Zeiten, die die Welt verändern
Günther Anders, der bekannte Autor des Buches „Der antiquierte Mensch", schrieb schon vor einigen Jahren davon, dass der Mensch, das „antiquierte Wesen", selbst geschaffen hat, womit er nun nicht mehr mithalten kann. Doch diese Dynamik der Entwicklung wird inzwischen von der internationalen Konkurrenz und der Globalisierung der Märkte noch weiter vorangetrieben. Das alles bringt eine große Verunsicherung mit sich. Menschliche Fähigkeiten veralten schneller als je zuvor, werden ersetzt durch Maschinen. Ständig neue Produkte lassen andere noch schneller als bisher veralten. Bücher, CDs oder Filme haben noch einen Aktualitätswert von einigen Monaten, dann verschwinden sie wieder. Diese unglaubliche Geschwindigkeit wird begleitet von einer schier unaufhaltsamen Entwertung der Dinge, weil das Einzelne nicht mehr zählt, wo es in Massen vorhanden ist. Wir gebrauchen die einzelnen Dinge auch nicht mehr nur; wir verbrauchen sie, um sie anschließend wegzuwerfen.
Individualisierung und Traditionsverlust
Wir leben heute immer seltener in Ehe-, Familien- oder Ortsgemeinschaften, in denen es eine klare Rollenstruktur gibt. Alle einstigen Ordnungen und Traditionen werden abgebrochen oder in Frage gestellt. Religion ist geradezu unsichtbar geworden. Zwar gibt es sie inzwischen in unzähligen Formen, aber nicht unbedingt in den großen, sichtbaren Organisationen. Stattdessen wird Religion und Religiösität immer mehr zur Privatsache, die man sich zusammenbastelt, wie es einem gerade passt – und das aus den unterschiedlichsten religiösen Versatzstücken. Das führte selbst in den vom Katholizismus stark geprägten Regionen bereits dazu, dass in sog. katholischen Buchhandlungen manchmal mehr Esotherik angeboten wird als katholische Literatur. Katholische Begegnungszentren und Bildungshäuser lehren seit Jahren alles Mögliche – von Yoga bis hin zur Einführung in den Buddhismus.
Menschen können wählen – und sind überfordert
Wir können nicht nur wählen, wir müssen wählen. Das überfordert viele. Weil die wenigsten Zeit und Kraft dazu aufbringen, um sich vorher eingehend darüber zu informieren und sich ein Bild zu machen von dem, worüber sie entscheiden. Viele halten sich deshalb an Empfehlungen von Schmeichlern und Scharlatanen.
Die große Freiheit
Die große Freiheit, für die Generationen vor uns gekämpft und gerungen haben, wird immer mehr zur „Qual der Wahl" mit erhöhtem Risiko und der Gefahr der Entwurzelung. Denn losgelöst von sozialen Bindungen und traditioneller Verwurzelung leben Menschen in der Gefahr, abzurutschen in die Gewässer gefährlicher Abhängigkeiten. Drogen, Sex und Gewalt sind nur die vordergründigsten Gefahren. Politische oder weltanschauliche Verirrungen, esoterische und okkulte Experimente und Spinnereien die anderen; aber auch haarsträubender Aberglaube macht sich in unserer angeblich so aufgeklärten Welt bereits seit Jahren breit.
Leben in großer Aktivität und Unsicherheit
Viele leben ein Leben voller Widersprüche. Auf der einen Seite wird Kirche und Religion abgelehnt, auf der anderen hält der Aberglaube und ein „Gefühls"-glaube Einzug ins Leben. Mondkalender, Sternzeichen und okkulte Praktiken; das alles hat seit Jahren Hochkonjuktur. Gleichzeitig wird Shoppen immer mehr zur Lieblings-Freizeitbeschäftigung von heute. Wenn die Mittel dafür ausgehen, shoppen wir eben weiter, nämlich auf Kredit – aber deshalb nicht weniger, bestenfalls billiger. Bester Beweis dafür ist die Statistik der letzten Weihnachtseinkaufszeit. Die Illusion, man könnte über seine Verhältnisse leben und müsste den Preis dafür nie zahlen, hegten nicht nur jene Staaten, die jetzt im Zentrum der Schuldenkrise stehen. Auch für viele einzelne Menschen ist diese Vorstellung zur Maxime ihres Denkens geworden. Und wie es scheint, werden es mehr. Davon sprechen die Zahlen der Schuldnerberatungsdienste eine deutliche Sprache. Sehr oft wird der Konsum von Waren auch nur zu einem Ersatz für fehlende Anerkennung, fehlenden Sinn im Leben oder nicht gelebtes Leben. Die Welt wird für den Einzelnen immer unrealer.
