01.11.2016

Wie soll ich das alles schaffen?

"Ich habe immer gedacht, wenn man sich nur zusammennimmt, kann man erreichen, was man will. Aber dann hat mein Körper nicht mehr mitgemacht.' So oder ähnlich beginnen viele Geschichten von Menschen, die ausgebrannt zu einem Arzt kommen, der ihnen später ein "Burnout" diagnostiziert. "Ich habe mich wahrscheinlich zu sehr eingesetzt", erzählt ein Manager, der Nächte hindurch gearbeitet hat und sogar an den Wochenenden keine Zeit mehr fand für seine Familie. Seiner Frau sagte er, dass er glaube, dass es bestimmt schon bald besser werden würde. Aber es wurde nicht besser. Seine Hektik, sein Telefonieren während der Arbeitspausen, sein Fernbleiben von geselligen Anlässen; all das verselbstständigte sich und führte allmählich zu einer Entfremdung – und schließlich zum Absturz. Der nahm interessanterweise bei einem Sturz mit dem Fahrrad seinen Anfang. Eigentlich war es nur eine Verletzung am Knie, doch plötzlich wusste er im wahrsten Sinn des Wortes nicht mehr weiter. Denn nun machte sich eine tiefe Erschöpfung in ihm breit. Er hatte keine Ideen mehr und fragte sich nur noch: Wozu das alles?

Ähnliches erleben jedes Jahr Tausende hoch motivierter Menschen. Angestellte in sozialen und helfenden Berufen sind besonders gefährdet, aber auch in Berufen, die ein hohes Maß an menschlicher Kompetenz, Motivation und Führungsverantwortung erfordern – Pfarrer, Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Pflegekräfte. In all diesen Berufsgruppen erleben wir derzeit einen besonderen Anstieg an Herausforderung und Überlastungen.

Was führt zu dieser Überbelastung?

Die Erfahrung zeigt, dass vier Faktoren das Ausbrennen beeinflussen: Da ist zuerst der Arbeitsplatz; aber auch die Persönlichkeit, Familie bzw. Partnerschaft und die körperliche Gesundheit können dazu beitragen. Vor allem Menschen, die eine besondere Sensibilität aufweisen, geraten leicht in Situationen der Überlastung. Sie möchten helfen, fühlen sich aber oftmals machtlos im Getriebe eines Unternehmens. Wer für andere da sein möchte, aber letztlich nicht dazu imstande ist, kann leicht in Stress geraten, der zu einer Überforderung führt, die nicht so ohne weiteres abzuschütteln ist. Gerade ein hohes Maß an Engagement wird oft zu einer Falle, die leicht übersehen wird.

"Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?"
Worte Jesu in der BIBEL, Mk. 8,36

Am Ende ist es so, dass Kinder heranwachsen, die ihren Vater kaum noch sehen. Berufstätige Mütter ersticken heute ohnehin sehr oft in der Mehrfachbelastung zwischen Beruf, Kindererziehung und Haushalt. "Wenn wir diese Durststrecke erst einmal hinter uns haben", heißt es meist, "dann wird alles besser!' Doch so wie eine Pflanze eingehen kann, wenn sie zu wenig Wasser bekommt, so kann auch eine Beziehung verkümmern, wenn wir nicht darauf achten und ihr nicht die Zeit und Aufmerksamkeit widmen, die dafür notwendig ist. Wer ständig unter Hochdruck steht, bei dem muss es früher oder später zu einer Krise kommen. Das kann eine Erschöpfung sein, die sich auch in den Gefühlen äußert, oder eine Krankheit. Plötzlich ist man nicht mehr mehr belastbar oder ständig gereizt, bis am Ende dann der Satz steht: "Ich schaffe das nicht mehr!'

Die Beispiele der Bibel

Diese Beispiele gibt es auch in der Bibel. Als Mose von seinem Schwiegervater Jethro Besuch bekommt, sieht Jethro, wie Mose von morgens bis abends mit der Schlichtung von Streitigkeiten im Volk Israel beschäftigt ist. "Such dir einige rechtschaffene Männer für die kleineren Streitigkeiten und du richtest nur noch die großen und wichtigen Fälle', rät Jethro ihm. (2. Mose 18,13-27) Überlebens-Strategien wie diese sind oft die letzte Rettung in der Not. Doch wir müssen auf solche Ratschläge auch hören. Wenn das der Fall ist, werden vielleicht auch wir im Nachhinein sagen: "Wie gut, dass so ein 'Jethro' kam und mich darauf hingewiesen hat, was geändert gehört." Denn selbst sehen wir es oft leider nicht. Allerdings – und das ist gar nicht so selbstverständlich – müssen wir den guten Ratschlag des anderen auch umsetzen. Denn darum geht es. Dass wir wieder ins Gleichgewicht kommen zwischen Arbeit und Privatleben, Aktivität und Ruhe, wie wir es alle nötig haben. Der eine mehr, der andere weniger, aber letztlich brauchen wir alle diesen Ausgleich, um gesund und fit zu bleiben.

Was gilt es vorbeugend zu beachten?

