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25.10.2024

Sehnsucht nach mehr (Teil 5)

Recht haben oder lieb haben

Möbel und Dekoration sind gut aufeinander abgestimmt und man bekommt den Eindruck, dass in diesen Wohnungen nichts am falschen Ort steht. Die Frage ist nur, wie oft sich diese Harmonie dann auch im Ehe- und Familienleben widerspiegelt, in den Beziehungen zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern, Verwandten oder Nachbarn. Da allerdings zeigt die Erfahrung, dass es oft auch Streit, Neid und Misstrauen gibt, denen Enttäuschungen folgen und dass es oft sogar zu Hass kommen kann. Ein schön und stilvoll eingerichtetes Haus ist jedenfalls noch keine Garantie dafür, dass es auch in anderen Bereichen des Lebens genauso harmonisch ist.

Axel Kühner kommt in der aktuellen Ausgabe der Sendereihe „Thema des Monats“ im ERF Süd darauf zu sprechen, wie Beziehungsprobleme gelöst werden können. Wenn wir nicht immer auf unser Recht pochen, sondern danach streben, unserem Gegenüber barmherzig und in Liebe zu begegnen, so ist das der beste Weg, um Frieden und Harmonie zu wahren. Genauso hat Jesus es gelehrt und vorgelebt. Das sehen wir am Beispiel der Frau, die beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt wurde. Die religiösen Führer der Juden brachten die Frau zu Jesus und fragten ihn, was mit ihr geschehen soll. „Mit dieser Frage“, so heißt es in der Bibel, „wollten sie Jesus eine Falle stellen, um Anklage gegen ihn erheben zu können“ (Johannes 8,6). Denn nach den Gesetzen des Mose musste die Frau hingerichtet werden – und zwar durch Steinigung. Jesus allerdings bückte sich und schrieb etwas mit seinen Fingern in die Erde. Als die Ankläger der Frau jedoch auf eine Antwort bestanden, „richtete er sich auf und sagte: ‚Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie‘, dann beugte er sich wieder und schrieb weiter auf die Erde“ (Johannes 8,7-8).

Jesus wusste, dass die Männer gekommen waren, um ihn zu versuchen. Gleichzeitig wusste er aber auch, dass sie nach dem Gesetz Recht hatten. Jesus beschönigt oder verharmlost die Sünde der Frau nicht. Dennoch kommt sie frei und erhält eine neue Chance. Nicht weil Jesus ihre Sünde gut geheißen hätte, sondern weil es ihm durch seine Antwort gelang, den religiösen Männern zu zeigen, dass auch sie Sünder waren, wie diese Frau. Vor Gott standen sie nicht besser da als sie, die eine Ehebrecherin war und ganz offensichtlich gesündigt hatte. Aber auch die die Männer, die gekommen waren, um die Frau zu verklagen, hatten gesündigt. Vielleicht hatten sie Menschen in ihrem Umfeld verletzt oder sie hatten gelogen, waren untreu, stolz oder ungerecht. Was immer es war; sie waren sich bewusst, dass sie nicht ohne Sünde waren. Zum Glück waren diese Männer einsichtig genug, sich selbst nicht für sündlos zu halten, deshalb warf keiner von ihnen den ersten Stein, stattdessen „verließ einer nach dem anderen den Platz; die ältesten unter ihnen als Erste. Zuletzt war Jesus allein mit der Frau, die immer noch dastand, wo ihre Ankläger sie hingestellt hatten“ (Johannes 8,9).

Jesus, der als einziger ohne Sünde war, hätte jetzt das Recht gehabt, das Todesurteil über diese Frau zu sprechen, doch er tat es nicht. Stattdessen begegnete er der Frau mit seinem Erbarmen und seiner Liebe. Als er sich aufgerichtet hatte, fragte er die Frau: „‚Wo sind sie geblieben?‘, ‚Hat keiner dich verurteilt?‘ ‚Nein, Herr‘, entgegnete die Frau, ‚keiner‘. Da sagte Jesus: ‚Dann verurteile ich dich auch nicht; geh hin und sündige von nun an nicht mehr!“ (Johannes 8,10-11). Jesus lässt die Frau gehen, nicht weil sie es nicht verdient hatte, gesteinigt zu werden, sondern weil er bereits wusste, dass er diese Strafe selbst auf das Kreuz tragen würde.

Als Jesus später für unsere Sünden am Kreuz starb, nahm er nicht nur die Sünde der ganzen Welt auf sich, sondern auch die dieser Frau. Er starb für den Ehebruch, den diese Frau begangen hatte, wie für alles, was wir in unserem Leben falsch gemacht haben und noch immer falsch machen. Jedes böse Wort, jede Eifersucht und Bitterkeit in unserem Herzen, all unsere Ich-Sucht, die Lügen und Lästerungen, all das nahm Jesus mit auf das Kreuz, um es zu sühnen. Statt auf Recht und Ordnung zu bestehen, hat Jesus sich selbst hingegeben, um die Ordnung und das Recht wiederherzustellen. Seither kann Frieden zwischen Gott und uns Menschen einkehren – und damit auch in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, indem wir in Wahrheit und Liebe daran arbeiten, wie auch Gott es für jeden von uns getan hat und bis heute tut.

Näheres dazu hören Sie in der Sendereihe „ERF-Thema des Monats“ - im Oktober unter der Überschrift: „Sehnsucht nach mehr“. Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter www.buchgalerie.com

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