Globalisierung und Ökonomie
Das europäische Wertesystem ist derzeit einer rapiden Umgestaltung ausgesetzt. Grund dafür ist die Globalisierung. Das wird von vielen noch nicht wahrgenommen. Doch es fällt auf, dass dieses marktwirtschaftliche Denken bereits Institutionen und Organisationen der Gesellschaft erfasst hat, die dafür gar nicht geeignet sind. Schulen, Sozialarbeit, Medizin, Altersversorgung und Kirchen – sie alle sollen auf einmal unternehmerisch denken und arbeiten. Management, Budgetierung, Wettbewerb, leistungsbezogene Bezahlung, Effektivitätssteigerung, Produktorientierung, Erfolgsmessung, die Metamorphose der Einrichtung zum Unternehmen und der Klienten zu Kunden. Überall geht es nur noch um Rationalisierung und Intensivierung der Arbeit im Sinne von Kostensenkung und Effektivitätssteigerung. Doch kann Kranken- und Altenpflege, Schule oder Kirche tatsächlich rationalisiert werden? In einigen Bereichen vielleicht, aber ganz sicher nicht generell. Vielmehr wird der Mensch durch eine Rationalisierung in diesen Bereichen zum berechenbaren Posten in der Bilanz und die Pflegerin in der Klinik oder im Seniorenheim zum Faktor, auf den Druck ausgeübt werden muss, eine bestimmte Anzahl von Arbeitsleistungen in einer bestimmten Zeit zu schaffen. Damit wird Unvorhergesehenes zum Störfaktor und Menschlichkeit zum Hindernis. Wer das Schema gewinnorientierten Unternehmertums auf nicht gewinnorientierte Bereiche der Gesellschaft wie Krankenhäuser, öffentliche Ämter, Kirche und Kultur überträgt, wird zwangsläufig Qualitätsminderung und Entmenschlichung in Kauf nehmen. Die gegenwärtige Globalisierung allerdings zwingt uns gerade dazu. Wer sich den marktwirtschaftlichen Kriterien zu verweigern versucht, rutscht in die Bedeutungslosigkeit ab. Selbst wenn es überall Einsparungsmöglichkeiten gibt, haben diese Einsparungen in vielen kirchlichen und sozialen Einrichtungen bereits spürbar zu einem Widerspruch zwischen marktwirtschaftlichem Denken und christlichem Liebesgebot, das nicht nach Zeit und Aufwand fragt, geführt.
Krisen können Chancen sein
Diesen Satz prägte der langjährige Leiter der Seelsorgeabteilung des ERF, Kurt Scherer. Doch ob eine Krise zur Chance wird, liegt nicht in unserer Hand. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass überall dort, wo Halt verloren geht, die Angst in jedem Fall zunimmt. Als Abwehr auf diese Angst folgen Verweigerung, Protest, Ressentiments, innere Emigration und Misstrauen. Diese Dynamik bestimmt heute vielfach das Klima in unserer Gesellschaft. Der Rückzug aus der Institution Kirche oder die Müdigkeit bei der Ausübung eines Ehrenamtes, das nachlassende soziale Engagement wie auch der schwindende Idealismus in den Schulen sind nur einige Beispiele dafür. Viele Menschen sind zudem der Angst vor einem Verlust der Arbeit und daraufhin drohender Verarmung ausgesetzt. In einigen Ländern ist diese Angst vor einem Verlust der Arbeit bereits die am häufigsten zu beobachtende Angst. Arbeitslosigkeit bedeutet in solchen Ländern nicht nur eine Gefahr der Verarmung sondern auch Kränkung, Ausgrenzung und Auflösung von Strukturen, die das alltägliche Leben tragen. Wer Arbeit hat, dessen Leben ist dadurch auch strukturiert und gehalten.