  1. Jeder Mensch hat nur begrenzte Energie – ob es uns gefällt oder nicht; es ist eine Tatsache, mit der wir leben müssen. Wer glaubt, dass das auf ihn nicht zutrifft, wird seine Grenzen früher oder später bestimmt noch kennenlernen.

  2. Atempausen im Alltag müssen sein – eine Stunde an der frischen Luft, ein Fitnesstraining oder eine Entspannung gehören zu jedem gesunden Tagesrhythmus.

  3. Wer nicht rechtzeitig nein zu sagen lernt, wird später nein sagen müssen – das klingt hart, entspricht aber der Erfahrung, die sehr viele Menschen schon machen mussten.

  4. Wenn es zu hektisch wird – halten Sie inne, fragen Sie sich: "Was kann passieren, wenn ich dies oder jenes nicht mehr imstande bin zu erledigen? Sind die Folgen wirklich so schlimm?' Wenn Sie ausbrennen, dankt Ihnen wahrscheinlich niemand dafür. Deshalb stellen Sie sich diese Frage lieber beizeiten. In der Bibel lesen wir dazu beim weisen König Salomo: "Sei nicht allzu gerecht und allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest.' (Pred. 7,16)

  5. Verlagern Sie berufliche Probleme nicht ins Privatleben – das ist leichter gesagt als getan, letztlich aber unumgänglich.

  6. Spitzenleistungen sind ab und zu nötig – doch sollte darauf ein Gegengewicht folgen. Nehmen Sie sich die Zeit dafür, um anschließend wieder frisch und mit neuen Ideen zurückzukommen.

  7. Wenn alle Stricke reißen und der Job Sie kaputt zu machen droht, dann denken Sie ernsthaft über eine Auszeit nach, bevor Sie ein Burnout dazu zwingt.

In jeder Krise liegt auch eine Chance

Wer dennoch einen Burnout erfährt, darf wissen, dass in jeder Krise auch eine Chance liegt. Es mag zuerst ganz und gar nicht danach aussehen, doch es ist eine allgemeine Lebenserfahrung. Christen wissen es ohnehin. Denn wer an den Gott der Bibel glaubt, weiß auch, dass Gott jeden Menschen – unabhängig von seiner Leistung  – liebt und sich um ihn kümmert. Im Alltag geht uns dieser Blick auf die wesentlichen Dinge im Leben oft verloren, werden Zeiten der Ruhe vernachlässigt und bleibt die Zeit für uns selbst, für Familie und Freunde auf der Strecke. Doch selbst dann gibt es die Chance zur Umkehr über den Weg des Glaubens. Denn der besteht immer. Dafür müssen wir nicht warten, bis wir in eine Krise geraten. Als Jesus einmal Wunder tat (siehe Mk. 1,35-39), suchten ihn am Morgen darauf seine Jünger. Wo fanden die ihn? Im Gebet. "Jeder sucht dich', sagten sie vorwurfsvoll. Doch Jesus antwortete: "Wir wollen jetzt weitergehen, in die umliegenden Dörfer. Ich muss auch dort die Gute Nachricht verkünden, denn dazu bin ich gekommen.' Jesus zog sich nach dem anstrengenden Tag also zurück und schöpfte neue Kraft im Gebet. Er ließ sich aber auch tags darauf nicht vereinnahmen, sondern zog weiter.

"Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, seinen Gott."
Die BIBEL, Psalm 146,5

Wenn ich Christ bin

Christen haben den Vorteil, dass der Gott der Bibel über die Jahrtausende hinweg der Gleiche ist und sich in seinem Wort sogar dazu verpflichtet, treu und verlässlich zu sein. Christen arbeiten auch nicht nur zum Geldverdienen, sondern sind letztlich aus einem ganz anderen Grund bei der Sache. In der Bibel heißt es: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes." (Mt. 6,33) Das Irdische ist also nicht das Einzige. Wenn ein Christ andere Menschen auch respektiert, so ist es doch nie nur sein Ziel, diesen Menschen zu gefallen. Das schafft eine gesunde Distanz, bewahrt vor falsch verstandener Loyalität und Abhängigkeit, die oft sehr leicht ausgenutzt werden kann. Die Frage ist, ob wir an den Gott der Bibel glauben. Denn nur wer an ihn glaubt, steht auch unter seinem Schutz und kann deshalb auch viel entspannter, ruhiger und sicherer den Herausforderungen des Lebens gegenübertreten. Burnout ist oft wie ein Warnschuss, der uns sagt, dass wir etwas ändern müssen, damit es nicht noch schlimmer kommt. Doch es gibt noch einen viel besseren Weg, um nicht ins Unheil  zu geraten – und das ist die Besinnung auf Gott, unseren Schöpfer. Wer sich ihm anvertraut und seinem  Wort der Bibel glaubt, der hat einen noch viel besseren Weg gefunden, um im Gleichgewicht zu bleiben. Denn wer könnte Herausfoderungen leichter bewältigen, als der, der seinen Schöpfer kennt und von ihm alles bekommt, was er zu einem erfüllten Leben braucht. Wo das der Fall ist, da sind Zukunftsängste unbegründet.

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