10.05.2022

Idealismus und Ideologien (Teil 2)

Dabei hat er vor allem deutlich gemacht, warum aus Idealismus in der Geschichte so oft Gewalt, Terror, Fundamentalismus und Kriege entstanden sind. Alle totalitären Systeme der vergangenen Jahre haben stets all jene als ihre Todfeinde betrachtet, die ihnen im Wege standen. So können wir sagen, dass wohl nichts in dieser Welt mehr zu fürchten ist, als Menschen, die einer Ideologie anhängen. Die Abgründe des Menschen kommen wahrscheinlich nirgends so deutlich zum Vorschein, wie in der Anwendung solcher Ideologien. Dabei werden Gier, Selbstsucht, Machthunger und Eitelkeit zur letztgültigen Instanz, wenn auch meist nur getarnt. Wenn ich einer solchen Ideologie anhänge, werden Mitmenschen zu einem bloßen Mittel zum Zweck. Wo sie meinen Zwecken nicht mehr genügen, werden sie wertlos.

Im christlichen Glauben geht es nicht um Ideologie, denn die Mitte des christlichen Glaubens ist kein Ideal, sondern eine Person. Deshalb sind Christen auch nie Idealisten und schon gar keine Ideologen, es sei denn sie verleugnen, was sie sind: nämlich Christen. Ihr letzter Bezugspunkt, ihre letzte Instanz ist keine Idee, sondern eine Person – und das ist Jesus Christus, der Gekreuzigte. Das Kreuz ist das absolute Gegenteil einer Ideologie. Hier setzt sich jemand nicht durch, sondern er setzt sich aus. Das Kreuz ist das Gegenteil von Egoismus und von Triebhaftigkeit. Das Kreuz ist das Zeichen der Ohnmacht und einer Liebe, wie wir sie sonst nirgends finden.

Alles, was wir begehren, wird uns in dieser Liebe geschenkt. Wir werden geliebt von der letzten Instanz, von unserem Schöpfer selbst. Wer diese Liebe ablehnt, wird sich selbst lieben müssen, er wird für die eigenen Wünsche und Interessen über Leichen gehen müssen. Seine Liebe schenkt uns das, was wir uns selbst nie geben können; das, worauf unsere Sehnsucht eigentlich angelegt ist. Wer diese Liebe bejaht, der erlebt, was die Bibel „Freiheit der Kinder Gottes“ nennt. Dazu sind wir berufen und auch eingeladen. Es ist das Einzige, was uns retten kann.

Näheres dazu hören Sie im Podcast. Es ist der zweite Teil unserer Reihe zum Thema „Orientierung in Zeiten der Unsicherheit“ mit Klaus Eickhoff.

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