Die Aufgabe der Christen in Zeiten wie diesen
Es erscheint paradox, doch in einer Zeit der Verunsicherung, der Fragen und Nöte, wie wir sie heute erleben, versagen Christen einmal mehr kläglich. Die große katholische Kirche ist mit sich selbst beschäftigt, kämpft mit internen Problemen und dem schrecklichen Versagen von Priestern gegenüber Schutzbefohlenen, einer unaufhaltsamen Veralterung des Klerus und rapide schwindender Kirchenzugehörigkeit. Die große evangelische Kirche verliertsich in politischen Themen wie einer Gleichstellung von Homosexuellen oder dem Einsatz für Zuwanderer. Während die junge weltweit zu beobachtende christliche Bewegung des evangelikalen Christentums sich in heilloser Aufsplitterung aufreibt und sich dadurch Kraft und Glaubwürdigkeit nimmt.
Eine Krise ist eine Krise. Ob sie zur Chance geworden ist, weiß man immer erst hinterher.
Krisen schüren Ängste. Denn zu oft heißt es, von Vertrautem Abschied nehmen; Trauer zu tragen oder zu ertragen. Christen haben die Antwort auf diese Krisen und sie hätten die Mittel, um zu helfen und Menschen den Weg zur Kraft Gottes zu zeigen. Sie haben die Botschaft des liebenden Gottes, Worte des Trostes und der Sicherheit. Sie haben auch die Geschichten Jesu und die über die Jahrtausende erhalten gebliebene Kraft dieser Geschichten und Gleichnisse, Psalmen und Bilder, Symbole und Rituale. Kurzum, Christen haben alles, was viele Menschen in unserer Zeit so dringend und sehnsüchtig suchen. Diese Schätze, deren Kraft ungebrochen ist und deren Werte ewig sind, gilt es, den Menschen weiterzugeben als Antwort auf ihre Fragen.
Christen und die islamische Welt
Christen haben auch gegenüber der muslimischen Welt das, wonach diese Menschen hungern und dürsten. Der Publizist Mosab Hassan Yousef, ein zum Christentum konvertierter Sohn eines Gründers der palästinensischen Hamas plädierte auf dem Kongress über „Christenverfolgung heute", der vom 23. bis 26. Oktober 2011 in Schwäbisch Gmünd stattfand, für eine noch stärkere Nutzung christlicher Medien, um Muslime vom – wie er sagte – „Monster Islam" zu befreien.
Den „Arabischen Frühling" nannte er dabei „eine große Verführung", die „keine echte Revolution" bedeute. Vielmehr werde ein islamisches Regime durch ein anderes ersetzt, während die Kontrolle der Religion über die Menschen bleibe. Für den in den USA lebenden Yousef ist klar: „Erst wenn Muslime gegen den Islam und seinen Begründer Mohammed protestieren, gibt es Grund zum Optimismus."
Nicht zuletzt die technischen Möglichkeiten des Fernsehens und der neuen sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter u. a. bieten heute – trotz Zensur und Christenverfolgung in diesen Ländern – eine ganz neue Chance für die islamischen Länder, um etwas über den christlichen Glauben zu erfahren und darüber ins Gespräch zu kommen. Auf besonders großes Interesse stießen in den letzten Jahren Interviews und Kurzfilme, in denen ehemalige Muslime aus ihrem Leben und über ihre Enttäuschungen mit dem Islam berichten.
„Viele Muslime sind von ihrer Religion enttäuscht und suchen nach einem Gott, der ihnen echte Freiheit verspricht", sagte Abu Ali, der Direktor des christlichen Fernsehsenders „Al Hayat", der selbst Muslim war und zum Christentum konvertierte.
Abu Ali, dessen richtiger Name aus Sicherheitsgründen geheim gehalten werden muss, erzählte während der Konferenz auch davon, dass sein Sender mehrere hundert Videoclips erstellt, die im Internet auf Youtube zu sehen sind. Innerhalb nur eines Jahres habe es darauf 500.000 Rückmeldungen gegeben. Monatlich kopierten rund drei Millionen Internetnutzer, die diese Videoclips selbst sahen, sie für ihre Freunde. Auf dem Kongress berichteten mehrere Referenten übereinstimmend davon, dass jede Woche Tausende von Muslimen zum christlichen Glauben finden. Linus Pfister von „Hilfe für Mensch und Kirche" und Vorsitzender der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit, meinte dazu, dass ihn diese Entwicklung nicht überrasche, denn „sehr viele Menschen suchen nach Antworten auf Fragen, die Jahrhunderte lang nicht gestellt werden durften."
