
500 Jahre Täuferbewegung (Teil 6)
Sie vermittelten etwas, wofür es sich zu leben und zu kämpfen lohnte. Viele waren sogar bereit für ihren Glauben zu sterben. Doch was genau war das für eine Überzeugung? Was war das für ein Glaube, der so eine Anziehungskraft ausübte? Und wäre das, was den Menschen damals Orientierung gab, auch für uns heute noch relevant?
Im Rahmen der ERF Thema des Monats Reihe geht die Historikerin und Expertin Dr. Astrid von Schlachta auf einige wesentliche Merkmale der Täuferbewegung ein und spricht auch darüber, warum diese Prinzipien bis heute wichtig für unsere Gesellschaft sind. Eine dieser zentralen Überzeugungen der Täufer war, dass jeder in Freiheit und Mündigkeit leben sollte – besonders in Glaubensfragen. Das heißt zum einen, dass keine Obrigkeit und niemand vorschreiben darf, was jemand zu glauben hat. Zum anderen bedeutet es aber auch Verantwortung zu übernehmen für seine eigenen Worte und Taten. Die Forderung nach Religionsfreiheit, wie sie auch in vielen Verfassungen der westlichen Länder verankert ist, hat ihren Ursprung in der Täuferbewegung. Ihre Anhänger waren davon überzeugt, dass Kirche und Staat getrennt bleiben sollten – ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen ihrer Zeit, wo geistliche und weltliche Macht kaum voneinander zu unterscheiden war. Die Täufer ordneten sich der Regierung unter, die sie als von Gott eingesetzt betrachteten. Allerdings nur solange diese Regierungen nicht etwas von ihnen verlangten, was gegen den Willen Gottes stand, wie er in der Bibel niedergeschrieben ist. Sobald das der Fall war, leisteten sie auch gegen die Regierung gewaltlosen Widerstand, wie es dem Prinzip der Täuferbewegung entsprach, die in völliger Gewaltfreiheit und Wehrlosigkeit lebte.
Ein weiteres Kennzeichen der Täufer war der hohe Stellenwert von Gemeinschaft. Täufer sahen sich als Brüder und Schwestern, die bereit waren, ihre Habe miteinander zu teilen. Einige Gruppen von Täufern lebten sogar in Gütergemeinschaft, wie z. B. die Hutterer, die das bis heute so praktizieren. In den Zeiten, in denen sie in Freiheit und ohne Verfolgung leben konnten, blühte die Täuferbewegung auf, hatte eine hochentwickelte Handwerkskunst und –kultur und ein beispielhaftes Schulsystem für ihre Kinder.
All das war den Täufern wichtig. Weil sie sich konsequent an der Lehre Jesu hielten, wie sie bis heute in der Bibel zu finden ist, richteten sie auch ihr Leben danach aus. Was Jesus in der Bergpredigt lehrt, versuchten die Täufer praktisch umzusetzen und waren sogar bereit, dafür Verfolgung in Kauf zu nehmen.
Im Thema des Monats Mai im ERF Süd können Sie sich ausführlicher über die Täuferbewegung und ihre Überzeugungen informieren. Es ist in ganz Österreich und in Südtirol auf DAB+ und im Webradio auf www.erfsued.com zu empfangen. Weitere Literatur zur Täuferbewegung finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter www.buchgalerie.com.