23.02.2024

"Brennen für das Leben" - Christenverfolgung in Österreich

Vor 500 Jahren musste auch sie sich heimlich treffen, um gemeinsam die Bibel zu lesen. Wenn sie sich zu ihrem Glauben bekannten, setzten sie ihr Leben aufs Spiel. Deshalb waren sie auch in ständiger Gefahr, verraten und gefangengenommen zu werden. Wenn einer seinen Glauben nicht verleugnete, wurde er gefoltert oder hingerichtet. Viele waren deshalb gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und ihren Besitz aufzugeben. Das vielleicht Traurigste aber war, dass manche gezwungen wurden, ihre Kinder zurückzulassen.  

Eine Glaubensbewegung breitet sich aus

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts standen viele mutige Menschen auf, um auf die Missstände in der katholischen Kirche hinzuweisen. Es war die Zeit der Reformation, in der auch die protestantische Kirche entstand und parallel dazu die sogenannte „Täuferbewegung“. Die Anhänger dieser Bewegung hatten zunächst die gleichen Ziele, wie die Vertreter der evangelischen Reformation. Ihnen ging es darum, ihren Glauben allein auf die Bibel, das Wort Gottes, zu gründen und auf Jesus Christus zu vertrauen. Sie wollten sich auf die grundlegende Botschaft der Bibel besinnen, dass der Mensch nur durch den Glauben an Jesus gerettet wird und nicht durch gute Werke oder durch den Kauf von Ablassbriefen, wie es von katholischen Geistlichen gelehrt wurde.

Sowohl den Protestanten als auch der Täuferbewegung war es wichtig, den Menschen zu sagen, dass Gott gnädig und barmherzig mit uns ist und dass er uns von unserer Schuld befreit, wenn wir uns zu ihm wenden. Die Täufer hatten aber noch ein weiteres wichtiges Anliegen: Sie traten für die Glaubensfreiheit ein und waren der Überzeugung, dass der Staat oder eine Volkskirche den Glauben niemals vorschreiben sollte. Dazu gehörte auch, dass sie die Säuglingstaufe ablehnten und stattdessen die Erwachsenentaufe praktizierten, bei der sich der Einzelne selbst für den Glauben an Jesus Christus entscheiden und dazu bekennen konnte. So kam es zur Täuferbewegung, die wegen ihres Glaubens bald aufs Härteste verfolgt wurde. Ihr Ziel war es, so zu leben, wie die Bibel uns das Leben der ersten Christen schildert.

Die ersten Täufer kamen aus der Schweiz. Ihre Begeisterung für den befreienden Glauben an Jesus Christus erreichte aber bald darauf auch Tirol, Vorarlberg und andere Teile Österreichs. Die Bewegung breitete sich aus und fand großen Anklang – vor allem durch die mutigen Predigten von Jörg Blaurock, der 1529 in Klausen (Südtirol) verbrannt wurde, Jakob Hutter, der 1536 in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen starb, Balthasar Hubmaier, der 1528 in Wien hingerichtet wurde, und vielen anderen, die bereit waren, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Aber nicht nur die Anführer der Täuferbewegung wurden verfolgt, auch die einfachen Gläubigen in den Dörfern und Tälern standen unter großen Druck. 

Verfolgung aufgrund des Glaubens

Erzherzog Ferdinand I. von Österreich war als Habsburger der katholischen Kirche verpflichtet und ging radikal gegen die neue Bewegung vor. Er sorgte dafür, dass die Täufer aufgespürt, unter Folter verhört und verbrannt, geköpft oder ertränkt wurden, wenn sie nicht zum katholischen Glauben zurückkehrten. Hans Kräl, der in Süd- und Nordtirol predigte, wurde verhaftet und in den „Fäulturm“ auf Schloss Taufers gesperrt. In seinen Berichten schildert er, wie er zwei Jahre lang im Finsteren und in qualvollen Umständen festgehalten wurde. Der erst 17-jährigen Ursula Hellrigel und einigen anderen, die wegen ihres Glaubens verhaftet wurden, gab man 26 Wochen kaum etwas zu essen und trieb sie so bis an den Rand des Verhungerns, nur um sie dazu zu bringen, ihre täuferischen Überzeugungen zu widerrufen. Ursula Hellrigel kam erst nach sechs Jahren wieder frei, nachdem sie auf der Burg Vellenberg bei Innsbruck und in anderen Gefängnissen in Tirol gefangen gehalten wurde. Sofort darauf musste sie ihre Heimat verlassen.

Diese und viele andere Leidensgeschichten zeigen, wie weit die Christenverfolgung damals ging. Sie hörte im Fall der Täufer auch nur deshalb auf, weil alle Anhänger der Bewegung entweder gefasst wurden oder weil ihnen die Flucht über gefährliche Bergpässe bis nach Mähren gelang, wo sie ihren Glauben endlich frei leben konnten. Viele Täufer wanderten nach Amerika aus, denn auch hier konnten sie in Sicherheit und Frieden leben. In Amerika trugen die Täufer maßgeblich dazu bei, dass in der Verfassung der USA die Glaubensfreiheit bis heute als wichtiges Recht verankert ist.

Die Ausstellung „Brennen für das Leben“

Der Verein für Täufergeschichte in Österreich hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf diese Zeit der Christenverfolgung aufmerksam zu machen. Die Ausstellung über die Täufer ist bereits seit 2021 unterwegs und in mehreren Orten Österreichs zu sehen gewesen, zuletzt im Februar 2024 in Wels. Die Ausstellung trägt den Titel „Brennen für das Leben“ und informiert eindrücklich über die Geschichte der Täufer, die für ihren Glauben gebrannt haben – viele von ihnen im wahrsten Sinn des Wortes.

Sarah Burkhardt

Wissenswertes über die Täuferbewegung und zur Ausstellung „Brennen für das Leben“ unter: www.taeufergeschichte.at. Dort finden Sie viele weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten, wenn Sie die Ausstellung besuchen oder sie zu sich einladen möchten.

 

Das könnte Sie auch interessieren