Realität nach der Revolution in der arabischen Welt
Im vergangenen Jahr haben die Umbrüche in der arabischen Welt praktisch die gesamte Welt in Atem gehalten. Was daraus geworden ist, entspricht dem, was Mosab Hassan Yousef, der zum Christentum konvertierte Sohn eines Gründers der Hamas und jetzige Publizist sagt: „Der 'Arabische Frühling' erweist sich als 'große Verführung', die 'keine echte Revolution' bedeutet." Im Gegenteil. Das Wahlergebnis in Ägypten zeigt, dass 70 Prozent der Stimmen auf Islamisten fielen, die für eine muslimische Staatsform eintreten, in der – wie im Iran – Religion und Staat zusammenspielen und die Menschen bis in ihre Privatsphäre hinein kontrolliert und fremdbestimmt werden. Damit wurden die Hoffnungen idealistisch gesinnter Europäer einmal mehr gründlich enttäuscht – und ebenso die Hoffnungen und Erwartungen der vielen jungen Menschen in der islamischen Welt, die sich von der Aufbruchstimmung auch eine Verbesserung ihrer Lebensumstände erwartet hatten. Nichts davon ist geschehen – im Gegenteil, die Wahlergebnisse sind so ernüchternd, dass bereits in allernächster Zukunft mit Unterdrückung und Repression zu rechnen ist. Frauen zum Tragen der für sie vorgesehenen Verkleidungen gezwungen und Minderheiten sehr bald verfolgt werden. Die Mehrheit der Wähler in Tunesien und Ägypten wollten – so scheint es – Muslime an der Regierung haben, die mit den Geboten ihrer Religion das soziale und staatliche Leben regeln. In Saudi Arabien ist es bereits heute so, dass Einheimische nicht Christen werden dürfen und ausländischen Christen nicht gestattet wird, sich zu versammeln. In Ägypten leben Christen seit Jahren als stark diskriminierte und vielfach verfolgte Minderheit. Nach dem Abgang der alten Herrscher – und dem Ausgang der Wahlen – haben nun aber auch in Ägypten jene islamischen Kräfte die Hebel der Macht in der Hand, die alle Christen am liebsten des Landes verweisen möchten. In der Regel wird das von islamistischen Gruppen mit Repressalien und Terror vorangetrieben, der von der Polizei geduldet und vom Staat vielleicht sogar insgeheim befürwortet wird. Der anhaltende, furchtbare Staatsterror der iranischen Mullahs gegen ihre freiheitsdurstigen Mitbürger, die Schläge der türkischen Regierung gegen die Kurden sowie die tägliche Hetze und Gewalt gegen Minderheiten in Pakistan und die Menschenverachtung der afghanischen Taliban, dazu die Christenverfolgung im Irak, in Nigeria, im Sudan und in vielen anderen islamischen Staaten – all das zeigt uns, was wir nach diesem Jahr des Umbruchs im Nahen Osten aller Voraussicht nach zu erwarten haben. In seinem Artikel unter der Überschrift: „Ein Jahr nach dem Aufbruch – Wie weiter in der islamischen Welt?" schreibt Peter Schmid: „Was Islamisten den verunsicherten und desinformierten Arabern heute vor Augen malen, ist eine zunehmend gerechte und heile Gesellschaft, durch die auf den Gesetzgeber Mohammed zurückgehende Scharia mit göttlicher Autorität geordnet und geeint." Und Peter Schmid schreibt weiter: „Aus christlicher Sicht ist diese Vision wie eine Fata Morgana, ein Trugbild – wer in der Wüste darauf zugeht, um seinen Durst zu stillen, wird durstig bleiben." Und dennoch sollten uns die Schlagzeilen der Islamisten nicht den Blick auf das viel tiefer liegende Entwicklungspotential verstellen. Denn Millionen Araber suchen nach neuen Perspektiven. Viele interessieren sich für Jesus oder Isa, den Sohn der Maria, wie sie Jesus nennen, den Propheten, an den die Christen glauben. Wenn der arabische Frühling auch, wie es aussieht, direkt in einen Winter münden wird, so bleibt dennoch dieses Suchen nach Wahrheit und dem persönlichen Heil, das einmal vielleicht noch viel stärker hervorbrechen wird, als wir es heute für möglich halten, wenn die Enttäuschung über den Islam erst einmal groß genug ist, wie das im Iran bereits der Fall ist. Kein politisches Regime wird nämlich je imstande sein, die Sehnsucht des Menschen nach Freiheit und Würde auf Dauer zu unterdrücken. Das hat sich bereits in den kommunistischen Staaten gezeigt und wird sich auch in den muslimisch geprägten Ländern wieder zeigen. Doch solche Entwicklungen brauchen Zeit. Deshalb können wir unsere idealistischen Erwartungen wohl wieder vergessen und uns auf Jahre der Konterrevolution einstellen, wie sie uns aus der europäischen Geschichte bestens bekannt sind.
