Wo finde ich Hoffnung? (Teil 1)
Viele behaupten, solche Spiritualität bräuchte man nur für Lebensbereiche, in denen es um Gefühle und Emotionen gehe. Als aufgeklärter, gebildeter Mensch sei kein Glaube mehr nötig. Einer der beliebtesten Sprüche dieser Menschen ist: „Glaube fängt da an, wo das Wissen aufhört“. Aber ist das wirklich so? Der im gesamten deutschen Sprachraum und weit darüber hinaus bekannte Referent und Buchautor Ulrich Parzany kennt diese Aussagen nur allzu gut und hatte auch selbst schon oft mit Zweifeln zu kämpfen. Inzwischen ist er jedoch zu einem überraschenden Schluss gekommen.
In der aktuellen Ausgabe der Sendereihe „Thema des Monats“ im ERF Süd betont Ulrich Parzany, dass Gott zweifelnde Fragen aushält. Dass Menschen zwischen Begeisterung und Skepsis hin und herschwankten, ist Gott gewohnt. Das gab es schon immer, auch zur Zeit Jesu. Als Jesus den Menschen half und sie von Krankheiten heilte, waren sehr viele von ihm begeistert und hörten auf das, was er zu sagen hatte. Diese Begeisterung steigerte sich noch, als Jesus zeigte, dass er eine große Menschenmenge mit der wundersamen Vermehrung von fünf Broten und zwei Fischen satt machen konnte. Von diesem Moment an, so heißt es in den Berichten, wollten sie Jesus zu ihrem König machen. Immerhin hatte er bewiesen, dass er in der Lage war, die wichtigsten Grundbedürfnisse des Menschen zu stillen. Jesus ging darauf aber nicht ein. Denn was er uns Menschen zu sagen hat, ist noch etwas ganz anderes.
In der Bibel heißt es dazu in Johannes 6,15: „Jesus wusste, dass sie als nächstes kommen und versuchen würden, ihn mit Gewalt zum König zu machen. Deshalb zog er sich wieder auf den Berg zurück, um allein zu sein.“ Als die Menschen ihn tags darauf suchten, sagte er ihnen, dass sie nicht verstanden hatten, aus welchem Grund er Wunder tat. All die Heilungen und auch die sogenannte „Speisung der Fünftausend“ waren lediglich Zeichen seiner Macht. Sie waren nicht das, worum es Jesus wirklich ging. Jesus ist nicht auf diese Welt gekommen, um uns Menschen äußerlich gesund und satt zu machen. Er ist vielmehr gekommen, um unsere Seele vor dem ewigen Verderben zu retten - das hat er in der ganzen Zeit seines Wirkens immer wieder betont. Durch unsere Rebellion sind wir von Gott getrennt, der der Ursprung und die Quelle unseres Lebens ist. Deshalb sind unsere Seelen oft leer und kaputt. Diese Leere versuchen wir zwar mit allen möglichen Dingen zu kompensieren - langfristig aber ohne Erfolg. Denn ohne die Lebensenergie, die allein von Gott kommen kann, bleiben wir ein glimmernder Docht, der letztlich verlischt.
Die Menschen wollten Jesus zu ihrem König machen, weil sie sahen, dass er ihre äußeren Probleme zu lösen imstande war. Doch dazu ist Jesus nicht auf die Erde gekommen. Seine Mission war es, sich am Kreuz von Golgatha selbst zu opfern, um damit unsere Schuld zu sühnen, so dass wir wieder Zugang zur Quelle unseres Lebens erhalten. Aber diese Botschaft wollten viele nicht hören und das ist bis heute nicht anders. Damals wie heute freuen Menschen sich, wenn sie hören, dass Gott ihnen Gutes tun will, dass er sie versorgen und beschenken möchte, aber die Botschaft, dass wir alle in einer todernsten Rebellion gegenüber Gott stehen und einen Retter für unsere Seele brauchen, begreifen nur die wenigsten. Deshalb wandten sich damals viele, die Jesus kurz zuvor noch gefolgt waren, wieder von ihm ab, als er begann, sie darüber aufzuklären. Aber Jesus ging sogar noch einen Schritt weiter und stellte sogar seine Jünger – das waren seine engsten Vertrauten – vor die Frage, ob auch sie gehen möchten. Worauf Petrus mit der berühmt gewordenen Gegenfrage antwortete: „Herr, zu wem sollten wir gehen?“ (Johannes 6,68).
In diesem Satz kommt zum Ausdruck, dass es überhaupt keine Alternative zu Jesus gibt. Selbst wenn man sich von Jesus, aus welchen Gründen auch immer, abwenden würde, was bliebe dann noch für eine Alternative? Welchen Weg wir auch einschlagen, wir kommen nicht weiter. Petrus hatte das erkannt, deshalb konnte er so antworten. Er wusste, dass Jesus der einzige Weg ist, den es sich zu gehen lohnt und er nannte auch den Grund dafür: „Du hast Worte, die zum ewigen Leben führen, und wir glauben und haben erkannt, dass du der Heilige bist, den Gott gesandt hat“ (Johannes 6, 68-69).
In dieser Aussage steckt das konkrete Gegenteil von dem, was wir eingangs als Frage in den Raum gestellt haben. Die These, die oft aufgestellt wird, lautet: „Glaube beginnt, wo das Wissen aufhört“. Nein, Glaube beginnt nicht, wo das Wissen aufhört. Vielmehr ist wirkliche Erkenntnis und wirkliches Wissen überhaupt erst aus dem Glauben heraus möglich. Das ist sogar in den Naturwissenschaften nicht anders. Auch hier geht alles nach dem Prinzip, dass zuerst eine These aufgestellt wird, die dann anhand von Experimenten oder Erfahrungen bestätigt oder widerlegt wird.
Wer in seinem Leben auf die richtige Bahn kommen will, muss zuerst Gott vertrauen. Dieses Vertrauen gehört zu unserem Leben. Jeder von uns muss, ob er will oder nicht, zuerst glauben und vertrauen. Nur so können wir Erkenntnisse gewinnen. Das ist auch in unseren Beziehungen nicht anders. Wir müssen bereit sein, Vertrauen zu investieren, um dann Erfahrungen machen zu können. Wie wollen Sie wissen, ob Ihr Partner oder Ihr Freund sie wirklich liebt? Indem Sie ihm zuerst mal vertrauen. Nur wenn ich mich auf das Wagnis und das Risiko einer Beziehung einlasse, kann ich echte Gewissheit darüber gewinnen, ob diese Beziehung auch in Krisen vertrauenswürdig ist. Diesen Vetrauensschritt kann mir niemand abnehmen, ich muss ihn selbst gehen.
Im Glauben ist es nicht anders, denn auch da geht es um genau dieses Vertrauen. Wie in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, können wir auch hier erst dann echte Erfahrungen und Erkenntnisse gewinnen, wenn wir Jesus vertrauen und ihm glauben. Wer wissen will, wie Jesus ist und wie er Leben von innen heraus bereichern, beglücken und verändern kann, der muss ihm zuerst glauben und vertrauen. Denn all das erfahren wir erst, wenn wir uns auf den Glauben einlassen.
Näheres dazu hören Sie in unserer Sendereihe „ERF Thema des Monats“. Es ist der erste Teil der Serie „Wo finde ich neue Hoffnung?“ Vertiefende Literatur rund um die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft finden Sie im Buchshop der ERF Buchhandlung "Buchgalerie", online unter buchgalerie.com