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14.05.2025

500 Jahre Täuferbewegung (Teil 3)

Das Leben der Frauen der Täuferbewegung, 1. Teil

Die anderen drei Frauen verweigerten dies. Was mit ihnen zu geschehen hatte, schrieb der Tiroler Landesherr Ferdinand I. dem zuständigen Richter. Clara Schneider sollte, da sie schwanger war, gesondert untergebracht werden, bis ihr Kind auf die Welt kommt. Gefangen gehalten wurde sie dennoch. Dabei hatte ein Priester die Aufgabe, sie von ihrem „Irrglauben“ abzubringen und sie dafür auch entsprechend unter Druck zu setzen. Elspet Lipp und Katharina Präst, so die Namen der beiden anderen Frauen, hingegen wurden dem Züchtiger übergeben, der sie mit Ruten schlagen sollte, um sie zum Widerruf zu bewegen. Da dieser sich jedoch zunächst weigerte, gab es einen Befehl der Regierung, dem auch er sich zu beugen hatte. Als letzte Aufzeichnung über Elspet und Katharina liegt ein Schreiben von Ferdinand I. vom 7. Juni 1533 vor, in dem er befiehlt, die Züchtigung fortzuführen, bis die Frauen zum Widerruf bereit wären. Wenn sie jedoch weiterhin zu ihrem Glauben stehen, sollten sie zum Tode verurteilt werden. Das gleiche Schicksal stand auch der Schwangeren Clara Schneider bevor, sobald sie ihr Kind geboren hatte. Es muss schrecklich für sie gewesen sein, nicht zu wissen, was mit ihrem Neugeborenen dann geschehen würde, wo es aufwachsen würde und ob sie es jemals wiedersehen würde.

In der ERF Thema des Monats Reihe hören Sie mehr von diesen Berichten aus der Zeit um 1525, wie es den Täufern und da vor allem den Frauen in der Verfolgung erging. Priv.-Doz. Dr. Astrid von Schlachta spricht in ihren Vorträgen sehr ausführlich darüber, was diese Frauen der Täufer glaubten und wie sie lebten. Dr. Astrid von Schlachta geht auch auf die hochinteressante Frage ein, ob es in den Reihen der Täuferbewegung einen Unterschied gab zwischen Männern und Frauen, der gegenüber der übrigen Bevölkerung deutlich wurde.

Wir können uns wahrscheinlich kaum vorstellen, was diese Frauen in der Verfolgung erlitten haben. Selbst für Täuferinnen wie Anna Gerber, die entdeckt und wieder freigelassen wurde, war die Situation alles andere als einfach. Aufgrund der geltenden gesetzlichen Vorschriften musste sie ihren Widerruf nämlich öffentlich von der Kanzel der Kirche aus wiederholen und auch dafür Buße tun. Diese Buße wurde ihr vom Pfarrer jeweils auferlegt.

Viele kehrten dennoch zu den Täufern zurück und gerieten dadurch noch unter Druck, weil darauf ganz besonders harte Strafen verhängt wurden. Katharina Hutter, die Frau des Jakob Hutter musste diesen Weg gehen, um am Leben zu bleiben und nicht hingerichtet werden. Was sie deshalb an Grausamkeiten erleiden musste, ist geradezu unvorstellbar. Dieser Leidensweg endete, als sie schließlich von ihren Verfolgern ertränkt wurde. Eine unglaublich brutale Form der Hinrichtung, die im Land Tirol allerdings immer wieder zur Anwendung kam. Wie Elspet und Katharina, die vom Züchtiger in Meran über Monate hinweg Schläge erlitten, weil sie ihrem christlichen Glauben nicht abschwören wollten, gab es noch viele andere Frauen unter den Täufern, die gefoltert und hingerichtet wurden – die meisten tötete man durch die brutale Hinrichtungsform des Ertränkens in einem Bach.

Hören Sie mehr über die Frauen der Täuferbewegung im Thema des Monats Mai im ERF Süd. Es ist in ganz Österreich und in Südtirol auf DAB+ und im Webradio auf www.erfsued.com zu empfangen. Weitere Literatur zur Täuferbewegung finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter www.buchgalerie.com.

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