Krisen können Chancen sein
Wie die renommierte medizinische Fachzeitschrift „Lancet“ berichtet, haben Depressionen und Angststörungen in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Die Forscher schätzen, dass sich die Fallzahl bei Depressionen weltweit um 27,6 Prozent erhöht hat. Das entspricht 3.152,9 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Bei den Angststörungen sind es 25,6 Prozent oder 4.802,4 Fälle pro 100.000 Einwohner. Das heißt, dass seit 2020 über 50 Millionen Menschen mehr eine Depression diagnostiziert bekommen haben und fast 80 Millionen mehr eine Angststörung.
Das sind erschreckende Zahlen. Doch noch erschreckender ist, dass immer öfter junge Menschen davon betroffen sind. Das ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass psychische Leiden kein Tabuthema mehr sind, wie das noch vor Jahrzehnten der Fall war, wo seelische Leiden oft totgeschwiegen oder verdrängt wurden. Auch dass körperliche Belastungen bei der Arbeit tendenziell abnehmen, während psychische Belastungen zunehmen, mag zu diesem Anstieg der Zahlen beitragen. Dennoch; der Anstieg ist eindeutig und wirft Fragen auf.
Stimmungsschwankungen oder Erkrankung?
Bevor es zur eigentlichen Depression kommt, erlebt der Betroffene oft nur Stimmungsschwankungen. Dabei ist es häufig nicht leicht auseinanderzuhalten, ob es sich um ein Stimmungstief handelt oder um eine handfeste Depression. Die Übergänge sind fließend und können von jemandem im Umfeld des Betroffenen leichter bemerkt werden als vom Betroffenen selbst. Vor allem Männer tun sich oft schwer und warten meist viel zu lange, bis sie sich Hilfe holen. In der Regel gehen sie erst dann zu einem Arzt, wenn sie einfach nicht mehr anders können. Grundsätzlich gilt heute das Motto, dass jeder, der bereit ist, sich Hilfe zu holen, auch Hilfe bekommt. Aber ist das tatsächlich so?
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Ausweichen ist keine Lösung
Jede Depression kann letztlich nur dann überwunden werden, wenn der Betroffene das auch wirklich will und selbst dabei mithilft, indem er sich den Aspekten seiner Persönlichkeit stellt, von denen die Depression ausgelöst wurde. Selbst Medikamente können langfristig nur dann helfen, wenn die als Auslöser der Depression erkannten Faktoren ausgeschaltet oder zumindest minimiert werden. Eine wichtige Maßnahme zur Überwindung einer Depression ist in jedem Fall regelmäßige körperliche Bewegung. Ausdauersport, gesunde Ernährung, feste Tagesabläufe und ausreichend Schlaf können eine Therapie unterstützen und manchmal sogar ersetzen.
Wenn wir von gesunder Ernährung sprechen, denken wir in erster Linie an Vollkorngetreide, Obst und Gemüse, die in unseren Ernährungsgewohnheiten leider noch immer viel zu kurz kommen. Diese Nahrungsmittel sollten nicht nur in Zeiten einer Depression wichtiger Bestandteil unserer Ernährung sein, sondern generell. (Buchtipp: Buchreihe „Gesund & fit – durch natürliche Ernährung“. Erhältlich in der ERF Buchhandlung BUCHGALERIE.)
Wie Christen Hilfe erfahren
Christen erfahren Gottes Hilfe oft auf eine ganz eigene Art und Weise. Das können Worte aus der Heiligen Schrift sein oder Kirchenlieder, durch die Jesus in die Dunkelheit eines Menschen hineinleuchtet und dadurch den entscheidenden Anstoß zur Besserung gibt. Wen Jesus in seiner Krankheit oder in seinem Leiden auf diese Weise „besucht“ und „berührt“, der kann oft vom einen Moment auf den anderen die entscheidende Erkenntnis gewinnen, die ihm hilft, falsche Verhaltensmuster wahrzunehmen und zu verändern. Wir müssen Gottes heilsames Handeln nur zu verstehen lernen.
Wie fast jede Krankheit, kommt auch eine Depression nicht von heute auf morgen und ist deshalb auch nicht von einem Moment auf den anderen wieder verschwunden. Dennoch kann es ein erster entscheidender Schritt zur Heilung sein, wenn Gott uns die Auslöser der Depression erkennen lässt.
