01.01.2020

Werte und Verlust der Werte

Sind es die biblischen Werte, die uns heute fehlen? Die wir brauchen würden, um aus dieser Spirale der Gewalt herauszukommen? Was ist davon noch aktuell? Was trägt, was hält in einer Zeit, in der Gesellschaften, Familien und Ehen zerfallen und so viele Menschen sich orientierungslos fühlen? "Schluss mit lustig", so hieß bereits 2004 ein Bestseller des ZDF Redakteurs Peter Hahne auf dem Buchmarkt, in dem er den massiven Verlust christlicher Werte beklagt.

Von welchen Werten reden wir?

Wer in seinem Leben Werte vertreten und danach leben will, braucht in jedem Fall mehr als ein wahl- und planloses Übernehmen von irgendwelchen Werten, zu denen einige sich bekennen, während der Rest sich nicht darum schert. Vielmehr müssen wir in einer Gesellschaft wissen, was wir achten und was wir ächten wollen. Doch genau diese Wertigkeiten haben sich in den vergangenen Jahren verschoben. Deshalb sind die Vorstellungen darüber, was Werte sind, heute diffuser denn je.

"Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben."
Viktor Frankl (1905-1997), österreichischer Neurologe und Psychiater, Begründer der Logotherapie

Viele Menschen haben schlicht und einfach keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, was in ihrem Leben  wichtig wäre. Sagen sie zumindest. Die Frage nach dem Woher und Wohin des Lebens stellen sie nicht. Stattdessen leben sie orientierungslos dahin und handeln nach ihrem Gutdünken. Andererseits steigt aber auch die Sehnsucht des Menschen nach dem Ewigen, wie der bekannte Zukunftsforscher Matthias Horx bereits vor Jahren schon feststellen konnte. Er schreibt: "Je mehr wir mit virtuellen Zeichen umgehen, je mehr die hastige Schrift der Computerterminals unser Leben prägt, desto größer wird die Sehnsucht der Kultur nach Ewigem."

In der Bibel lesen wir: "Was mit Händen gemacht ist, das sind keine Götter" (Apg 19,26). Das heißt im Grunde, dass keine von Menschen gemachten Werte uns letztlich Halt und Sinn bieten können. Beides brauchen wir aber für unser Leben. Sinnstiftende, bleibende Werte müssen von Gott kommen, der sie setzt, aufrecht erhält und geltend macht. Deshalb beginnt Gott seine Rede von den Zehn Geboten mit den Worten: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat" (2. Mose 20,2).

Die ethischen Anweisungen der Zehn Gebote sind von Anfang an auf Gott bezogen. Ohne den Glauben an die Autorität Gottes werden wir auch die aus den Zehn Geboten resultierenden Werte nicht mehr lange haben. Was aber kommt nach dem Verlust dieser Werte? Die menschliche Willkür?

Wie sollen unsere menschlichen Beziehungen ohne Werte gelingen?

Werte wie Liebe, Verantwortung, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, Treue, Barmherzigkeit, Rücksichtnahme und Großherzigkeit lassen sich nicht verordnen, wir müssen sie uns aneignen – und praktizieren. Erst dann können sie in unserem Leben wirksam werden. Genau das bieten uns aber die christlichen Werte. Bleibt die Frage, ob biblische Werte auch im 21. Jahrhundert noch ihre Gültigkeit haben? Schließlich wurden sie den Menschen bereits vor tausenden Jahren  von Gott gegeben. Die Antwort ist: Ja. Denn so, wie das menschliche Herz im Grunde immer das gleiche geblieben ist, sind auch die Zehn Gebote bis heute aktuell.

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Das 21. Jahrhundert und die Zehn Gebote

Wir können es wenden, wie wir wollen, die Zehn Gebote sind bis heute die entscheidende Anleitung für das Gelingen unseres Lebens. Sie sind gleichzeitig auch die Grundlage für Moral und Ethik einer jeden menschenwürdigen Gesellschaft – weit über das christliche Abendland hinaus. Wenn heute Kompromisse gemacht werden und Gesellschaften beginnen, diese Werte zu relativieren, stellt das nicht die Gültigkeit der Gebote in Frage, sondern zeugt nur von unserer Haltung gegenüber diesen Geboten. Die Werteordnung der westlichen Welt, wie sie z. B. in der UN-Menschenrechts-Charta zum Ausdruck kommt, basiert auf den Zehn Geboten.

