bald keinen Schnee mehr haben. Auch wird vielerorts Wasserknappheit zu einer wachsenden Bedrohung werden – auch in Europa.

Was sollten wir tun?

Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler und Experten schon seit Jahren. Doch die Frage, die wir uns stellen, sollte eher lauten: Was können wir tun? Die Zukunft weiter versuchen mitzubestimmen und mitzugestalten? Oder erst gar nicht mehr damit anfangen? Christen wissen, dass ihr Leben in Gottes Hand liegt und dass sie sich deshalb nicht zu sorgen brauchen. Sie sollten deshalb die Letzten sein, die resignieren. Schließlich fragte Jesus in der Bergpredigt schon die Menschen damals: „Wer von euch kann sein Leben durch Sorgen auch nur um einen Tag verlängern?" (Matthäus 6, 27) Und jeder wusste, wie eine ehrliche Antwort darauf lauten musste. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Also darf die Sorge um die Zukunft für einen Christen nie das Maß seines Lebens sein.

Wer sich nicht sorgen will, muss vertrauen

Wer sein Leben Gott unterstellt, nach ihm fragt, eine Beziehung zu ihm sucht und dann auch pflegt, in dessen Herz kehrt im wahrsten Sinne des Wortes Ruhe ein. Denn durch Gott bekommen wir, was wir zum Leben brauchen, egal, wie bedrohlich die Zukunft aussehen mag.

„Im Zeitalter der Globalisierung müssen wir unsere Zeit immer billiger verkaufen."
Siegfried Wache (* 1951), technischer Zeichner, Luftfahrzeugtechniker und Buchautor

Wer zudem lernt, Gott für alles zu danken, vor allem dafür, dass uns durch Jesus Christus der Weg zurück zu Gott, dem Vater, offen steht, der kann dadurch echte Sicherheit und tiefen Frieden erleben und den entscheidenden Sinn für sein Leben bekommen. In Zeiten zunehmender Unsicherheit und rasanter Veränderung ist gerade diese Gewissheit von enormer Bedeutung und Tragweite.

Unsicherheit macht Menschen krank

Die fortschreitende Globalisierung wird unsere westlichen, hoch entwickelten Länder weiter in eine Konkurrenzsituation drängen. Zwar werden dadurch einige Preise noch weiter sinken; doch der Druck auf die Arbeitskosten wird steigen. Das wiederum wird den Leistungsdruck in den Unternehmen weiter erhöhen und damit auch den Druck auf den einzelnen Arbeiter.

„Durch die zunehmende Globalisierung wird die Welt kleiner, aber die Menschen, die in ihr leben, entfernen sich immer mehr voneinander."
Benjamin Stramke (* 1984)

Das alles führt wahrscheinlich zu einem zunehmenden Verlust von Verantwortlichkeit, Würde, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und sittlicher Kraft. Diese Entwicklung wird vor allem durch unsere Medien stark beeinflusst. Denn die Medien prägen uns Menschen mehr als wir glauben.

Mediengigantomanie

Bücher, Zeitschriften, Radio, TV-Programme, Video, Kino und Computerspiele – wo immer wir hinsehen, überall sind wir von Medien umgeben. Medien gelten längst schon als die „vierte Macht im Staate". Unterhaltung ist der oberste Wert der Freizeitgesellschaft. Der Kampf um die Einschaltquoten tobt. Einschaltquoten entscheiden – und das Fatale darin ist, die Mehrheit hat mittlerweile immer recht. Das zeigen jüngste Beispiele sehr deutlich. Schon kleine Kinder verbringen mehr Zeit vor dem Bildschirm als im Klassenzimmer. Schuld daran ist nicht nur das Fernsehen, sondern auch der Computer. Die totale Berieselung mit wichtigen und unwichtigen Dingen führt zu Passivität und Abstumpfung. Neil Postman, der 2003 verstorbene Autor des Bestsellers „Wir amüsieren uns zu Tode", warnte vor der Jahrtausendwende davor, dass wir in einem Meer von TV-Banalitäten untergehen werden und zwar so, dass wir auch noch meinen, dass diese Banalitäten das Eigentliche des Lebens wären.