Gott heilt auf vielfältige Weise
Ein gesunder Glaube an Jesus Christus – das ist inzwischen bekannt – kann auf vielfältige Weise heilsam sein. Auch wenn dieser Glaube nicht wie eine Tablette wirkt, die man einnimmt. Wer durch seinen Glauben die Ursachen für seine Erkrankung erkannt hat, kann sich mit Gottes Hilfe auf den Weg machen, um krankmachende Faktoren in seiner Persönlichkeit zu überwinden und sich von Gott verändern zu lassen. Ob ein Mensch dabei lernt, mit seiner Krankheit umzugehen oder sie völlig überwindet, macht oft gar keinen großen Unterschied. Denn beides ist „heilsam“, beides stellt eine Bewältigung der Krankheit dar.
Bevor der Glaube aber als Quelle der Gesundung wirksam werden kann, kommt das Gebet und das Stillewerden vor Gott. Patienten, die imstande sind zu beten und Gott zu vertrauen, sind generell – auch statistisch gesehen – viel besser dran als diejenigen, die beides nicht können. Das gilt auch für die Zeit nach einer Operation, wie man inzwischen weiß. Viele dieser Patienten brauchen weniger Schmerzmittel und finden den Weg zurück ins normale Leben viel schneller als andere. Gebet kann auch in der Vorbeugung von Krankheiten eine große Rolle spielen, vor allem wenn es sich um Krankheiten handelt, die durch Stress ausgelöst werden.
Wie aus einer Krise eine Chance wird
Gott lässt im Leben von Menschen Krisen zu, um sie – nach Überwindung der Krise – umso reicher zu beschenken. Viele bekannte Männer und Frauen der Christenheit sind durch Krisen gegangen, um dann zu den Persönlichkeiten zu werden, als die wir sie kennen. Das sollten wir nicht vergessen. Sicher wünscht sich niemand, in eine Krise zu geraten. Aber oft lässt Gott eine Krise auch nur zu, um uns zu helfen und zu beschenken. Reinhold Ruthe, einer der profiliertesten Psychotherapeuten im deutschsprachigen Raum, Eheberater und Autor von mehr als 100 Büchern, gibt folgende Tipps für den Umgang mit Krisen:
Schritt 1: Fragen Sie nach Ihren wirklichen Motiven. „Burnout“ ist nur ein Symptom, das Anzeichen für eine Störung anzeigt. Es ist nicht die Ursache. Das eigentliche Übel sitzt tiefer. Es hat mit Ihrem Denken, Fühlen, Handeln und mit Ihren Lebensgrundüberzeugungen zu tun. Sprechen Sie mit einem Menschen Ihres Vertrauens darüber oder bitten Sie Gott im Gebet, Ihnen deutlich zu machen, was die wirklichen Ursachen für das Burnout sein könnten.
Schritt 2: Ohne wirkliche Einsicht keine Heilung. „Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung!“ Dieses Sprichwort sagt es deutlich. Wer keine Einsicht zulässt, kann auch keine Veränderung erwarten.
Schritt 3: Verzichten Sie auf Multitasking. Wer mehrere Aufgaben gleichzeitig lösen will, kann leicht in einem Burnout oder einer Depression enden.
Schritt 4: Gehen Sie barmherzig mit sich um. Arbeitssüchtige gehen in der Regel unbarmherzig mit sich und anderen um. Barmherzig ist jemand, der barmherzig mit dem anderen und mit sich selbst umgeht.
Schritt 5: Herzinfarkt beginnt im Kopf. Das behauptet der Kardiologe Dr. Kurt Skroka. Wer sich überfordert, schadet seinem Herzen. Wer Gefühle unterdrückt, Enttäuschungen, Trauer und Misserfolge nicht mitteilen kann, schädigt auch seinen Herzmuskel.
Schritt 6: Pflegen Sie die Stille vor Gott. Lärm, Hektik, Reizüberflutung und Überarbeitung sind Stress-Auslöser. In der Stille und im Gebet finden wir neue Kraft. Wenn wir schweigen, kann Gott reden.
Gott will nicht, dass wir in unseren Lebenskrisen aufgeben
Gott will, dass wir an unseren Krisen wachsen und gestärkt daraus hervorgehen. Gerade in Zeiten, in denen wir glauben, „zu Grunde zu gehen“, haben wir die größte Chance, unserer Seele neue Kraftquellen zu erschließen. Das ist eines der großen Geheimnisse unseres Lebens. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir in Zeiten der Krankheit mit Gott, unserem Schöpfer, und seinem Sohn Jesus Christus in Kontakt kommen. Denn wie heißt es im Brief des Apostels Paulus? „In Christus Jesus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ (Kolosser 2,3) An einer anderen Stelle der Bibel heißt es: „Den Herrn ernst nehmen ist der Anfang aller Weisheit. Gott, den Heiligen, kennen ist Einsicht“ (Sprüche 9,10). Wer diese Erfahrung machen darf, kann großen Gewinn daraus ziehen und Krisenzeiten viel besser bewältigen.