Abschiedsworte Jesu – für unsere Zeit gesagt?
Wenige Tage bevor Jesus gekreuzigt wurde, sprach er über das Ende der Welt. Seine Jünger fragten ihn: „Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?" Darauf antwortete Jesus, indem er von einer zunehmenden Dunkelheit sprach. Von einem Vergehen und Zerbrechen von allem, was uns wichtig ist und was wir mit aller Kraft festhalten. Wörtlich sagte Jesus: „Kein Stein wird auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen wird." Der Weg in die Zukunft wird von Jesus als Weg in die Dunkelheit beschrieben. Das Wunderbare, das Großartige und Tröstliche ist allerdings, dass hinter dem düsteren Zukunftsbild, das Jesus uns vor Augen malt, ein neuer Himmel und eine neue Erde auf uns wartet, in denen es keine Tränen und kein Leid mehr geben wird. Alles, was derzeit geschieht, kann auch als Zeichen verstanden werden, wie Jesus sie schon vor 2000 Jahren angekündigt hatte. Alle Schmerzen, Tränen und zerbrochenen Hoffnungen sind wie „die Wehen vor einer Geburt"
(vgl. Matthäus 24, 8). Bei allen Naturkatastrophen, Revolutionen und Umbrüchen in der Welt wie hier in Europa, sagt Jesus: „Das sind die Geburtswehen einer neuen Welt." Die Mutter, die ein Kind erwartet, kann die Schmerzen, die sie manchmal bis an den Rand des Todes bringen, durchhalten, weil sie weiß: „Das ist kein Todeskampf. Das sind Wehen.
Da kommt Leben heraus!" Die Freude auf das neue Leben, die Freude auf die Geburt, lässt sie alles durchstehen. Die „Zeichen der Zeit", von denen Jesus spricht, sind bereits geschichtliche Wirklichkeit (siehe Text im Kasten!). Dazu zählen: die Rückkehr der Juden nach Israel, Israels Staatsgründung und das Erblühen seiner Wüsten. Erdbeben und Kriege, die weltweit wachsende Christenverfolgung u. a. Doch bei all dem sagt Jesus: „Das sind erst die Anfänge der Wehen." Wir wissen, dass Wehen vor einer Geburt in verschiedenen Phasen verlaufen und immer heftiger werden. Zuerst kommen die Vorwehen, dann die Eröffnungswehen und schließlich die Presswehen. Zu den „Presswehen" schreibt Michael Wanner in seinem Artikel „Die Geburtswehen einer neuen Welt": „Die Presswehen dauern etwa 45 Sekunden und treten eine halbe bis eine Stunde vor der Geburt auf. Als Presswehen vor seiner Wiederkunft nennt Jesus 'weltweite Christenverfolgungen', 'zunehmende Verführung auch in christlichen Kreisen' und die 'Auflösung der Gesetze und Ordnungen' sowie dass 'das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt gepredigt wird zum Zeugnis für alle Völker. Dann wird das Ende kommen.'" Wohl denen, die dann in Wahrheit und nicht nur in ihrer Einbildung von sich sagen können: „Ich gehöre zu Jesus!" Denn sie werden mit ihm in seiner neuen Welt sein, wo es keine Tränen und kein Leid mehr geben wird.