Renaissance des Religiösen

Obwohl eigentlich Materialismus die Religion unserer Zeit ist, zeigt sich neben diesem Materialismus zunehmend ein neues Interesse vieler Menschen an Religiosität. Diese Form der Religiosität wird jedoch sehr wahrscheinlich nicht zu den christlichen Kirchen hinführen. Denn Kirche ist „out" – „in" ist vielmehr der persönliche Jesus des Einzelnen – was sehr oft einen großen Unterschied darstellt.

„Die Globalisierung wird für den Kapitalismus das werden, was der Kommunismus für den Sozialismus war: der Untergang."
Erhard Blanck (* 1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler

Die allgemeine Krisenlage der Gesellschaft treibt die Menschen immer weiter in diese Richtung. Vor allem hin zu den östlichen Religionen und Religionspraktiken. Viele Menschen glauben an Wunder. Der Glaube an Engel ist wieder „in". Viele Tausende hängen sich Kreuze um, obwohl sie mit dem Christentum an sich gar nichts zu tun haben möchten. Pluralismus, Toleranz, Egozentrik, Materialismus, Technisierung und eine neue religiöse Welle bestimmen unsere Zeit. Hetze, Unruhe und Sinnlosigkeit sind die Resultate dieser Erscheinungen. Innere Aussteiger haben ebenso Hochkonjunktur wie lautstarke Natio­nalisten und Seelenfänger.

Was ist die Antwort der Christen darauf?

Resignation ist es nicht. Sollte es zumindest nie sein. Denn, was das Leben eines Christen immer prägen sollte, ist Hoffnung. Christen sollten immer und überall Hoffnungsträger sein – gerade in einer dunkler werdenden Welt. Schließlich haben sie die Antworten auf die letzten Fragen der Menschen. „Weltverneinung führt in ein fatales Ghettodasein, Weltbejahung in die Umklammerung des Zeitgeistes", schreibt Prof. Dr. Stephan Holthaus und fügt hinzu: „Der nach dem verlorenen Paradies suchende Mensch braucht die Nachricht vom Heil in Jesus Christus. Er ist in gewisser Hinsicht wieder offen für Übernatürliches. Er lehnt Gott nicht ab. Wie erschütternd ist es, dass diese Menschen mehr von Sekten und Kulten des Ostens erreicht werden, als von den Christen in ihrer Umgebung." Was der durch die Globalisierung verängstigte Mensch aber vor allem sucht, sind Vorbilder, echte Vorbilder für das Leben.

„Die Barmherzigkeit eines Spiegels liegt in der Unbarmherzigkeit, mit der er einem das eigene Gesicht vor die Nase hält."
Peter Horton (* 1941), österreichischer Sänger, Musiker, Gitarrist, Komponist und Buchautor

Wer bewusst Verzicht auf unnötige Konsumgüter übt und einen maßvollen Umgang mit Medien pflegt, ein gesundes Familien­leben und eine stabile Ehe oder ein mutiges Nein zu Homosexualität und Abtreibung vorlebt, dessen Position spricht für sich selbst. Dazu schreibt Prof. Dr. Stephan Holthaus: „Wir brauchen eine Rückbesinnung auf den, mit dem die Zeitrechnung begann – und das ist Jesus Christus." Unsere westliche Gesellschaft braucht wieder die festen Werte und Überzeugungen des Glaubens. Dann mag kommen, was will. Wer Jesus Christus im Zentrum seines Lebens hat, der kann allen Trends gelassen entgegensehen. Davon überzeugt ist auch der zum Christentum übergetretene indische Wirtschaftswissenschaftler, Prof. Prabhu Guptara, Visiting Professor an verschiedenen Universitäten und Business Schools. In einem Interview sagte er:

„Wenn Sie alle Philosophien, Lehren und Lebensweisen studieren, die von weisen und großen Persönlichkeiten stammen, finden sie keine, die die wichtigsten Fragen des Lebens befriedigender beantwortet als Jesus Christus. Wichtiger noch: Kein anderer ist heute lebendig und ermöglicht – jedem, der sich führen lassen will – eine Beziehung zu ihm, die tagtäglich trägt."

Das könnte Sie auch interessieren