Wenn es außen still ist, wird es innen ganz laut
„Einst wird man von der Stille wie von einem Märchen erzählen“, sagte einst Hans Arp, ein bekannter deutscher Lyriker des vorigen Jahrhunderts. Heute könnte man meinen, dass wir diese Zeit schon erreicht haben. Neben den Lärmbelästigungen von außen sind wir auch denen von innen ausgesetzt. Deshalb suchen wir manchmal sogar die Töne und Geräusche, die sich eigentlich vermeiden ließen, um uns abzulenken. Oft fällt es uns schon schwer, in unserem Alltag mal für kurze Zeit still zu werden. Immer muss etwas los sein. Und wenn das mal nicht der Fall ist, haben wir unser Handy schneller zur Hand als wir denken können. Die vielen Reize, die wir über die Medien aufnehmen – egal ob es Töne oder Bilder sind – hindern uns letztlich daran, zur Ruhe zu kommen.
Doch früher oder später brauchen wir alle Zeiten der Stille. Solche Zeiten sind nicht nur erholsam, sondern fördern auch unsere Gesundheit. Trotzdem können sie manchmal unerträglich werden. Vielleicht weil wir uns dann plötzlich einsam fühlen oder weil Gedanken auf uns einprasseln, mit denen wir nicht umzugehen wissen.
„Die Stille zieht Gedanken an, Lärm verjagt sie“, schrieb der österreichische Schriftsteller Ernst Ferstl. Und der Neurowissenschaftler und Arzt Dr. Volker Busch formuliert es so: „Wir schrecken oft deswegen vor Stille zurück, weil sie uns mit unschönen Gedanken und Gefühlen konfrontieren kann. Wenn es außen still wird, wird es innen auf einmal ganz laut und das will man natürlich nicht immer hören. Das ist der Grund, warum viele Menschen heute ein ständiges Grundrauschen um sich herum brauchen. Der permanente Konsum digitaler Datenströme hilft ihnen, nicht in schmerzvolle Innenwelten abgleiten zu müssen.“
Wenn wir es nicht schaffen, Stille zuzulassen, verpassen wir viel. Wir berauben uns aber auch der Entspannung, der Erholung und des inneren Wachstums, das daraus entstehen kann. Dr. Volker Busch weist zudem darauf hin, dass in der Stille unser Gehirn wächst. Wenn es leise ist, entstehen in bestimmten Hirnregionen neue Nervenzellen. Aber wie können wir Stille finden und dann auch aushalten, um all diese Vorteile zu genießen?
Das Ausschalten von äußeren Störfaktoren ist oft auch nur eine Frage der Disziplin. Aber wie sieht es mit den inneren Hindernissen aus? Von David, dem berühmten Psalmisten stammt der Satz: „Allein bei Gott findet meine Seele Ruhe, von ihm kommt meine Rettung“ (Psalm 62,2). Mit seinem Psalm möchte er auch uns zu dieser Stille verhelfen, wenn er schreibt: „Vertraut auf ihn allezeit, ihr Leute! Schüttet euer Herz vor ihm aus! Gott ist unsere Zuflucht“ (Psalm 62,9). Wir können die Gedanken und Gefühle, die uns durch den Kopf gehen, sobald wir still werden, vor Gott ausbreiten. Er kann uns helfen, damit umzugehen, Vergebung schenken und uns neue Perspektiven eröffnen. Suchen Sie diese Zeiten der Stille und kommen Sie bei Gott zur Ruhe! Das wünsche ich Ihnen!
Sarah Burkhardt