"Wer keine wahren Wert mehr kennt, nimmt das Wichtige für unwichtig und das Unwichtige für wichtig."
Lü Bu We (ca. 300-235 v. Chr.), chinesischer Kaufmann, Politiker und Philosoph

Wer diese Gebote lebt, in dessen Leben können sie wirksam werden. Auch wenn sich heute viele schwer damit tun und nur die wenigsten die Zehn Gebote überhaupt noch kennen. Deshalb seien sie an dieser Stelle einmal genannt:

1. Das erste Gebot

"Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Fertige dir keine Götzenstatue an, auch kein Abbild von irgendetwas am Himmel, auf der Erde oder im Meer. Wirf dich nicht vor solchen Götterfiguren nieder, bring ihnen keine Opfer dar! Denn ich bin der Herr, dein Gott" (2. Mose 20,3-5).

2. Das zweite Gebot

"Du sollst meinen Namen nicht missbrauchen, denn ich bin der Herr, dein Gott! Ich lasse keinen ungestraft, der das tut" (2. Mose 20,7).

3. Das dritte Gebot

"Achte den Sabbat als einen Tag, der mir allein geweiht ist! Sechs Tage sollst du deine Arbeit verrichten, aber der siebte Tag ist ein Ruhetag, der mir, dem Herrn, deinem Gott, gehört. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten, weder du noch deine Kinder, weder dein Knecht noch deine Magd, auch nicht deine Tiere oder der Fremde, der bei dir lebt. Denn in sechs Tagen habe ich, der Herr, den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen und alles, was lebt. Aber am siebten Tag ruhte ich. Darum habe ich den Sabbat gesegnet und für heilig erklärt" (2. Mose 20,8-11).

4. Das vierte Gebot

"Ehre deinen Vater und deine Mutter, dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der Herr, dein Gott, dir gebe" (2. Mose 20,12).

5. Das fünfte Gebot

"Du sollst nicht töten" (2. Mose 20,13).

6. Das sechste Gebot

"Du sollst nicht die Ehe brechen" (2. Mose 20,14).

7. Das siebte Gebot

"Du sollst nicht stehlen" (2. Mose 20,15).

8. Das achte Gebot

"Sag nichts Unwahres über deinen Mitmenschen" (2. Mose 20,16).

9. Das neunte Gebot

"Begehre nicht, was deinem Mitmenschen gehört: weder sein Haus noch seine Frau"
(2. Mose 20,17).

10. Das zehnte Gebot

"Begehre nicht seinen Knecht oder seine Magd, Rinder oder Esel oder irgendetwas anderes, was ihm gehört" (2. Mose 20,17).

Der Wert der Würde des Menschen

In den Verfassungen zahlreicher europäischer Staaten ist es zu lesen – wie z. B. im Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Dieses staatliche Bekenntnis hat seinen Ursprung im christlichen Menschenbild, dem die Zehn Gebote zugrunde liegen. Ebenso entspringen die Werte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit den Zehn Geboten. Alle diese Werte haben jüdisch-christliche Wurzeln und gehen viel weiter zurück als auf die französische Revolution, in deren Verlauf an die Stelle von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Herrschaft der Guillotine trat.

Der christliche Glaube hat unser westliches Denken fast 2000 Jahre lang geprägt. In dieser Zeit sind viele biblische Werte so sehr zum Allgemeingut geworden, dass wir heute oft gar nicht mehr daran denken, dass es alle diese Werte ohne das Christentum gar nicht gäbe. Denken wir nur an die Gleichberechtigung von Mann und Frau – auch das ist ein christlicher Wert, der z. B. in islamisch geprägten Ländern bis heute noch nicht zu finden ist. Der biblische Schöpfungsbericht hingegen sagt klar, dass der Mensch in seinem Wert unterschiedslos vor Gott dasteht, egal ob Mann oder Frau.

Inwieweit der christliche Glaube und sein Verständnis von den Werten Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Treue, Nächstenliebe und Solidarität u. a. auch in Zukunft richtungsweisend sein wird, wird sich zeigen – z. B. in der Debatte über "lebenswertes" und "nicht lebenswertes" Leben, bei der Frage nach dem Religions- oder Ethik-Unterricht an Schulen oder in der Frage der Abtreibung.
All das sind Fragen, die eng mit unseren Werten verknüpft sind und auf die wir Antwort geben müssen – jeder von uns.

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